Die Grippe

Eine unterschätzte Gefahr für unsere Gesundheit

Eine Krise löst die andere ab, und dies nun im vierten Jahr in Folge. Das Land wird von der größten Influenza-Welle seit Jahren überrollt.  Die Grippewelle 2022/2023 ist in vollem Gange: Influenza liegt auf Platz Eins bei den Krankenhauseinweisungen. 

Das deutsche Gesundheitssystem wird von einer der stärksten Grippesaisons der vergangenen Jahre überrollt. „Die derzeitige Influenza-Welle ist sogar stärker als die große Welle von 2017 und 2018“, heißt es vom Verband der niedergelassenen Ärzte (Virchowbund). 

Bis zum Jahresende verdoppelten sich laut dem Robert Koch Institut (RKI) die Grippe-Fälle von Woche zu Woche und erreichten in der 50. Kalenderwoche einen Höchstwert. Im Rahmen der ICD-10-Code basierten Krankenhaussurveillance (ICOSARI) lag auch die Zahl schwerer akuter respiratorischer Infektionen (SARI) insgesamt auf einem sehr hohen Niveau im Bereich der Höchstwerte früherer Grippewellen, schreibt das RKI. Laut dem Robert Koch Institut (RKI) erreichte die Zahl der Influenza assoziierten Todesfälle in Deutschland in der Saison 2017/18 mit ca. 25.100 Grippetoten einen Höchststand.

Während der letzten größeren Epidemie im Jahre 1995/96 forderte die Influenza schätzungsweise 30.000 Tote allein in Deutschland. Auch derzeit steigen die Todesfälle an. Um zwölf Prozent lag die Sterbefallzahl Ende 2022 über dem mittleren Wert der Vorjahre, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Die jährliche Grippewelle hat in den vergangenen Jahren meist im Januar begonnen und drei bis vier Monate bis in den April gedauert. Nur 2022 hat sich das schlagartig geändert. Dass die Grippewelle 2022/23 so ungewöhnlich früh begann und im Vergleich zu den letzten 20 Jahren derart steil ansteigt, ist insbesondere dem Nachholeffekt geschuldet.

Durch die Maskenpflicht fiel 2020/21 die Grippewelle weltweit aus. Und auch in 2021/22 blieb Deutschland von einer Grippewelle so gut wie verschont. Die Maskenpflicht hat aber dazu geführt, dass das Immunsystem der Menschen geschwächt wurde, und so kommt es häufiger zur Ansteckung mit den Grippeviren. Auch der totale Wegfall der Maskenpflicht von einem Tag auf den anderen hat zu einer höheren Infektionsrate geführt.

In Krankenhäusern lag Ende des Jahres der Anteil der Influenza-Patienten unter all jenen Hospitalisierten, die wegen einer schweren akuten Atemwegsinfektion neu im Krankenhaus aufgenommen wurden, bei 28 Prozent. Die Zahlen des RKI verdeutlichen zudem, dass von der Grippe derzeit eine größere Gefahr ausgeht als von Corona.

Ein überproportionaler Anstieg der Todesfälle ist zu befürchten, weil sich die Qualität der Versorgung umso mehr verschlechtern dürfte, je länger die Engpässe im Gesundheitswesen andauern“, heißt es vom IfW.

Grippeimpfung für ältere Menschen

Seit dem epidemiologischen Bulletin 1|2021 rät die STIKO älteren Menschen ab 60 Jahren zum standardmäßigen Grippeschutz mit einem Hochdosisgrippeimpfstoff und damit zu Efluelda, da Efluelda derzeit der einzige zugelassene Hochdosis-Grippeimpfstoff auf dem Markt ist.

Im Ergebnis schützen aber alle verfügbaren Grippeimpfstoffe der Saison 2022/23 gleichermaßen vor Influenza A (H1N1) und (H3N2) sowie vor Influenza B/Austria (Victoria-Linie) und B/Phuket (Yamagata-Linie).

Diese Grippeimpfstoffe gibt es 2022/2023

Unterschiedliche Altersindikation

Afluria Tetra 2022/2023 (ab einem Lebensalter von 18 Jahren)

Efluelda 2022/2023 (Hochdosis-Impfstoff, Erwachsene ab einem Lebensalter von 60 Jahren)

Fluad Tetra 2022/2023 (Impfstoff mit Wirkverstärker, Erwachsene ab einem Lebensalter von 65 Jahren)

Solltet ihr die Grippeimpfung im November und Dezember versäumt haben, kann es auch zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen.

Seit 2007 gehören Schutzimpfungen zu den Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Dies gilt auch für die Grippeimpfung: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die vollständigen Kosten für die Grippeimpfung. Dazu muss der Versicherte lediglich seine Versichertenkarte beim Arzt vorlegen.

Seit Oktober 2022 bieten auch Apotheken die Grippeschutzimpfung als sogenannte Regelleistung an. Das heißt, dass die Impfung über die Gesundheitskarte abgerechnet werden kann.

Was gilt es nach dem Impfen zu beachten?

Schonen Sie sich etwas nach der Impfung. Es spricht nichts gegen eine leichte körperliche Belastung nach einer Impfung. Übertreiben sollte man es allerdings nicht: Extreme Ausdauersportarten oder Trainings mit hoher Gewichtsbelastung sollten unmittelbar nach einer Impfung besser vermieden werden.

