Cannabidiol (CBD)

Kraft und Wirkung bei Schmerzen

Cannabis gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt und wurde bereits vor 12.000 Jahren in Persien und China als Getreide angebaut. Auch in Indien legte man schon vor 5.000 Jahren verletzten Kriegern Hanfblätter auf die Wunden, um die Schmerzen zu lindern.

Die ersten Schriften zur medizinischen Nutzung von Cannabis, für die aufgrund der hohen Menge der darin enthaltenen Cannabinoide fast ausschließlich die weiblichen Blüten der Hanfpflanze verwendet werden, gehen auf ein rund 4700 Jahre altes chinesisches Lehrbuch über Botanik und Heilkunst zurück.

Die Verwendung innerhalb der indischen Kultur gibt Hinweise auf die Nutzung der psychoaktiven Eigenschaften von Cannabis. Dort kommt Cannabis noch heute zur Unterstützung der Meditation zum Einsatz. Die Hanfpflanze wurde in den Veden (Indien, 1500 bis 1300 vor Christus), aber auch im Chu-tzu (China, circa 300 vor Christus) als heilig bezeichnet.Vor allem in Zentralasien waren bereits einige der heute wiederentdeckten medizinischen Eigenschaften der Cannabispflanze bekannt, wie ihr überlieferter Einsatz bei einigen neurologischen Erkrankungen beweist.

CBD ist die Abkürzung für Cannabidiol, ein Phytocannabinoid der weiblichen Hanfpflanze. Es kommt also ganz natürlich in der freien Natur vor und ist im Gegensatz zu dem Cannabinoid THC nicht berauschend. CBD fällt deshalb auch nicht unter das deutsche Betäubungsmittelgesetz.

CBD ist also im Gegensatz zu THC legal und kann ohne Mengenbeschränkung frei erworben werden. Die medizinische Verwendung von Marihuana begann, als Kalifornien 1996 als erster Staat Marihuana für medizinische Zwecke legalisierte, kurz darauf folgten Alaska, Oregon und 1998 Washington, 1999 folgte Maine.

Cannabidiol ist vielfältig einsetzbar

Der Wirkstoff Cannabidiol kann bei Epilepsie, schizophrenen Psychosen, Stress, Burn-out, Schlafstörungen, Schmerzen, Entzündungen, Migräne, Übelkeit und Erbrechen helfen. Heute wird Cannabidiol zudem bei vielen weiteren Beschwerden eingesetzt, wie zur Linderung neurologischer Erkrankungen (Hysterie, Kopfschmerzen/Migräne, Verspannungen), aber auch zur Behandlung von Malaria, Rheuma, Gicht, Tetanus, Tollwut, kindlichen Spasmen, Delirium tremens.

Außerdem findet es Verwendung als Schmerzmittel bei chronischen Schmerzen oder Gelenkentzündungen, dient zur Linderung von Muskelkrämpfen, hilft bei Appetitlosigkeit, Magenschmerzen, Verstopfung, Schlaflosigkeit und zur Unterstützung der Wehen, verschafft Linderung bei Gebärmutterleiden und Menstruationsbeschwerden. Darüber hinaus wird es zur Unterstützung der Substitutionstherapie bei Sucht nach Opiaten und Chloralhydrat und zur Behandlung von grünem Star sowie Asthma eingesetzt.

Tierversuche sollen gezeigt haben, dass Cannabinoide das Wachstum von Tumoren und die Metastasierung hemmen sowie Krebszellen zum „Selbstmord“ (Apoptose) veranlassen. Allerdings gibt es hierzu bisher nur zwei Studien, soll heißen, hier muss noch viel mehr geforscht werden.

Schon Hildegard von Bingen kannte die Kraft und Wirkung von Heilpflanzen und hat darüber viel geschrieben. Bei Husten oder anderen Erkältungsbeschwerden empfahl sie Kräuter wie Liebstöckel, Süßholz, Wildthymian oder Bertram (insbesondere bei Schnupfen).

Außerdem sollen laut Hildegard von Bingen Kümmel, Lavendel und Gundermann den Körper beim Kampf gegen Lungenerkrankungen oder Ohrenschmerzen unterstützen. Darüber hinaus gibt es nach Hildegard von Bingen die ätherischen Öldrogen. Zu diesen werden allerdings nur Pflanzen gezählt, die die ätherischen Öle in sehr hoher Konzentration enthalten.

Den ätherischen Öldrogen werden unter anderem folgende Wirkungsweisen nachgesagt: entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, erleichtern das Abhusten, stärkend für Magen, Leber, Galle und Darm, bekämpfen Erreger von Gärungen im Körper und bekämpfen Bakterien. Und auch von Cannabis war Hildegard von Bingen angetan: als Mittel gegen Magenschmerzen oder Übelkeit.

Cannabis als Medizin

Lange waren Cannabis-Medikamente in Deutschland nur bei Spastikern und Multipler Sklerose zugelassen. Seit 2017 ist es durch das Gesetz„Cannabis als Medizin“ möglich, auch bei anderen schwerwiegenden Erkrankungen Cannabis-Medikamente verordnet zu bekommen. In Ausnahmefällen dürfen Ärztinnen und Ärzte die reinen Blüten verschreiben oder Cannabis-Präparate in Form von Kapseln, Tropfen, Öl oder als Mundspray.

