Haushaltszucker

Wie ungesund ist er wirklich?

Die Menschheit wird von vielen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten geplagt: Laktose-, Fruktose-, Histaminintoleranz oder Zöliakie (Glutenunverträglichkeit).

Saccharoseintoleranz – Haushaltszuckerunverträglichkeit

Zu den selteneren Nahrungsmittelunverträglichkeiten zählt die Saccharoseintoleranz oder Haushaltszuckerunverträglichkeit bei der die Betroffenen keinen Haushaltszucker (Saccharose) oder Malzzucker (Maltose) vertragen.

Nach der Aufnahme von Saccharose kommt es zu Bauchschmerzen, Krämpfen, Durchfall Erbrechen, und bei Kindern zu Gedeih- und Wachstumsstörungen, nicht selten sind auch Erkrankungen der oberen Atemwege und Nierensteine.

Der Zuckerkonsum ist deshalb so erschreckend hoch, weil die Nahrungsmittelindustrie mit Zucker als Geschmacksverstärker arbeitet und die Verbraucher so, ohne es zu wissen, Zucker zu sich nehmen. Als Zusatz in vielen Lebensmitteln oder Getränken wird Zucker als beliebter Geschmacksverstärker in der Ernährungsindustrie eingesetzt. Ein Großteil des Zuckerbedarfs wird von vielen Konsumenten daher „unbewusst“ gedeckt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine tägliche Zuckeraufnahme von rund 25 Gramm Haushaltszucker.Wir nehmen aber viermal mehr Zucker zu uns, als empfohlen wird, und das kann für Betroffene bedenklich sein.

Aber was genau ist eigentlich eine Saccharoseintoleranz? Dr. med. Jens Müller-Ziehm,Facharzt für Innere Medizin/Gastroenterologie erklärt: „Die primäre Form der Saccharoseintoleranz – die primäre Form der Saccharose-Isomaltose-Malabsorptionist ein genetisch bedingter Enzymdefekt. Sie ist eine seltene, autosomal rezessiv vererbbare Stoffwechselkrankheit, die sich beim Kleinkind etwa ab dem sechsten Lebensmonat zeigt, wenn durch die Beikost erstmals Zucker aufgenommen wird.“ Sollten also eure Kleinkinder Auffälligkeiten zeigen, solltet ihr einen Arzt um Rat fragen.

Der Facharzt fährt fort: „Die sekundäre Form der Saccharose-Isomaltose-Malabsorption ist meist die Folge einer akuten Darmentzündung oder anderer Erkrankungen des Dünndarms, z.B. einer Zöliakie. Bei beiden Formen der Saccharoseintoleranz handelt es sich um eine Enzym-Mangel-Erkrankung des Dünndarms, bei der der Abbau von Saccharose (Haushaltszucker) und Maltose (Malzzucker) nicht oder nicht richtig funktioniert. (…) Daher wird der Zucker nicht verstoffwechselt, sondern gelangt in den Dickdarm und wird dort zu Kohlendioxid und Wasser verstoffwechselt, was zu Durchfall, Bauchkrämpfen, Erbrechen und Unwohlsein führen kann.“

Sicher diagnostiziert werden kann Saccharoseintoleranz zurzeit nur mit einer Dünndarmbiopsie. Möglicherweise kann Haushaltszucker aber noch viel gravierendere Folgen haben.

Kann Haushaltszucker Krebs auslösen?

Ein hoher Zuckerkonsum wird oft als Krebsursache ins Spiel gebracht, gilt jedoch bislang nicht als gesichert. Schon vor gut 100 Jahren wurde die Entdeckung gemacht, dass Tumorzellen sich – stärker als gesunde Zellen – auf Zucker stürzen.

Derkanadische Anthropologe Vilhjámur Stefánsson beobachtete Anfang des 20. Jahrhunderts, dass die Inuit nicht an Krebs erkrankten, solange sie sich traditionell ernährten. Erst als sie Mitte des 20. Jahrhunderts auf kohlehydratreiche Industrienahrung umstiegen, weil das bequemer war, starben auch sie an Krebs.

Aus den bisherigen Studien könnte man schlussfolgern, dass Zucker zwar nicht den Krebs auslöst, doch wenn der Krebs erst einmal ausgebrochen ist, er die Krebszellen füttert.

