Bücher-Highlights für den Herbst

Buch-Premieren für den Herbst 2022

Jetzt, wo die Abende kühler und eher dunkel werden, kann man es nicht mehr leugnen: Der Herbst ist endgültig da, die beste Jahreszeit für kuschelige Abende auf der Couch, mit etwas zu naschen, am besten einem Teller Obst, einem guten Glas Wein und einem interessanten Buch. 

Der Herbst 2022 verspricht uns spannende Buch-Premieren. Diese Bücher-Highlights solltet ihr auf keinen Fall verpassen. Wir haben für euch einige Vorschläge für perfekte graue Tage auf der Couch.

Nur, so einfach wie sich das anhört, ist das gar nicht. Laut UNESCO werden jährlich weltweit 1.793.000 neue Bücher veröffentlicht. Das sind mehr als 4.900 Bücher pro Tag. Fasst man Erst- und Neuauflagen zusammen, dann sind 2021 in Deutschland exakt 71.640 Titel erschienen (gut 5.600 Titel weniger als 2020). Davon waren 63.992 Erstauflagen, also echte Novitäten.

Mehr als die Hälfte der Deutschen hat über 50 Bücher im Regal stehen – und nur wenige lesen im Laufe eines Jahres gar kein Buch. Das ergab eine aktuelle YouGov-Umfrage. Demnach schätzen 13 Prozent der Deutschen ihren privaten Bücherbestand auf 10 Bücher oder weniger, 30 Prozent auf 11 bis 50 Bücher.

Deutsche lesen lieber Bücher als E-Books, und das gar nicht so selten. Nach Angaben des Portals statista.de lesen 39 Prozent fünf Bücher im Jahr, 27 Prozent sogar mehr als zehn. Am beliebtesten sind Romane und Krimis. Damit sind die Deutschen noch lange nicht die Leseweltmeister. Die meisten Bücher werden in China, Russland und Spanien gelesen.

Buchempfehlungen für den Herbst

Ian McEwans: Lektionen

Ian McEwans bislang persönlichster und epischster Roman führt auch tief in die deutsche Geschichte. Über historische Ereignisse und wie sie das alltägliche Leben beeinflussen.

Der Protagonist Roland Baines begegnet 1958 als Kind im Internat einer Klavierlehrerin, eine Begegnung, die sein Leben bestimmen wird.1986 verlässt ihn und das gemeinsame Baby seine Frau Alissa. Im gleichen Jahr sorgt sich die Welt wegen Tschernobyl, und Roland beginnt, nach Antworten zu suchen.

Ein ganzes Leben vor dem Hintergrund der großen Ereignisse unserer Zeit, vom Kalten Krieg bis zur Gegenwart, vom Fall der Berliner Mauer bis hin zur Pandemie und zum Klimawandel. Mit den Schauplätzen Berlin, München, Murnau und Liebenau. Ein bewegender, zutiefst menschlicher Roman über Liebe, Verlust, Kunst und Versöhnung, mit autobiografischen Bezügen zu McEwans eigenem Leben.

Alberto Manguel: Fabelhafte Wesen

Ob Sindbad der Seefahrer, Superman, Don Juan oder Alice im Wunderland: Literarische Heldinnen und Helden haben zahlreiche Abenteuer zu bestehen, die sie klug und welterfahren machen. Sie werden damit zu inspirierenden Begleiter:innen, die uns immer wieder neue Antworten geben auf die großen Fragen des Lebens. Dank Alberto Manguel entdecken wir die Weltliteratur neu.

„In Fabelhafte Wesen zeigt Alberto Manguel, dass sich in erfundenen Figuren unser eigenes Leben widerspiegelt. Fürwahr, denken wir, so sind wir, das ist es, was wir einander antun.
Und diese Selbsterkenntnis ist die edelste Aufgabe der Literatur.“ Salman Rushdie

Alberto Manguel, 1948 in Buenos Aires geboren, wuchs in Israel und Argentinien auf und ist kanadischer Staatsbürger. Als polyglotter Kosmopolit hat er als Kritiker, Lektor und Übersetzer gearbeitet. Er ist Schriftsteller und leidenschaftlicher Büchersammler und -leser. Sein in alle Weltsprachen übersetztes Buch „Eine Geschichte des Lesens“ wurde 1998 mit dem Prix Médicis ausgezeichnet. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt Alberto Manguel 2008 den Mainzer Gutenberg-Preis. In Lissabon wird in einem Palast in der Altstadt seine legendäre Bibliothek zugänglich sowie ein Studienzentrum für die Geschichte des Lesens eingerichtet.

