Blasenentzündungen

Keine reine Frauensache

Eigentlich, so denkt man zumindest, ist eine gemeine Blasenentzündung eher reine Frauensache. Das ist weit gefehlt. Eine Blasenentzündung ist oftmals die Folge einer Unterkühlung des Unterleibs, die die Abwehrkräfte der Blase herabsetzt, so die gängige Meinung. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Man sollte eine Blasenentzündung niemals unterschätzen; unbehandelt können schwere Folgen drohen, wie eine Reizblase, Blasensteine, Inkontinenz, ein Harnwegsinfekt bis zum schlimmsten Fall, einem Blasentumor.

Aufmerksam geworden sind wir durch das Buch „Blase gut – alles gut“. Prof. Dr. med. Stephan Roth, Direktor der Urologischen Universitätsklinik Wuppertal, Lehrstuhlinhaber für Urologie an der Universität Witten/Herdecke, den das Nachrichtenmagazin Focus zu einem der besten Ärzte Deutschlands gekürt hat, hat erst neulich dazu sein Buch „Blase gut – alles gut“ bei Books on Demand veröffentlicht.

Eine Blasenschule 

Die 288 Seiten sind eine Art Blasenschule für alle. Hier findet man das geballte Wissen über die Blase und wie sie bei Entzündungen, Inkontinenz, Harndrang und anderen Unannehmlichkeiten selbst, aber auch durch eine Fachperson zu behandeln ist.

Denn die Hoffnung auf eine Wunderpille gegen diese Probleme ist leider oft vergeblich, schreibt Roth. Mit seinem Buch will er bewirken, dass Blasenprobleme kein Tabuthema mehr sind und wir mit unseren Beschwerden nicht mehr, wie es seine Erfahrung ist, zu spät zum Arzt gehen. Prof. Dr. med. Stephan Roth schreibt in seinem Buch. Weitere Informationen zum „Herz im Unterleib“ gibt es darüber hinaus auf www.blasendoktor.de

Blasenentzündungen sollte man ernst nehmen

Interessant ist, dass Blasenentzündungen bei Frauen und Männern oft eine andere Ursache haben, wobei die ersten Anzeichen für eine Blasenentzündung wie ständiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und Unterleibsschmerzen bei beiden Geschlechtern die gleichen sind. In der Regel tritt beim Wasserlassen ein unangenehmes Brennen mit teilweise starken Schmerzen auf, so dass Betroffene das Gefühl haben,ständig zur Toilette rennen zu müssen.

Dabei ist der Urin oft trüb, bei schwereren Fällen sogar blutig, hinzukommen Unterleibsschmerzen oder Krämpfe. Von hier aus ist es dann kein weiter Weg mehr zu den Blasensteinen. „Blasensteine“ entstehen meist, wenn sich die Harnblase nicht  vollständig entleeren lässt, also Restharn in der Blase verbleibt“, sagtDr. Feigl, leitender Oberarzt der Klinik für Urologie im Klinikum München-Bogenhausen, der Apotheken-Umschau.

Man spricht nicht gerne darüber

Was viele nicht wissen, neben den Infekten der Atemwege, unter denen Allergiker besonders leiden, kommen Harnwegsinfekte am häufigsten vor. Wir vermuten, dass es wohl daran liegen könnte, dass man ungern darüber spricht.

Es ist ja auch verständlich,wer möchte schon im Freundeskreis oder bei Bekannten seine Blase zum Gesprächsthema machen, da schweigt man doch lieber und leidet alleine. Nur leider müssen wir das Thema ernst nehmen, da unbehandelt sehr schwere Folgen damit verbunden sind.

Die Blasenentzündung (Cystitis) ist eine Entzündung der Harnblase, erste Anzeichen dafür, das mit eurem Körper, beziehungsweise der Blase, gesundheitlich etwas nicht stimmt, ist in den meisten Fällen die Verfärbung des Urins. Um sicherzugehen, dass es sich um eine Blasenentzündung handelt, kann man einen Urintest (gibt es in der Apotheke) zu Hause machen. Wenn der Test auf eine Entzündung hinweist, ist unverzüglich der Arzt aufzusuchen. Auch in Arztpraxen werden Schnelltests zum Nachweis von Bakterien im Urin durchgeführt.