Die typisch westliche Ernährungsweise ist das Problem

Forscher des University of Texas M. D. Anderson Cancer Centers warnen in der Online-Ausgabe des Fachmagazins Cancer Research vor den hohen Zuckergehalten der typisch westlichen Ernährungsweise. Zucker – so soll eine aktuelle Studie gezeigt haben – habe eine tumorfördernde Wirkung, aktiviere die Bildung der Brustkrebszellen und beschleunige das Tumorwachstum sowie die Metastasenbildung.

Der Co-Autor der texanischen Studie, Dr. Lorenzo Cohen, erklärte: „Es zeigte sich, dass besonders Fructose aus Haushaltszucker und der sog. HFCS (fructosereicher Maissirup) – die beide in der modernen Ernährung allgegenwärtig sind – mitverantwortlich sind sowohl für die Bildung von Lungenmetastasen als auch für die 12-HETE-Bildung in Brusttumoren.“ Die Wissenschaftler warnen, dass schon ein gemäßigter Zuckerkonsum kritisch sei.

Brustkrebs war 2018 laut Statista die häufigste Krebsart in Europa. Mit knapp 405.000 Neudiagnosen war die in erster Linie für Frauen gefährliche Krebsart für 13,5 Prozent aller Krebsneuerkrankungen verantwortlich. 2019 starben laut Pharma Fakten rund 1,4 Millionen Menschen in Europa an Krebs.

Der Tumorbiologe Johannes Coy bringt das Problem bei ntv auf den Punkt: „In hochentwickelten Zivilisationen veränderte der Mensch sein Ernährungsverhalten, seither isst er selbst mehr Kohlehydrate und füttert auch seine Haustiere mit ähnlicher Nahrung. Ein zweischneidiges Schwert, so Coy. Denn Kohlehydrate, die der Körper sehr schnell in Zucker umwandelt, nähren das Hirn. Nur so seien Menschen zu geistigen Höchstleistungen fähig, denn Zucker sorge dafür, dass Nervenzellen nicht absterben. „Aber Zucker schützt auch Krebszellen, deshalb überstehen sie damit oft Strahlen- und Chemotherapien“, sagt Coy.

Kohlenhydrate können zum Problem werden

Es ist ein Dilemma. Der Mensch braucht Zucker zum Leben, denn ohne die Zufuhr von Zucker wäre er wohl gar nicht überlebensfähig.  Doch Zucker kann zu gravierenden Gesundheitsproblemen führen. Das Problem sind aber nicht nur der Haushaltszucker, sondern auch andere kohlenhydrathaltige Lebensmittel. Kohlenhydrate sind mengenmäßig der wichtigste Nährstoff für den Körper, aber leider werden sie im Körper zu Zucker umgewandelt.

Sind Krebszellen also tatsächlich abhängig von Zucker? Die gute Nachricht: Am Universitätsklinikum Würzburg forschen Wissenschaftler unermüdlich zum Zuckerstoffwechsel von Tumoren.

Um den Krebszellen ihren Treibstoff zu entziehen, raten einige Ärzte ihren Patienten, zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke von ihrem Ernährungsplan zu streichen und auch den Verzehr kohlenhydratreicher Lebensmittel stark einzuschränken.

Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) jedoch empfiehlt in einer wissenschaftlichen Stellungnahme diese kohlenhydratarme Diät nicht: „Aufgrund der vorliegenden Datenbasis kann eine Anwendung einer kohlenhydratarmen oder ketogenen Diät für diese Indikation jedoch nicht empfohlen werden.“

Zur Krebsprävention empfiehlt die DKG die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): „Die Ergebnisse des Ernährungsberichts 2008 bekräftigen im Sinne der Prävention von Krebs die Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung nach den 10 Regeln der DGE: Reichlich Gemüse und Obst (für Erwachsene 400 g Gemüse und 250 g Obst pro Tag), mit vielen ballaststoffreichen Getreideprodukten und den moderaten Verzehr von Fleisch und Fleischwaren (etwa 300 bis 600 g/Woche). Insbesondere rotes Fleisch sollte weniger gegessen und auf Alkohol verzichtet werden.“

Quellen:

Dr. med. Jens Müller-Ziehm. Facharzt für Innere Medizin/Gastroenterologie – Gastroenterologische Schwerpunktpraxis

Statista

Pharma Fakten

ntv.de

Deutsche Krebsgesellschaft

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt.

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