„Einsame Nacht“ von Charlotte Link

Mitten in den einsamen Yorkshire Dales fährt eine junge Frau allein in ihrem Wagen durch eine kalte Dezembernacht. Am nächsten Morgen findet man sie ermordet auf, in ihrem Auto, das fast zugeschneit auf einem Feldweg steht. Es gibt eine Zeugin, die beobachtet hat, dass ein Mann unterwegs bei ihr einstieg.

Ihr Freund? Ein Fremder? Ihr Mörder? Polizistin Kate Linville beginnt mit ihren Ermittlungen und ist schnell auf einer Spur, die in die Vergangenheit führt, zu einem Cold Case.

Der neue Roman von Charlotte Link hat es spannungsmäßig in sich. Sie versteht es, ihre Leser:innen von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Ein tiefgreifender und komplexer Fall, der hohe Wellen schlägt und dabei so viel Wut und Angst zutage bringt.
Ein spannender Kriminalroman, mit Charakteren, die Geschichten zu erzählen haben und mit ernsten Themen aufwarten, die berühren und zum Nachdenken bringen. Unbedingt lesen!

„Blasse Helden“ von Norris von Schirach

Anton zieht zu Beginn der 1990er Jahre nach Moskau. Hier hofft er jene Leichtigkeit und Freiheit zu finden, die er im Westen vermisst. Engagiert wird der 32-jährige Deutsche von einem Rohstoffhändler, der für seine riskanten Geschäfte in der rapiden zerfallenden Sowjetunion einen zuverlässigen Mr Fix-it sucht. Anton ist dafür der ideale Mann:

Er hat keine politische Haltung, stellt keine moralischen Fragen und beherrscht die Kunst lässig-dionysischen Gleitens. Es verlangt ihn nach schönen Frauen, der hohen Kultur und, natürlich, Geld. Schnell erhält Anton Zugang zu den neuen Eliten des Landes.

Er lässt sich treiben und führt als „blasser Held“ ein bizarres Leben. Sein lustvoller Gleitflug endet jäh, als Putin ein Jahrzehnt später die Szene betritt. Anton muss sich entscheiden.

Norris von Schirachs großer Roman über das Russland zur Jelzin-Zeit. Ein herrliches Buch, das den Leser an die Hand nimmt, nach Russland entführt, ihn lachen und schmunzeln lässt und am Ende nachdenklich macht. Am Ende fragt man sich „Was hat sich seit Putin geändert?“ Ein beeindruckender Debütroman von Norris von Schirach, den man gelesen haben sollte.

„Staatskunst“ von Henry Kissinger

Henry Kissingers neues Buch „Staatskunst“, jetzt in deutscher Übersetzung bei C. Bertelsmann, beinhaltet sechs politische Lektionen für das 21. Jahrhundert. Beeindruckend. Zeitlos.

Und vor allem hochaktuell. Am Beispiel von sechs Staatenlenkern, denen der Friedensnobelpreisträger persönlich verbunden war – Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, Richard Nixon, Anwar el-Sadat, Lee Khan Yew und Margaret Thatcher -, führt uns Kissinger vor, wie aus einer Symbiose von Strategie, Mut und Charakter politische Führung wächst.
Jeder dieser Persönlichkeiten fügt er ein Motto bei, das die Politik dieser Person beispielhaft in einem Satz bündelt und verdeutlicht dadurch, was Staatskunst ausmacht.

Selbst wenn wir diese Persönlichkeiten aus heutiger Sicht oftmals auch kritisieren können. Nichtsdestotrotz, angesichts wiederaufflammender Großmachtkonflikte können wir als Leser sehr viel von diesen absolut fesselnden 600 Seiten geopolitischer Analyse lernen.

Vor allem, was es im politischen Dialog zu vermeiden gilt und was auf keinen Fall toleriert werden darf. Nicht umsonst ist Herr Kissinger mit seinen 99 Jahren noch immer ein wegweisender Jahrhundertpolitiker und Meister der Diplomatie, wovon sich viele eine ordentliche Scheibe abschneiden können, so sie denn überhaupt noch das unbezahlbare Talent des Zuhörens besitzen. Grandios.

