Heilpilze

Haben sie eine heilende Wirkung?

Pilzgerichte haben in Europa eine lange Tradition, sie sind ja auch sehr schmackhaft und gesund. Nur, Heilpilze sind nicht immer zum Verzehr geeignet, viele sind nicht essbar. Schon Hildegard von Bingen hat sie beschrieben, aber in Europa hat es lange gedauert, bis gewisse Erkenntnisse sich hier durchgesetzt haben. Studien zufolge eignen sich sogenannte Heil- und Vitalpilze zu therapeutischen Zwecken und auch zur Vorbeugung.

Ursprünglich kommen Heilpilze aus China, Korea oder Japan. In der asiatischen Heilkunde, also der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Ayurvedischen Medizin, werden normalerweise für jeden Menschen individuelle Auszüge und Zubereitungen, Kombinationen und Dosierungen zusammengestellt.

Wissenschaftlich erforscht sind hauptsächlich zwölf Pilze, die von der modernen Mykotherapie zur Behandlung verschiedener Beschwerden empfohlen werden. Zu ihnen gehören Shiitake, Maitake und Reishi.

Alle drei sind (als Präparate) mittlerweile in Asien und den USA zur begleitenden Krebstherapie zugelassen, und allen dreien wird eine lange Reihe an günstigen Eigenschaften zugeschrieben. Die Betonung liegt hier eindeutig auf „begleitendender Krebstherapie“. Im Klartext, mit Heilpilzen allein kann man selbstverständlich keinen Krebs heilen. Die Verwendung von Heilpilzen sollte auf keinen Fall eine konventionelle Krebs-Therapie ersetzen. Krebskranke finden Informationen zu alternativen Behandlungsmethoden beim Krebsinformationsdienst.

Heilpilze wie Reishi, Fu Ling oder Cordyceps sinensis werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bereits seit etwa 5.000 Jahren eingesetzt. Einige sollen das Immunsystem stärken, andere den Blutzucker senken.

Der Reishi-Pilz

Das japanische Wort „Reishi“ deutet auf ein langes Leben hin, und auch die chinesische Bezeichnung „Ling Zhi“ bedeutet „Göttlicher Pilz der Unsterblichkeit“. Der Reishi gilt in ganz Asien als Jungbrunnen.

Er wirkt sich positiv auf Entzündungen im Körper aus, was den darin enthaltenen Triterpenen zu verdanken ist. Diese wirken interessanterweise ähnlich wie das entzündungshemmende Kortison und dämmen die Histaminausschüttung. Der Heilpilz stärkt die Abwehrkräfte, hilft gegen Schlaflosigkeit und Nervosität. Reishi ist der am besten wissenschaftlich untersuchte asiatische Heilpilz. Nur als Speisepilz ist er nicht zu empfehlen, da er sehr hart ist und bitter schmeckt.

Der Shiitake

Er besitzt eine gute Wirksamkeit bei hormonabhängigen Tumoren (Brust– und Prostatakrebs). Er wirkt, so heißt es, insbesondere leberstärkend und erhöht die Sauerstoffsättigung des Blutes. Shiitake (Lentinula edodes), der „König der Pilze“, gilt mit seinem würzigen Aroma als Delikatesse und ist nach dem Champignon der am häufigsten verzehrte Speisepilz weltweit.

Nach Ansicht von Dr. Heinz Knopf, dem ärztlichen Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Vitalpilzkunde (GfV), ist Shiitake der Schutz fürs Immunsystem schlechthin und trägt damit seinen Titel als König unter den Pilzen völlig zu Recht.

Der Vitalpilz Chaga

Er soll die Abwehrkräfte stärken, als Antioxidans wirken und Entzündungen hemmen. Auch auf die Leber, den Magen-Darm-Trakt, den Blutzuckerspiegel und die Ausdauer soll sich der Pilz positiv auswirken. Hierfür gibt es auch erste Hinweise aus der Wissenschaft. Nachgesagt wird dem ChagaPilz auch eine vorbeugende und heilende Wirkung gegen die Entstehung von Krebszellen. Eingenommen wird der Pilz als Tee, Extrakt oder Pulver.

Der Chaga-Tee kann jedoch nicht nur Positives bewirken: Vor allem am Anfang der Einnahme kann es gegebenenfalls zu Magen-Darm-Störungen kommen. Eine Überdosierung kann Nierenschäden verursachen. Wenn über einen langen Zeitraum eine sehr große Menge eingenommen wird, sind weitere Nebenwirkungen möglich. Chaga (Inonotus obliquus) ist ein in Russland traditionell angewendeter Heilpilz, der sich hierzulande wachsender Beliebtheit erfreut.

