Adventsbräuche

Magie der Vorweihnachtszeit

„Allüberall auf den Tannenspitzen

Sah ich goldene Lichtlein blitzen …“

(aus: „Knecht Ruprecht“, Theodor Storm)

 

Wenn festlich geschmückte Straßen und Plätze im Lichterglanz erstrahlen und es nach frischgebackenen Plätzchen und Glühwein duftet, ist es wieder so weit: Der Advent ist da und mit ihm eine Fülle an Bräuchen und Traditionen, die uns helfen, die dunkle Jahreszeit zu einer Zeit der Besinnung zu machen und das Warten auf das Fest der Liebe versüßen. Advent, von lateinisch „adventus“ abgeleitet, bedeutet Ankunft und ist die Zeit der erwartungsvollen Vorbereitung auf die Geburt Christi.

In diesen Wochen wollen wir Freude schenken, unsere Lieben umarmen, mit Freunden beisammen sein, aber auch zur Ruhe kommen und innere Einkehr pflegen.

Die Adventsbräuche, die uns dabei begleiten, sind so vielfältig wie die Sterne am winterlichen Himmel. Einige wollen wir euch mit ihrem spannenden historischen Hintergrund vorstellen.

Der Adventskranz: Symbol der Erneuerung

Der Klassiker unter den Adventsbräuchen hierzulande ist der Adventskranz. Doch kaum einer kennt seine Entstehungsgeschichte, und die geht so:

Im evangelisch geprägten Rauhen Haus in Hamburg – einer 1833 von Johann Hinrich Wichern gegründeten Stiftung für die Betreuung von Kindern – spielte das Weihnachtsfest eine große Rolle. In der Vorweihnachtszeit fragten die Kinder immer wieder, wann denn endlich Weihnachten sei. Um ihnen das Warten leichter zu machen, bastelte Wichern 1839 eine Art Weihnachtskalender: Er nahm ein Wagenrad und befestigte darauf so viele Kerzen, wie es Tage vom ersten Advent bis zum Heiligen Abend waren. Den Kranz hängte er im Betsaal des Waisenhauses auf. Jeden Tag wurde eine neue Kerze angezündet – eine kleine für die Werktage, eine große für die Advents-Sonntage. Die Kinder wussten dadurch immer, wie viele Tage es noch bis Weihnachten sind. Einen Nebeneffekt hatte der Kranz auch: Die Kleinen lernten auf einfache Weise das Zählen. Vielleicht sollte man nach den ernüchternden Ergebnissen der Pisa-Studie den Wichern-Kranz wieder einführen?

Um 1860 wurde der Kranz mit Tannengrün geschmückt und setzte sich in den evangelischen Kirchen und Privathaushalten bis Anfang des 20. Jahrhunderts allgemein durch. 1925 soll erstmals ein Kranz in einer katholischen Kirche in Köln gehangen haben. Der Kreis des Adventskranzes nimmt das Bild von der Sonne auf, die ab Weihnachten – die Tage werden wieder länger – an Stärke gewinnt.

Der Psychiater C. G. Jung beschrieb die vier Kranzkerzen als symbolisches Bild der Verwandlung, als Ausdruck der Wiedergewinnung unserer Vollständigkeit. Mit Anzünden der vierten Kerze schließt sich der Kreis. Dieser symbolträchtige Kranz ist heute in fast allen deutschen Wohnzimmern heimisch.

Der Adventskalender: Eine Überraschung für jeden Tag

Kaum ein anderer Adventsbrauch bringt Kinderaugen so zum Leuchten wie der Adventskalender mit seinen 24 kleinen Überraschungen hinter jedem Türchen. Der erste Adventskalender wurde 1908 in München gedruckt. Hinter den Türen verbargen sich früher Bilder, die ausgeschnitten und aufgeklebt wurden. Heute sind dort nicht mehr nur Bildchen, sondern Schokolade oder Spielzeug zu finden, aber auch Pflegeprodukte oder Parfüms und vieles mehr. Denn: Das tägliche Ritual, das die Spannung und Vorfreude bis zum Heiligen Abend steigert, macht auch großen Kindern Freude. Echte Weihnachtsfans basteln die Kalender für ihre Liebsten selbst und füllen sie mit individuellen Geschenken.

Der Advent schmeckt gut –Lebkuchen, Weckmänner, Stollen und Zimt

Apfel, Nuss und Mandelkern, haben alle Kinder gern. Und nicht nur die Kids. Zu den ursprünglich sehr gesunden Adventsköstlichkeiten haben sich mit der Zeit zahlreiche weitere Leckereien gesellt, wie beispielsweise Lebkuchen mit seinen verschiedenen Varianten. Ursprünglich wurde er in mittelalterlichen Klöstern als Heil- und Arzneimittel zur Appetit- und Verdauungsanregung hergestellt. Mittlerweile sind Lebkuchenherzen und -häuser fester Bestandteil der Adventszeit.

