Männer und Gesundheitsvorsorge

Auf dem Kriegsfuß?

Bisher ging es in unserem Gesundheits-Blog ja überwiegend um die Gesundheit von Frauen. Heute wollen wir uns einmal mit den Gesundheits-Vorsorgemuffeln, den Männern beschäftigen. 

Dass Männer selten bis gar nicht zum Arzt gehen, dürfte weithin bekannt sein. Noch dazu leben sie auch noch viel ungesünder als Frauen. Männer rauchen mehr, trinken mehr und ernähren sich ungesünder, was dazu führt, dass ihre Lebenserwartung im Schnitt fünf Jahre unter der von Frauen liegt.

Männer gehen oft erst dann zum Arzt, wenn sie wirklich krank sind, und auch dann müssen sie häufig von ihren Frauen dazu gedrängt werden. Wenn ein Mann Rückenschmerzen hat, läuft er erst einmal wochenlang gekrümmt durch die Gegend, bevor er einen Orthopäden oder einen Physiotherapeuten aufsucht.

Eine kleine Verbrennung oder Schnittwunde? Pflaster drauf, fertig. Männer beißen bei Schmerzen und Verletzungen oft einfach die Zähne zusammen, bevor sie einen Arzt aufsuchen.Auf der anderen Seite ist auch bekannt, dass Männer viel wehleidiger sind als Frauen.

Die wehleidigen Männer

Das erinnert uns an den Werbespot zu einem Erkältungsmittel, der unlängst ausgestrahlt wurde. Er liegt im Bett, die Frau kommt ins Schlafzimmer, er macht einen auf sterbenden Schwan und haucht mit letzter Kraft: Ruf Mama an. Den Ehefrauen und Lebenspartnerinnen von Männern fallen dazu bestimmt noch einige Anekdoten ein.

Das ist natürlich lustig, doch auch für Männer gilt, dass sie regelmäßig zur Vorsorge gehen sollten, auch wenn sie dieses Feld gerne den Frauen überlassen. Wie eine Erhebung des Robert Koch-Instituts zeigte, gehen beispielsweise nur 40 Prozent der Männer zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung. Bei den Frauen sind es immerhin gut zwei Drittel (67,2 Prozent).

Männer sehen oft keinen Sinn darin

Dass Männer weniger zur Vorsorge gehen als Frauen, soll an den stereotypischen männlichen Eigenschaften wie Stärke, Unabhängigkeit und Risikobereitschaft liegen. Dabei ist die Erklärung vielleicht viel simpler: Männer sehen einfach keinen Sinn darin, einen Arzt aufzusuchen, wenn ihnen nichts weh tut.

Dabei ist genau das das Prinzip der Vorsorge, deshalb heißt sie ja auch so. Die Vorsorgeuntersuchungen richten sich eben an Menschen, denen noch nichts wehtut, die noch keine Beschwerden haben.

Ziel ist es, Erkrankungen im frühen Stadium zu erkennen und zu lokalisieren. Einige Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Herzprobleme oder Bluthochdruck verursachen zunächst ja keine auffälligen Symptome, und genau das ist das Tückische daran. Bei einer Vorsorgeuntersuchung kann der Arzt Krankheiten frühzeitig erkennen und so den Behandlungserfolg und die Heilungschancen deutlich verbessern.

Viele Angebote der Krankenkassen für Männer

Für Männer bieten die gesetzlichen Krankenkassen Untersuchungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Nierenerkrankungen sowie Haut-, Prostata- und Darmkrebs an. Nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Krebs die zweithäufigste Todesursache bei Männern.

Neu hinzugekommen ist für Männer seit Januar 2018 die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas, denn Männer sind von dieser gefährlichen Erweiterung der Schlagader im Bauch wesentlich häufiger betroffen als Frauen. Die Kosten aller Früherkennungsuntersuchungen tragen die Krankenkassen, allerdings erst jeweils ab einem bestimmten Alter, weil dann das Risiko für die jeweilige Erkrankung steigt, teilt die AOK mit.

Ein Bauchaortenaneurysma macht sich durch Rücken- oder Bauchschmerzen oder auch Schmerzen in der Seite bemerkbar. Ein Aneurysma ist eine wenig bekannte, dafür umso gefährlichere Erkrankung, weil man das Entstehen der Erkrankung nicht spürt.

Wenn die Bauchschlagader sich zu stark vergrößert, kann sie platzen. Dann wird es lebensgefährlich. Am gefährdetsten sind Männer ab 65 Jahren. Der Arzt kann durch eine Ultraschalluntersuchung mögliche Gefäßschäden frühzeitig erkennen.

Auch junge Männer sollten zur Vorsorge gehen

Ab einem Alter von 35 Jahren können Männer derzeit alle drei Jahre beim Hausarzt eine Gesundheitsuntersuchung durchführen lassen. Dabei geht es vor allem darum, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Nierenerkrankungen frühzeitig auf die Spur zu kommen. Bei einer akuten Erkrankung übernimmt die Kasse alle weiteren notwendigen Untersuchungen.