Ein Roman über Macht und Männer – „Treue“ von Hernan Diaz

„Je mehr ein anderer am eigenen Alltag teilhat, desto mehr fühlt er sich berechtigt, Geschichten über einen zu verbreiten. Das hat mich immer erstaunt. Man würde doch meinen, Nähe befördere Treue.“

Hernan Diaz‘ vielschichtiger Roman dekonstruiert den amerikanischen Mythos von Männern, Macht und Reichtum und gipfelt in einer provokanten Geschichte der Emanzipation. „Ein Meisterwerk … Wie Diaz Kapital und Leben verknüpft und Eis zu Glut macht, ist einzigartig.“ (Xaver von Cranach, Der Spiegel)

Am Anfang steht das Geld. Und ein Mann, der es zu vermehren versteht wie kein Zweiter. In der schillernden New Yorker Finanzwelt der 20er-Jahre wächst Benjamin Rasks Vermögen ins Unermessliche. Aber erst seine Ehe mit der geheimnisvollen Helen gibt seinem Leben Sinn. Bald vibriert die ganze Stadt vor Gerüchten um das rätselhafte Paar, und mit der Zeit beginnen die vielen Erzählungen die Wahrheit über die Eheleute zu verschleiern.

Das außergewöhnliche Leseerlebnis von Hernan Diaz über einen polarisierenden Finanzhai ist geistreich geschrieben, mit viel Humor und Originalität und steht auf der Longlist des Man Booker Prize, 2022. Absolute Leseempfehlung!

Shortlist Deutscher Buchpreis 2022: „Dschinns“ von Fatma Aydemir

Fatma Aydemirs großer Familienroman – „Ihr Sound hat eine Wucht, die abwechselnd ins Herz und in die Magengrube geht.“ Alena Schröder

Dreißig Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach.

Fatma Aydemirs großer Gesellschaftsroman erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Was sie jedoch vereint: das Gefühl, dass sie in Hüseyins Wohnung jemand beobachtet. Voller Wucht und Schönheit fragt „Dschinns“ nach dem Gebilde Familie, den Blick tief hineingerichtet in die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und weit voraus.  Die Personen der türkisch/kurdischen Familie werden so intensiv gezeichnet, dass sich ein tiefer Einblick in die verschiedenen Seelen und Charaktere ergibt. Zerrissen zwischen alter Heimat und Deutschland zwischen moderner Gesellschaft und den gelernten Traditionen und Wertvorstellungen. Ein wertvoller und beeindruckender Gesellschaftsroman, der ein tiefes Verständnis für die deutsch/türkischen Mitbürger in Europa aufzeigt.

„Die Quellen des Unglücks versiegen nie, umso weniger, wenn Familien von einem Land ins andere migrieren. Deshalb muss auch die Geschichte dieser Familie erzählt werden, denn sie ist wie alle guten Geschichten eine, die man so noch nie gelesen hat und die über die Familie hinaus in die Gesellschaft weist. Der Schmerz dieser Familie trifft ins Mark – aber er öffnet die Augen, das Herz und manchmal sogar den Mund. Dann beginnt das Erzählen.“ Martina Läubli, NZZ Bücher am Sonntag, 27.03.22. 

Auf der Frankfurter Buchmesse wird das Preisbuch bekannt gegeben.

Zum Schluss haben wir noch was für die Herbstküche

Der Autor und Foodstylist Martin Kintrup präsentiert in „Richtig Wild“ moderne Rezepte, die auch Wild-Kochanfängern gelingen.

„Es ist Zeit für eine neue, kreative Wildküche, die neben Rehbraten, Hirschgulasch oder Kaninchenragout neue Akzente setzt. Der preisgekrönte Kochbuch-Autor Martin Kintrup zeigt, wie Wildbret in mediterranen Pasta-Gerichten, auf dem Grill oder in hippem Streetfood eine gute Figur macht. Mit 40 modernen Wild-Rezepten und acht passenden Menü-Empfehlungen wird das Sonn- oder Feiertagsessen mit Freunden oder der Familie zum unvergesslichen Erlebnis.“

Wir wünschen euch viele schöne Leseabende auf der Couch und einen großartigen Herbst!

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