Ärzte verordnen Cannabis-Produkte – wie zum Beispiel Dronabinol-Tropfen – chronisch kranken Patienten, die gängige Schmerzmittel nicht vertragen oder bei denen diese nicht mehr wirken.

Krankenkassen übernehmen die Kosten

„Schwerkranke Menschen müssen bestmöglich versorgt werden. Dazu gehört, dass die Kosten für Cannabis als Medizin für Schwerkranke von ihrer Krankenkasse übernommen werden, wenn ihnen nicht anders wirksam geholfen werden kann“, erklärt der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

Für diese erweiterte Kostenübernahme sorgt eine Änderung im fünften Buch Sozialgesetzbuch (SGB V): Künftig können neben Fertigarzneimitteln auf Cannabisbasis auch getrocknete Cannabisblüten von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet werden, wenn diese zu Therapiezwecken notwendig sind. Zukünftig soll in Deutschland auch ein staatlich kontrollierter Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke möglich sein.

Nur: Cannabis ist nicht das Mittel der ersten Wahl, denn es hilft nur einem Teil der Patienten, so die Erfahrung vieler Schmerztherapeutinnen und -therapeuten aus den letzten fünf Jahren. Mal wirkt Cannabis-Medizin in kleinsten Dosen, aber oft wirkt sie eben nicht.

Wem sie hilft und wem nicht, ist auch für Mediziner nicht immer vorherzusehen. Laut einer Studie wirkt Cannabis noch am besten gegen Nervenschmerzen (Neuropathie) Schmerzen, die im Nervensystem entstehen. Auch bei Multipler Sklerose, starkem Gewichtsverlust durch eine Tumorerkrankung (Tumorkachexie) und in der Palliativmedizin scheinen Cannabis-Arzneimittel wirksam zu sein. Aber auch bei älteren Menschen mit chronischen Schmerzen können laut Experten z. B. Dronabinol-Tropfen in niedriger Dosis sinnvoll sein.

Cannabis in der Sportmedizin

Mittlerweile hat Cannabis sogar in die Sportmedizin Einzug erhalten. Die Sport-Verletzungen, die mit Cannabis behandelt werden können, variieren je nach Aktivität und Sportler von geringfügig bis schwerwiegend, aber die häufigsten sind geschwollene und wunde Muskeln, Frakturen, dislozierte Gelenke und Kopfverletzungen.

Legalisierung von Cannabis

Nun hat in Deutschland die Ampel-Regierung beschlossen, Cannabis zu legalisieren. Die Regierung erklärte in einer Pressekonferenz ein dementsprechendes Vorhaben, dass der EU-Kommission jetzt übermittelt wird. Sollte die EU-Kommission keine Einwände haben, wird der Erwerb und Besitz zwischen 25 und 30 Gramm Cannabis voraussichtlich bis 2024 straffrei werden.

Davon kann man nach unserer Meinung halten, was man will. Ob das eine gute Idee ist, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen. Gerade bei Jugendlichen ist der Cannabiskonsum mit Risiken verbunden. Da das Gehirn noch in der Entwicklung ist, kann es zu dauerhaften Schädigungen wie Psychosen, Depressionen und Intelligenzminderung kommen, warnt die AOK. 

Statistiken zum Cannabiskonsum

Nach den Ergebnissen des Alkoholsurveys 2021 zu Alkohol, Rauchen, Cannabis und Trends der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist der Anteil Jugendlicher im Alter von 12 bis 17 Jahren, die in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung Cannabis konsumiert haben, von 4,6 % im Jahr 2011 auf 7,6 % im Jahr 2021 angestiegen.

Bei den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren zeigt sich seit 2008 ein Wiederanstieg der 12-Monats-Prävalenz. Bezogen auf alle jungen Erwachsenen betrug diese im Jahr 2021 25 % – im Jahr 2010 waren es noch 12,7 %. Während es bei der Mehrzahl der Konsumenten beim Probierkonsum bleibt, stellen die regelmäßigen und häufigen Cannabiskonsumenten die eigentliche Risikogruppe dar.

 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch.

Expertinnen und Experten zum Thema

Dr. Maja Falckenberg, Schmerzambulanz Alten Eichen
Hohe Weide 17B
20259 Hamburg
(040) 54 04 060

Dr. Jan-Henrich Stork, Zentrum für Schmerztherapie
Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin
Krankenhaus Tabea GmbH & Co. KG im Artemed-Klinikverbund
Kösterbergstraße 32
22587 Hamburg
www.tabea-fachklinik.de

 

Quellen:

cannabis-apotheke.de/die-geschichte-einer-kulturpflanze

bundesgesundheitsministerium.de

Brand EJ, Zhao Z. Cannabis in Chinese Medicine: Are Some Traditional Indications Referenced in Ancient Literature Related to Cannabinoids? Front Pharmacol.

ndr.ratgeber.de

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