Frauen sind von einer Blasenentzündung viermal häufiger betroffen als Männer. Jede zweite Frau erwischt es mindestens einmal im Leben. Und das betrifft Frauen jeden Alters, Mädchen, junge Frauen und auch über 60-Jährige.

Der häufigste Auslöser für eine Blasenentzündung bei Frauen sind Escherichia Coli und Enterokokken. Diese können zum Beispiel auch durch kontaminiertes Trinkwasser oder durch Essen von verunreinigten Lebensmitteln in den Körper gelangen. Enterokokken lösen meistens Harnwegsinfektionen aus. Wenn die Bakterien den Darm verlassen und in die Blase wandern, entzünden sich Harnleiter, Blase und Harnröhre. 

Zu etwa 95 Prozent sind Bakterien der Auslöser von Blasenentzündungen. „Zu den häufigsten Erregern zählen die Escherichia Coli. Sie sind Teil der natürlichen Darmflora und dort in ihrer Funktion unentbehrlich“, sagt die Allgemeinmedizinerin Petra Rudnick vom TK-Ärztezentrum. Harnröhren- und Darmausgang liegen bei Frauen von Natur aus näher zusammen als bei Männern. Zudem ist die weibliche Harnröhre mit wenigen Zentimetern deutlich kürzer, sodass Bakterien schneller den Weg in die Blase finden.

Seltener kommen Erreger vor, die durch mangelnde Hygiene oder durch Sexualkontakte übertragen werden können. Ausgeschlossen ist es dennoch nicht. Früher wurde eine Blasenentzündung fast immer nur mit Antibiotika behandelt, doch heute rät man davon ab. Nur bei schweren Fällen wird noch ein Antibiotikum verschrieben. Bei leichten Beschwerden empfehlen Ärzte oft ein schmerz- und entzündungshemmendes Mittel wie Ibuprofen.

Es gibt auch Alternativen

Den Heilungsprozess bei einer Blasenentzündung kann man auch durch viel trinken zur Durchspülung der Harnwege und der Blase mit einer Wärmflasche oder mit warmen Umschlägen und Sitzbädern beschleunigen. Helfen können auch Cranberry-, Preiselbeer- und Heidelbeersaft. Generell sollte man viel trinken, am besten Blasen- und Nierentees als unterstützende Therapie. Zitrussäfte, Kaffee und Alkohol hingegen sind zu meiden.

Die Urologin Schultz-Lampe betont: „Cranberry gilt derzeit als effektivste Vorbeugung bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfekten.“ Die Inhaltsstoffe der Beere lähmen die Flimmerhärchen der Bakterien, sodass diese schlechter an die Blasenschleimhaut andocken können, erklärt die Ärztin den Stuttgarter Nachrichten. Die Einnahme von Cranberrysaft reduziere signifikant die Anzahl von Bakterien im Urin.

Pflanzliche Therapeutika

Zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen sowie bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen werden pflanzliche Therapeutika, wie zum BeispielSenföle aus Kapuzinerkresse oder Meerrettich eingesetzt und empfohlen, da sie gut verträglich sind. Dementsprechend wurden sie in der 2017 aktualisiertenS3-Leitliniezur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen aufgenommen.

Wenn sich schon Blasensteine gebildet haben, kann man diese mit Medikamenten auflösen (Litholyse). Bei größeren Steinen werden diese mittels einer Ultraschalluntersuchung lokalisiert, durch Stoßwellen zertrümmert und anschließend mit dem Urin ausgeschieden.

Der Blasenkrebs

Wenn eine Blasenentzündung über Jahre nicht behandelt wird, erhöht sich das Blasenkrebsrisiko. Daran erkranken in Deutschland jährlich rund 22.000 Männer und 7.000 Frauen.