Diese Vorsorgeuntersuchungen sind in der Regel harmlos. Zunächst fragt der Arzt den Patienten nach seiner Lebensweise, danach, wie er sich ernährt, ob er raucht und wieviel er sich bewegt. Auch fragt er nach möglichen Erkrankungen in der Familie, um sich ein Bild zu machen.

Anschließend wird der Blutdruck gemessen und das Blut und der Urin im Labor untersucht. Sollten der Blutdruck oder die Blutzuckerwerte erhöht sein, kann der Arzt Präventionskurse zur Ernährung, Bewegung, Raucherentwöhnung etc. empfehlen.Dazu wird er eine ärztliche Bescheinigung ausstellen.

Das ist die Basis, auf der die Krankenkasse des Versicherten entscheiden kann, ob sie die Kosten dafür übernimmt. Zur sinnvollen Vorsorge für den Mann ab 35 gehören: Impfungen, regelmäßige Kontrollen, alle zwei Jahre eine Hautkrebsvorsorgeuntersuchung sowie einmal im Kalenderhalbjahr eine Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt.

Erste echte gesundheitliche Probleme können bei Männern um die Fünfzig auftreten. Ab dem 50. Lebensjahr kommen daher weitere Vorsorgeuntersuchungen hinzu, die von der Kasse übernommen werden. Dazu zählen: Prostatakrebsvorsorge – einmal jährlich, Darmkrebsvorsorge per Stuhltest – einmal jährlich, und der Gesundheits-Check – alle drei Jahre. 

Darmkrebs-Vorsorge

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern. Seit dem 19. April 2021 können Männer ab 50 Jahren eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen, die von der Krankenkasse bezahlt wird. Bislang stand die sogenannte Koloskopie erst allen Versicherten ab 55 Jahren offen. Frauen können die Untersuchung weiterhin erst am dem Alter von 55 Jahren in Anspruch nehmen. Allerdings übernehmen die Krankenkassen nur alle 10 Jahre eine große Darmspiegelung. Der Grund für den Abstand ist, dass es viele Jahre dauert, bis aus Darmpolypen Krebs entstehen kann.

Blut im Stuhl kann ein Anzeichen für Darmkrebs sein. Bei einem auffälligen Befund erfolgt eine Darmspiegelung zur Abklärung, ob eine bösartige Erkrankung die Ursache ist. Die AOK schreibt dazu: „Ein großer Vorteil der Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, sie ist die einzige wirkliche Vorsorgeuntersuchung, bei der der Arzt Vorstufen von Darmkrebs, sogenannte Polypen oder Adenome, entfernen und dadurch möglicherweise eine Krebsentwicklung verhindern kann“.

Das ist ein Grund dafür, dassseit Einführung der Darmspiegelung zur Früherkennung weniger Menschen an Darmkrebs erkranken und sterben. Menschen, denen eine Darmspiegelung zu unangenehm ist, können sich auch alternativ für den Test auf verborgenes Blut im Stuhl entscheiden, der ihnen alle zwei Jahre zusteht.

Prostatakrebs-Vorsorge – Krebsvorsorge-Termin wahrnehmen

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei älteren Männern. Das Tückische an der Erkrankung ist, dass sie im Frühstadium nur selten Beschwerden verursacht. Die Kassen bieten Männern ab einem Alter von 45 Jahren an, jedes Jahr einmal die äußeren und inneren Geschlechtsorgane bei einem Urologen untersuchen zu lassen. Nur bei Auffälligkeiten kommt dann der PSA-Test zum Einsatz, der ebenfalls von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird.

Der PSA-Test ist jedoch umstritten. Von fünf großen wissenschaftlichen Studien zeigten nur zwei, dass der PSA-Test Männer davor bewahren kann, an Prostatakrebs zu sterben. Dagegen zeigten die Studien übereinstimmend, dass der PSA-Test auch Tumore findet, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nie Beschwerden verursacht hätten, teilt die deutsche Verbraucherzentrale mit. Um einen auffälligen Befund abzuklären, kann der Arzt oder die Ärztin auch eine Ultraschalluntersuchung und eine Gewebeprobe machen.

Das hat sich seit Ende 2019 geändert

Noch einmal zusammengefasst: Mit dem Check-up 35 haben seit 2019 auch jüngere Versicherte zwischen 18 und 34 Jahren einen einmaligen Anspruch auf eine ärztliche Gesamtuntersuchung, Versicherte ab 35 Jahren dann alle drei Jahre.

Und weil Männer öfter und früher an Darmkrebs erkranken als Frauen, wird ihnen die Darmspiegelung jetzt bereits ab einem Alter von 50 Jahren angeboten. Die Darmspiegelung kann man in spezialisierten Arztpraxen durchführen lassen.

Zudem erhalten die Versicherten künftig eine Einladung und ein Informationsblatt, in dem die Vorteile und mögliche Nachteile der Vorsorgeuntersuchung erläutert werden. Bei der Darmkrebs-Vorsorge ist die Akzeptanz bei beiden Geschlechtern in etwa gleich: Ungefähr so viele Männer wie Frauen nehmen die Koloskopie wahr.

Also, auf Männer, ab zur Gesundheits-Vorsorge, und bleibt gesund!

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