Heilende Kraft durch Wasser

nach Sebastian Kneipp

„Ich glaube, dass ich kein Heilmittel anführen kann, das sicherer heilt als das Wasser.“  (Pfarrer Sebastian Kneipp)

Sebastian Kneipp – Heilung mit Wasser

Die Kneipp-Medizin (Kneipp-Therapie) basiert auf Konzepten von Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) und gründet auf den fünf Säulen Lebensordnung, Wasser, Bewegung, Ernährung und Kräuterheilkunde.

Das Zusammenspiel dieser fünf Prinzipien kann sowohl als präventive als auch als kurative Behandlung eingesetzt werden. Kneipp ist der Namensgeber für die Kneipp-Medizin, und erst durch ihn wurde die früher angewandte Hydrotherapie, die heilende Kraft durch Wasser populär. Die Philosophie von Kneipp ist heute wichtiger denn je.

1846 erkrankte Kneipp an einer Lungenkrankheit. 1848 stieß er auf Johann Sigmund Hahns Buch „Anleitung über die Kraft und Wirkung des Süßwassers auf den menschlichen Körper“. So badete Kneipp eine Zeit lang zwei- bis dreimal wöchentlich in der eiskalten Donau, nahm zu Hause ein Bad, übergoss sich mit Wasser. Nach eigenen Angaben sei er durch die heilende Kraft des Wassers wieder genesen.

Tägliche heilende Wasserbehandlungen wurden somit zu einem festen Bestandteil seines Alltags. 1886 schrieb Kneipp sein erstes großes Werk „Meine Wasserkur“, in dem er die Hydrotherapie von Johann Sigmund Hahn (eine Neuausgabe herausgegeben von Eucharius Ertel) und Kräuterheilkunde kombinierte. 1894 brachte Kneipp sein Alterswerk „Mein Testament für Gesunde und Kranke“ heraus.

Sebastian Anton Kneipp machte Bad Wörishofen in Bayern zu seinem Lebensmittelpunkt und zum Kneippkurort, der schon bald über die Landesgrenzen hinaus in ganz Europa bekannt wurde.

Kneipp war der erste Pop-Star der Medizin

Kneipp war schon zu seinen Lebzeiten so etwas wie ein Pop-Star der Medizin. Seine Heilerfolge durch Wasser zogen schon damals Menschen aus der ganzen Welt nach Bad Wörishofen. Der Hochadel gab sich bei Kneipp die Klinke in die Hand. Noch heute gilt Bad Wörishofen als das Mekka aller Kneipp-Fans aus der ganzen Welt.

Die heilende Kraft des Wassers

Kalt duschen ist gesund für den Kreislauf: Durch die Kälte verpasst ihr eurer Muskulatur einen Energieschub. Das gilt auch für euer Herz, das die Blutzirkulation ankurbelt. Kalt duschen ist gesund für Haut und Haar: Das kalte Wasser sorgt dafür, dass sich die Oberflächen von Haut und Haar zusammenziehen.

Bei regelmäßiger Anwendung wirkt das sehr kühle Wasser als Heilmittel. Es aktiviert den Stoffwechsel, stabilisiert den Kreislauf und regt das Immunsystem an.

Der Kältereiz trainiert die Gefäße und stärkt das Immunsystem, wirkt gegen Krampfadern, Besenreiser und geschwollene Beine, strafft die Haut beim Abnehmen, vor allem bei Cellulite. Beim Kneippen wird von warmen und kalten Güssen gesprochen. Dabei soll das warme Wasser eine Temperatur von 34 bis 38 Grad und das kalte 8 bis 12 Grad aufweisen.

Wie kneippt man nun richtig?

