Augenkrankheiten

Die neue Zivilisationskrankheit

Eine neue Volkskrankheit hat uns erreicht: Wir sehen immer schlechter. In diesem Blog haben wir schon mehrfach auf den ausufernden Medienkonsum hingewiesen. Dass der nicht ohne Folgen für unser Augenlicht bleibt, sollte allen bewusst sein. Weil sich unsere Lebens- und Arbeitsgewohnheiten verändert haben, werden in Zukunft mehr Menschen schlechter sehen, sagt die Weltgesundheitsorganisation. Weltweit leben 2,2 Milliarden Menschen mit Sehbehinderungen oder Blindheit.

Eine Milliarde dieser Fälle wäre jedoch vermeidbar oder behandelbar, wie aus dem 2019 veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Augengesundheit hervorgeht. Um Kurz- und Weitsichtigkeit und Grauen Star zu behandeln, bräuchte es weltweit 13 Milliarden Euro, errechnete die WHO. Die Augengesundheit werde in den nächsten Jahrzehnten eine große Herausforderung für die Gesundheitssysteme darstellen, so die Organisation. Denn die Zahl der von Blindheit und Sehstörungen betroffenen Menschen werde noch zunehmen.

Wir fragen uns, hat das etwas mit unserem Medienkonsum zu tun? Tatsache ist, immer mehr Menschen auf der Welt haben schlechte Augen. Wie es in 10 bis 20 Jahren aussieht, kann sich jeder vorstellen, wenn er sich folgende Zahlen anschaut: 41,1 Millionen Erwachsene (ab 16 Jahren) tragen in Deutschland eine Brille, darunter 23,4 Millionen ständig und 17,7 Millionen gelegentlich. Demzufolge tragen nun zwei von drei Erwachsenen eine Brille. Überdurchschnittlich starke Zuwächse gab es in den letzten fünf Jahren in den Gruppen der 20- bis 29-jährigen (plus 4 Prozentpunkte) sowie der 30- bis 44-jährigen (plus 6 Prozentpunkte). Zu diesen Ergebnissen kommt die soeben veröffentlichte „Brillenstudie“ des Instituts für Demoskopie Allensbach, die vom Kuratorium Gutes Sehen (KGS) in Auftrag gegeben wurde. Schauen wir uns einmal ein paar Zahlen an, die sehr aufschlussreich aufzeigen, wie die neue Zivilisationskrankheit entsteht.

Digitaler Sehstress für unsere Augen

Im Juni 2021 fragte NordVPN Tausende von Internetnutzern in Spanien, Frankreich und Deutschland, wie viel Zeit sie online verbringen. Die Ergebnisse waren erschreckend:

In einer gewöhnlichen Woche verbringen die Menschen hierzulande etwas mehr als 51 Stunden im Internet – das sind mehr als zwei Tage. Auf das Jahr gerechnet, macht das 111 Tage – in Deutschland im Schnitt 24 Jahre, 8 Monate und 14 Tage online. Da die durchschnittliche Lebenserwartung hierzulande nach Angaben der Weltbank bei 80,89 Jahren liegt, verbringen wir im Schnitt also 24 Jahre, 8 Monate und 14 Tage online – also nahezu ein Drittel unseres Lebens im Netz.

Von den 51 Stunden pro Woche entfallen mehr als 20 Stunden auf Tätigkeiten rund um den Arbeitsplatz. Die restlichen fast 31 Stunden verteilen sich auf verschiedene Online-Aktivitäten. Im Durchschnitt beginnen die Deutschen jeden Tag um 9:14 Uhr mit dem Surfen im Netz und melden sich erst um 21:24 Uhr wieder ab. Die Umfrage zeigt auf, dass fast 45 % der Deutschen sich einen Tag ohne Internet nicht mehr vorstellen können. Die meisten sind für ihre Hobbys sogar auf das Internet angewiesen. Die Befragten geben außerdem an, dass diese Abhängigkeit sie häufig dazu verleite, viele ihrer persönlichen und teils sensiblen Daten preiszugeben.

In Spanien verbringt der durchschnittliche Internetnutzer sogar noch mehr Zeit online, nämlich 28 Jahre, 9 Monate und 10 Tage online. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Spanien liegt laut Weltbank bei 83,43 Jahren.