Jede Grippe wird durch Viren ausgelöst. Viren sind mikroskopisch kleine Erreger, kleiner noch als Bakterien. Sie vermehren sich sehr schnell, wenn sie erst einmal in den Körper gelangt sind. Das Abwehrsystem des Körpers braucht einige Zeit, bis es genug Antikörper gebildet hat, um die Virusinfektion zu bekämpfen.

Vorbeugen hilft vor Ansteckung

Hygiene ist das A und O – wascht gründlich die Hände mit Wasser und Seife. Vermeidet möglichst, mit den Händen die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase zu berühren. Auch auf Händeschütteln sollte verzichtet werden und bitte haltet Abstand zu niesenden oder hustenden Personen. Große Menschen-Ansammlungen sollte man meiden.

Grippeviren werden nicht nur durch direkten Körperkontakt übertragen. Sie haften auch an Gegenständen – etwa am Haltegriff im Bus – und sie bleiben noch eine ganze Weile in der Luft, wenn eine infizierte Person gehustet, geniest oder einfach nur gesprochen hat.

Lüftet am besten mindestens drei- bis viermal täglich für rund fünf Minuten das Zimmer. Da Grippeviren auch durch Schmierinfektionen übertragen werden, solltet ihr unbedingt Dinge, die ihr oft anfasst, regelmäßig reinigen. Die Türklinke, das Treppengeländer, das Handy und die Tastatur sind nur einige Beispiele.

Wichtig bei einer Grippe-Behandlung: sich schonen, viel trinken und regelmäßig lüften.
Neuraminidasehemmer wie Tamiflu und Relenza (nur in besonderen Fällen verschrieben) unterbinden die Vermehrung der Viren., schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente lindern die Beschwerden. Das Problem: Mehr als 250 Medikamente sind in Deutschland zurzeit nicht lieferbar. Darunter: Antibiotika, Blutdrucksenker, Fiebersaft und Schmerzmittel.

Lebenswichtige Antikörperpräparate sind nicht mehr erhältlich

Das meldet der NDR-Ratgeber Gesundheit: „Auch Menschen mit einer angeborenen Immunschwäche sind von Lieferproblemen betroffen. Weil ihr eigenes Abwehrsystem nicht richtig funktioniert, sind sie auf Präparate mit Antikörpern (Immunglobulinen) angewiesen, die aus gespendetem Blutplasma gewonnen werden.

Nachdem bereits drei Hersteller solcher Immunglobulinpräparate gravierende Lieferengpässe wegen eines Mangels an Plasmaspenden vermeldet haben, hat der verbleibende vierte Hersteller den Verkauf seines Präparates Cutaquig in Deutschland mit der Begründung eingestellt, die Produktionskosten seien mittlerweile höher als die von den Krankenkassen gezahlten Preise. Patienten und Patientinnen drohen ohne das Medikament gehäufte und schwere Infekte.“ Mit anderen Worten: Dieser Personenkreis ist stark grippegefährdet.

Und es gibt einen Vorwurf: Eine Mitschuld an den Versorgungsproblemen geben Apotheker den Krankenversicherungen. Diese schließen mit den Herstellern Rabattverträge ab. Dadurch wird die Gewinnspanne der Pharmaunternehmen kleiner. Um Geld zu sparen, legen Arzneimittelhersteller kaum noch Vorräte an, sondern produzieren nur noch nach Bedarf.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert als zuständige Bundesbehörde über aktuelle Lieferengpässe. So können sich Ärzte und Apotheker einen Überblick verschaffen und die vorhandenen Restbestände den Erkrankten zukommen lassen, die sie am dringendsten benötigen.

Wer sich vor einer Grippe schützen will, dem bleibt nur die Grippeimpfung. Ärzte raten vor allem gefährdeten Personengruppen zu einer Grippeschutzimpfung.  Oder ihr tragt die bei vielen ungeliebten Masken. Nur, die Maske schützt tatsächlich. Das Tragen von zertifizierten Schutzmasken ist höchst empfehlenswert, wie Forscher des Göttinger Max-Planck-Instituts berechnet haben.

FFP2-Maskentest

Beim FFP2-Maskentest der Stiftung Warentest hat hinsichtlich der „Filterwirkung für Aerosol­partikel“ und „Atemkomfort“ die FFP2-Atemschutzmaske RM 100 von medisana mit dem bestmöglichen Testurteil abgeschlossen. Das geprüfte Model hielt rund 99 Prozent der Aerosol­partikel zurück und schützt somit nachweislich gegen Corona und andere Viren.

Eine weitere Belastung sind die Arbeitsausfälle durch die Grippewelle derzeit auch für die Unternehmen. Wie immens die Zahl der Arbeitsausfälle ist, verdeutlichen aktuelle Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK). So liegt die Anzahl der Krankenstände unter den TK-Versicherten derzeit rund 29 Prozent über dem Vorjahreswert – und sogar rund 21 Prozent über dem bisherigen Höchstkrankenstandswert von 4,25 Prozent im Jahr 2018.

In einem pessimistischen Szenario rechnet das IfW mit einer Dauer bis in die dritte Aprilwoche 2023 und einem bis dahin weiter um 50 Prozent höheren Krankheitsniveau als in der letzten schweren Grippewelle 2017/18.

Achtet auf euch und bleibt gesund!

 

 

Quellen:

infektionsschutz.de

RKI

TK-GesundheitCoach

NDR-Ratgeber Gesundheit

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