Eine der bekanntesten Kneipp-Anwendungen ist das Wassertreten. Regelmäßig durchgeführt hilft es kneippvisite.de zufolge Infekten vorzubeugen. Zudem soll es ausgleichend wirken –am Abend beruhigen und am Tage erfrischen. Die Durchblutung besonders der feinen Haargefäße (Kapillaren) werde gefördert und die Venen werden durch das kalte Wasser gekräftigt. Das Wassertreten bringt Besserung bei arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen. Und so funktioniert es:

Der Storchengang nach Kneipp

Im „Storchengang“ durch das kalte Wasser: Dabei werden die Beine bei jedem Schritt aus dem Wasser gehoben und wieder eingetaucht, so lange bis nach einer halben bis einer Minute ein starkes Kältegefühl an den Füßen und Unterschenkeln auftritt. Nach dem Wassertreten das Wasser nur abstreifen, Strümpfe und Schuhe anziehen und mindestens so lange stramm marschieren, bis eine Wiedererwärmung eintritt.

Wollt ihr das Wassertreten zur Schlafförderung einsetzen, wird es unmittelbar vor dem Zubettgehen gemacht. Die Nacherwärmung setzt beim Zudecken im Bett ein. Aber aufgepasst, das Wassertreten sollte nie mit kalten Füßen durchgeführt werden. Bei Nieren- und Blasenbeschwerden müsst ihr zuerst den Arzt fragen.

Das Armbad nach Kneipp

Zuerst den rechten, dann den linken Arm bis zur Mitte des Oberarmes in das kalte Wasser eintauchen und 30 bis 40 Sekunden oder bis der Kälteschmerz eintritt im Wasser lassen. Achtet aber auf eine bequeme Haltung. Anschließend das Wasser nur abstreifen und zur Wiedererwärmung Kleidung anziehen und Arme pendelnd bewegen.

Durch kalte Armbäder werden die Abwehrkräfte des Körpers gestärkt und die Blutzirkulation in den Armen gefördert. Es findet eine Durchblutungsförderung des Herzmuskels statt. Aber Achtung: Das Bad nicht mit kalten Händen durchführen. Und bei arteriellen Durchblutungsstörungen, Herzkrankheiten oder Angina pectoris nur nach ärztlicher Erlaubnis anwenden.

Die Oberkörper-Waschung nach Kneipp

Ein Tuch – am besten eignet sich Baumwolle – in kaltes Wasser tauchen und auswringen. Am rechten Arm außen am kleinen Finger beginnen und bis über die Schulter nach oben gehen. Anschließend die Innenseite waschen und zum linken Arm wechseln. Dann Hals, Brust und Bauch waschen, abschließend den Rücken. Das Tuch ständig frisch nass machen. Zügig waschen (ca. eine Minute), nicht abtrocknen, im Bett erwärmen. Nicht anwenden bei akuten schweren Erkrankungen und operationsbedürftigen Krankheitsbildern.

Vorsicht: Auch für kleine Anwendungen gilt, bei Vorerkrankungen erst den Arzt fragen! Nicht kneippen bei offenen Wunden oder arterieller Verschlusskrankheit. Den Arzt aufsuchen, falls eure Füße nach einem Guss nicht wieder warm werden (Verdacht auf Verschlusskrankheit).

Kneippen ist immaterielles UNESCO-Kulturerbe

2015 hat die UNESCO das Kneippen als „traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps“ in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Bleibt gesund & viel Spaß beim Kneippen!

 

 

Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch.

Quellen:

bad-woerishofen.de/fit- gesund/kalteoberkoerperwaschung

Sebastian Kneipp: Aus meinem Leben, herausgegeben vom Stamm-Kneipp-Verein, Bad Wörishofen 2012.

Bernhard Uehleke: Bad Wörishofen und Sebastian Kneipp vor 100 Jahren. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen, Band 14, 1996, S. 441–447, hier S. 441.

kneipp-verein-heilbronn.de/richtig-kneippen

Alfred Baumgarten: Sebastian Kneipp. Biographische Studie. Julius Becker, Berlin 1898. S. 69 ff.

„Sebastian Kneipp“, Pfarrei Ottobeuren

domradio.de

Enzyklopädie Medizingeschichte. 2004, S. 766.

 

 

Outdoor Active
Gesund leben
healthy air