Männer sind damit rund dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Bei den Neuerkrankungen in Deutschland zählt der Blasenkrebs zu den häufigeren Krebsarten. Das Tückische beim Blasenkrebs ist, dass er 15 bis 30 Jahre ganz langsam heranwächst, ohne dass man es mitbekommt.

Im Frühstadium ist der Blasenkrebs schwer zu erkennen, da es keine eindeutigen Blasenkrebs-Anzeichen und keine spezifischen Beschwerden gibt. Laut Krebsinformationsdienst gibt es in Deutschland zwar ein gesetzliches Krebsfrüherkennungs-programm, aber Harnblasenkrebs gehört nicht zu den darin erfassten Tumorarten, da eskein ausreichend wissenschaftlich belegtes Untersuchungsverfahren gibt.

Wenn er in die benachbarten Bauchorgane,wie die Prostata bei Männern oder den Uterus, die Gebärmutter bei Frauen,gestreut hat, sieht es nicht mehr so gut aus. Wenn der Blasenkrebs erst spät erkannt wird und schon das Muskel- und Lymphgewebe befallen hat, kann auch eine Blasenentfernung nicht mehr helfen, der Krebs endet dann tödlich. 4000 Patienten sterben in Deutschland im Jahr an einem Tumor der Harnblase.

Das Risiko an Blasenkrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Lebensalter. Doch Vorsicht, auch jüngere Menschen können betroffen sein.

Die genaue Ursache von Blasenkrebs ist noch unklar, doch es werden einige Risikofaktoren aufgezählt. Dazu zählt das Rauchen, chemische Stoffe, einige Medikamente (u. a. das Schmerzmittel Phenazetin) und das Chemotherapie-Medikament Cyclophosphamid, chronische Blasenentzündungen sowie Blasensteine.

Sofort zum Arzt

Wichtig ist, dass beim ersten Anzeichen von Blut im Urin sofort ein Arzt aufgesucht werden muss. Unbehandelt können die Blasentumore in tiefere Schichten der Harnblase vordringen. Das kann durch den rechtzeitigen Arztbesuch verhindert werden, denn in sieben von zehn Fällen befindet sich der Blasenkrebs noch auf der Schleimhaut, und ist damit gut behandelbar.

Der Arzt führt zunächst ein Patientengespräch, anschließend erfolgen Blut- und Urinuntersuchung. Sollte nach diesen ein Verdacht aufkommen, wird der Arzt weitere Maßnahmen wie Ultraschall und eine Blasenspiegelung anordnen, um den Verdacht auf Blasenkrebs auszuschließen oder zu erhärten.

Wenn dem Arzt dann alle Untersuchungsergebnisse vorliegen, kann er einschätzen, in welchem Stadium sich der Krebs befindet, wie die Krankheit verlaufen wird und beurteilen, wie er den Krebs behandeln kann.

Der Blasenkrebs ist nicht unbedingt tödlich, doch unbehandelt ist die Lebenserwartung nun einmal begrenzt. Je früher die Diagnose feststeht, desto größer ist die Heilungsaussicht. 70 Prozent der Betroffenen werden geheilt. Wenn der Blasenkrebs noch oberflächlich wächst und noch nicht gestreut hat, liegen die Heilungschancen bei fast 80 Prozent. Anschließend muss der Patient zu regelmäßigen Kontrollen, um rechtzeitig wiederkehrende Karzinome frühzeitig zu erkennen.

Denkt also daran: Blase gut, alles gut und bleibt gesund!

Quellen:

Akademie der deutschen Urologen, Arbeitskreis Harnsteine, Stand 2015

Urologenportal, die Seiten der deutschen Urologen; http://www.urologenportal.de

S3-Leitlinie unkomplizierte Harnwegsinfektion – Update 2017 (Interdisziplinäre S3 Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“, AWMF-Register-Nr. 043/044)

Unkompliziert bis problematisch, Diagnose und Therapie von Harnwegsinfektionen. In: Deutsche Apotheker Zeitung, Nr. 18, Mai 2014, S. 42–55.

Glucosinolate gegen bakterielle Infekte. In: Deutsche Apotheker Zeitung. Nr. 25, Juni 2010, S. 105–107.

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