Größter Beliebtheit erfreut sich auch der Weckmann. Im Mittelalter gab es den Brauch, dass Menschen, die nicht zur heiligen Messe erscheinen durften oder konnten, wie zum Beispiel Kranke oder Büßer, als Eucharistieersatz eine Figur aus Teig bekamen. Ursprünglich sollte der Weckmann den Bischof von Myra, also unseren Nikolaus, abbilden. Weckmänner findet man übrigens auch in unseren Nachbarländern: In der Schweiz ist der Weckmann als Grittibänz bekannt, in Lothringen als Jean Bonhomme und in den Niederlanden als Buikmann, um nur einige der außergewöhnlichen Namensschöpfungen zu nennen. Egal wie sein Name ist – er schmeckt Kindern und Erwachsenen gleichermaßen.

Ebenfalls nicht mehr wegzudenken: Der Christstollen. Er wurde zuerst 1300 in Sachsen gebacken und ist Symbol für das in weiße Tücher gehüllte Christkind; eine Jahrhunderte alte Geschichte von Tradition und Geschmack. Rosinen, Butter, süße und bittere Mandeln, Orangeat, Zitronat, Mehl, Milch und Hefe – so ist es überliefert – müssen Bestandteile des Teiges sein, sagt der Schutzverband Dresdner Stollen e. V..

„Weihnachten ohne Zimt ist wie Ostern ohne Eier“, heißt es auf koch-mit.de. Das beliebte Gewürz ist neben Kardamom und Nelken fester Bestandteil von vielen Weihnachtsnaschereien wie Zimtsternen, Lebkuchen und Spekulatius. Übrigens: Zimt schmeckt nicht nur, sondern ist auch noch gesund. „Studien legen nahe, dass Zimt unter anderem bei Diabetes und Bluthochdruck helfen kann und außerdem deinem Gehirn guttut“, ist auf https://www.prosieben.de/serien/galileo zu lesen.

In der kalten Jahreszeit geht nichts ohne ihn: den Glühwein. Was viele nicht wissen: Seinen Ursprung hat der Würzwein bei den alten Römern. Ziel war es, kostbare Weine länger haltbar zu machen. Deswegen gaben die Römer Gewürze dazu: Muskat, Zimt, Anis, Nelken, Orangen- und Zitronenschale verleihen dem Heißgetränk aus verschiedenen Weinen den besonderen Geschmack.

Apropos Glühwein: Wo könnte man ihn wohl besser genießen als gemeinsam mit Freunden oder Familie auf einem der stimmungsvollen Weihnachtsmärkte, die alljährlich unsere Innenstädte in eine Winterwunderwelt verwandeln?

Weihnachtsmärkte – Weihnachtszauber

Wo kann man sich schöner auf Weihnachten einstimmen als zwischen festlich beleuchteten und zauberhaft dekorierten Buden, an denen Kunsthandwerk, Krippen, Spielzeuge und Leckereien aller Art feilgeboten werden? Bei weihnachtlicher Musik lässt es sich entspannt bummeln, um das leibliche Wohl kümmern sich die Essensstände, an denen es neben Gebäck und gebrannten Mandeln auch herzhafte Speisen gibt. Karussells lassen Kinderherzen höher schlagen, und viele Märkte verfügen über eine Schlittschuhbahn.

Ihren Ursprung haben die heutigen Märkte im Mittelalter. Bereits 1384 soll der Bautzener Wenzelsmarkt stattgefunden haben. Der Dresdener Striezelmarkt wird 1434 urkundlich genannt. Ähnlich lange gibt es den berühmten Nürnberger Christkindlesmarkt und den Augsburger Lebzeltermarkt. Ein Wiener Wintermarkt geht gar auf das Jahr 1382 zurück. Allerdings hatten die Märkte im Mittelalter wenig mit unseren heutigen Veranstaltungen zu tun. Sie waren eher Versorgungsmärkte für den anstehenden Winter und das Weihnachtsfest. Der Übergang zum stimmungsvollen Vergnügen beginnt im 17. und 18. Jahrhundert. In dieser Zeit vollzieht sich ein Wandel des Weihnachtsfests vom rein religiösen hin zu einem bürgerlichen Familienfest. Geselliges Beisammensein und Geschenke für die Kinder gewinnen an Bedeutung. Allein in Deutschland finden mittlerweile jährlich mehr als 2500 Weihnachtsmärkte statt. Der Leipziger Weihnachtmarkt gilt mit seinen rund 300 Ständen als einer der größten des Landes.

Traditionelle Weihnachtsmärkte sind mittlerweile auch international beliebt. In Wien, Salzburg, Rom, Bozen, London, Zagreb, Kopenhagen, Stockholm, Prag oder Riga genießen die Menschen Weihnachtsmarktbesuche. Auch in zahlreichen Städten der USA erfreuen sich German Christmas Markets großer Beliebtheit. Und in Vancouver, Tokio, Peking, Kapstadt, Sydney oder Auckland haben entweder Einwanderer an der Tradition festgehalten oder die Globalisierung hat den beliebten Budenzauber zum weltweiten Exportschlager gemacht.