Die Internetnutzer in Frankreich verbringen unterdes 27 Jahre, 7 Monate und 6 Tage online, wobei die durchschnittliche Lebenserwartung in Frankreich laut der Weltbank bei 82,72 Jahren liegt.

Was die sozialen Medien betrifft: Die Spanier scrollen ganze 6 Stunden und 1 Minute durch Facebook & Co. – bei den Franzosen sind es stolze 6 Stunden und 39 Minuten. Auch beim Streaming übertreffen Spanier mit 8 Stunden und 4 Minuten sowie die Franzosen mit 6 Stunden und 18 Minuten die deutschen Nutzer.

Insgesamt lässt sich sagen, dass es in allen drei Ländern mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gab. Bei Aktivitäten wie Recherchen, Videogesprächen, Spielen und anderen lagen die höchsten und niedrigsten nationalen Wochendurchschnittswerte alle nicht mehr als 30 oder 40 Minuten auseinander. NordVPN hätte die Studie auch in Belgien, Holland, Schweden, England oder Griechenland durchführen können, die Ergebnisse wären die gleichen gewesen.

Wie sich dieser Internet-Konsum auf unser Augenlicht auswirkt, müsste man eigentlich nicht weiter erläutern. Auch unser Schlaf wird empfindlich gestört. Es ist so, dass viele ihr Handy und sogar ihr Tablet mit ins Bett nehmen, und sogar bis spät in der Nacht im Schlafzimmer Filme und Serien schauen. Das blau leuchtende Licht eines Displays unterdrücke die Melatonin-Produktion zusätzlich.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zeigen Studien, dass 45 Prozent der 11- bis 18-Jährigen ihr Smartphone auch noch im Bett checken, davon 23 Prozent mehr als zehnmal pro Nacht. Haben im September 2019 zum Beispiel die Kinder durchschnittlich 79 Minuten werktags mit Spielen am Computer verbracht, waren es im April dieses Jahres 139 Minuten.

Der Rat von Augenärzten lautet, Kinder mindestens zwei Stunden am Tag zum Spielen nach draußen zu schicken. Im Freien herrscht an sonnigen Tagen auch im Schatten eine Lichtstärke von etwa 10.000 Lux, in geschlossenen Räumen, im Haus, der Wohnung oder im Klassenzimmer sind es gerade mal meist nur 500 Lux.

Neue Studien beweisen, dass das Blaulicht die Netzhaut der Augen dauerhaft schädigen kann. Wissenschaftler der Universität Toledo haben im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass das blaue Licht, welches auch in digitalen Geräten wie zum Beispiel Smartphones enthalten ist, wichtige Bestandteile in der Netzhaut der Augen angreift. Durch das blaue Licht kann es zu einer sogenannten Makuladegeneration kommen:

Die Forscher fanden heraus, dass blaues Licht die Netzhaut verändern und Fotorezeptorzellen abtöten kann. Augenärzte empfehlen daher einen Abstand von circa 40 Zentimetern zwischen Auge und Objekt, woran sich nur niemand hält.

 

Augengesundheit – die nächste große Herausforderung

Auch die WHO meint, dass das Arbeiten am Computer und das Smartphone ein großer Faktor für den Anstieg an Augenerkrankungen sind. Zudem steige die Kurzsichtigkeitsrate an, weil sich Menschen viel mehr in geschlossenen Räumen aufhielten.

Unser wichtigstes Sinnesorgan, das Auge, wird täglichem Stress ausgesetzt, der zu Augenerkrankungen führen kann. Nur eine Reduzierung der Bildschirmarbeit und der Nutzung von Smartphones, Tablets und Computern kann Abhilfe schaffen. Weitere Risikofaktoren für Augenerkrankungen können Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes sein. Häufig beginnt es mit Augenflimmern, was ein Zeichen von Übermüdung, Überanstrengung der Augen ist. Wichtig ist daher, ein gesunder Lebensstil. Dazu gehört nicht zuletzt eine gesunde Ernährung, denn unsere Augen brauchen auch Nährstoffe und Vitamine.

Können Augen eigentlich wieder besser werden? Ja, durch konsequentes Training lässt sich Fehlsichtigkeit lindern, und das wollen wir in einem weiteren Beitrag zum Thema Augentraining ausleuchten.

Bleibt gesund, und achtet auf eure Augen.

Quellen:

Institut für Demoskopie Allensbach

NordVPN

Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin DGSM

WHO

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