Advent und Licht gehören zusammen

Der Stern von Bethlehem, der den drei Weisen aus dem Morgenland den Weg weist, ist das älteste Symbol für die Ankunft Christi. Ob auf Straßen, Plätzen, Weihnachtsmärkten, in Schaufenstern oder der heimischen Wohnung – überall verbreiten leuchtende Sterne oder Kerzen feierliche Stimmung und vermitteln Geborgenheit. Mit aufwendiger Dekoration, Lichterketten und viel Liebe zum Detail verwandeln viele Menschen ihre Häuser in ein Lichtermeer. Weihnachten und Licht gehören einfach zusammen. Aber warum eigentlich? Licht gilt als göttliches Ursymbol, erklärt Christa Schülke, Korrespondentin des Evangelischen Pressedienstes im Sonntagsblatt, https://www.sonntagsblatt.de/artikel/glaube/warum-das-licht-zum-weihnachtsfest-gehoert

„Es werde Licht!“, hat Gott am ersten Tag der Schöpfung gesagt. „Gut 600 Jahre später sagt Jesus: ‚Ich bin das Licht der Welt‘ (Joh 8,12)“, so Schülke weiter.

Grün ist die Hoffnung

Ein weiteres Ritual in der Adventszeit ist das Schmücken mit Barbara- und Mistelzweigen. Barbarazweige sind Zweige von Obstbäumen, die nach einem alten Brauch am 4. Dezember geschnitten und in der Vase aufgestellt werden. Der Brauch geht auf die Zeit der Christenverfolgung zurück. Barbara ließ sich gegen den Willen ihres Vaters taufen, daher sollte sie eingesperrt werden. Doch auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein Kirschbaumzweig in ihren Kleidern. In der Zelle stellte sie ihn in einen Wasserkrug, wo er Knospen bildete, die am Tag ihres Todes erblühten. Die am 4. Dezember, dem Barbaratag abgeschnittenen Zweige, beginnen an Weihnachten zu blühen und erinnern so an den Glanz und die Freude, die mit der Ankunft des Erlösers in die Welt kommt.

Bis heute hängen in vielen Häusern in der Weihnachtszeit Mistelzweige in den Türrahmen. Paaren soll das Küssen unter diesen Zweigen Glück bringen – ein Brauch wie geschaffen zum Fest der Liebe. Probiert es aus!

Der Star aber ist natürlich der Weihnachtsbaum. Zugegeben, er ist eigentlich kein Adventsbrauch, denn traditionell wird der Baum erst an Heilig Abend aufgestellt. Aber auf öffentlichen Plätzen und Weihnachtsmärkten erfreut er schon vor dem Fest die Passanten.

Historisch gesehen ist der Weihnachtsbaum ein relativ spätes Phänomen. Erst im 19. Jahrhundert findet er in Deutschland Verbreitung. Das Grün der Zweige symbolisiert die Hoffnung, das Rot der Weihnachtsbaumkugeln das Blut Christi. Nicht zuletzt verströmt das Tannengrün seinen unvergleichlichen Duft – ohne den Weihnachten nur halb so dufte wäre.

Adventsbräuche in aller Welt

Weltweit gibt es eine Fülle verschiedenster Adventsrituale. In Skandinavien zum Beispiel wird der Advent oft mit dem traditionellen Lucia-Fest gefeiert, bei dem eine Lichterkönigin, die Lucia, in weißem Gewand und mit Kerzen auf dem Kopf durch die Dunkelheit zieht. Dieses Fest symbolisiert Hoffnung durch das Überwinden der Dunkelheit durch das Licht. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland Lucia-Umzüge.

In Mexiko wird “Las Posadas“ gefeiert, das soviel wie “die Herbergen“ bedeutet. Zwischen dem 16. und dem 24. Dezember ziehen verkleidete Mädchen und Jungen durch die Straßen und erinnern so an Marias und Josefs Suche nach einer Unterkunft. Die Häuser sind mit weihnachtlichen Piñatas dekoriert – farbenfrohen Figuren aus Pappmaché, die mit Süßigkeiten gefüllt sind. Nach der Prozession dürfen die Kinder sie zerschlagen – ein großer Spaß für die Kleinen.

Ganz gleich, wo auf der Welt wir uns in den Wochen vor Weihnachten befinden:

Der Advent mit all seinen Lichtern und Bräuchen kündet von Hoffnung, Neuanfang und Frieden.

Weihnachten beschenkt Gott die Christen mit seinem Sohn, auf dass er Frieden und Trost bringe. Doch auch für Nichtchristen soll es ein Fest des Friedens und der Familie sein, geprägt von Besinnlichkeit, Miteinander und Vorfreude. Eine Zeit mit großer Symbolkraft, in der das Licht der Zuversicht, Zukunftsvertrauen und Erneuerung über das Dunkel triumphiert. Lasst uns das feiern!

 

Quellen:

 

 

 

 

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