Der Cordyceps

Einer der bekanntesten Heilpilze ist der Cordyceps, auch Raupenpilz genannt. Studien sollen gezeigt haben, dass der Cordyceps das Immunsystem kräftigt, Depressionen mindert und gegen Arthroseschmerzen wirkt. Wegen seiner stärkenden Wirkung auf die Lunge wird der Cordyceps häufig bei Lungenerkrankungen eingesetzt. Als sehr wertvoll hat er sich zudem bei der Linderung von asthmatischen Beschwerden mit Atemnot erwiesen.

Besonders der Wirkstoff Cordycepin aus dem chinesischen Raupenpilz Cordyceps sinensis kann Tumorzellen abtöten, zumindest im Reagenzglas. Dort wirkt Cordycepin besonders gut auf Leukämie-, Brustkrebs- und Prostatakrebszellen, indem es deren Zellskelett zerstört.

Pilze scheinen generell gesund zu sein

Eine Studie zeigt: Pilze könnten generell leichter Demenz vorbeugen, so eine sechsjährige Studie der National University of Singapore. Studienteilnehmer, die mehr als zwei Portionen Pilze – das entspricht etwa 300 Gramm – pro Woche verzehrten, hatten deutlich weniger kognitive Einschränkungen. Ihr Risiko, eine Vorform von Demenz zu entwickeln, war um rund 57 Prozent geringer als bei Probanden, die wenig oder keine Pilze aßen, berichtete der FOCUS.

Das Forscherteam rund um Professor Lei Feng von der National University of Singapore (NUS) schrieben im März 2019 im Journal of Alzheimer’s Disease, dass ältere Menschenihr Risiko für eine beginnende Demenz (MCI)um die Hälfte reduzieren könnten, wenn sie wöchentlich zwei Portionen gedünstete Pilze essen (jeweils 150 g).

Ja, schon eine kleine Portion Pilze pro Woche zeigte in der vorgestellten Studie eine positive Auswirkung auf das Demenz-Risiko. Zur Auswahl standen Champignons, Austernpilz, Shiitake, zweispurige Egerlinge, getrocknete sowie Dosenpilze.

Zur Arthrose- und Arthritisbehandlung eignen sich insbesondere die Vitalpilze Maitake, Shiitake, Reishi, Cordyceps sinensis, Agaricus blazei Murrill, Polyporus umbellatus, Pleurotus ostreatus und Hericium erinaceus. Champignon, Austernpilze und Shiitake wirken basisch und enthalten Substanzen, die Entzündungen dämpfen und verhindern können. Bei der Entstehung und der Schwere von Gelenkbeschwerden spielt unsere Ernährung eine wichtige Rolle.

Eine vertrauenswürdige Bezugsquelle ist sehr wichtig, betont die GfV. Das gilt für alle Pilze. Der Einsatz von Heilpilzen bei Erkrankungen sollte jedoch immer mit dem Hausarzt abgesprochen werden.

Verbraucherzentrale sieht Vitalpilz-Boom kritisch

Heilpilze sind zum Beispiel in Form von Kapseln, Tabletten und als Pulver als Nahrungsergänzungsmittel oder als individuell hergestellte Mischungen im Handel. „Heilpilze“, „Medizinalpilze“ oder „Vitalpilze“ bzw. deren Extrakte sollen laut Werbeaussagen gegen praktisch alle Krankheiten vorbeugend oder sogar therapeutisch wirken. Die Verbraucherzentrale sieht das kritisch: Ihr zufolge sei der Wissensstand zur Wirkung von Vitalpilzprodukten mehr als lückenhaft, derzeit fehlten noch aussagekräftige klinische Studien. Auch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. betont, dass die bisherige Datenlage auf in vitro- und Tierversuchen, präklinischen und wenigen klinischen Studien sowie individuellen positiven Erfahrungsberichten beruhten, die zwar Hinweise auf positive medizinische Wirkungen erkenne ließen, jedoch weitere Forschungen erforderlich seien.

Zudem, so die Verbraucherzentrale, würden die Pilzprodukte meist in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verkauft. Nahrungsergänzungsmittel aber zählen zu den Lebensmitteln, für die krankheitsbezogene Aussagen generell verboten sind.  Das Problem ist, jeder kann Nahrungsergänzungsmittel herstellen und verkaufen. Was drin ist, wird so gut wie nicht geprüft. Auch darauf weist die Verbraucherzentrale hin.

Nach Ansicht einer Expertenkommission, bestehend aus Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), weisen Heilpilze eine medizinische Zweckbestimmung aufgrund der ausschließlichen Verwendung und bestehenden Verkehrsauffassung als „Naturarzneimittel auf “ – auch ohne eine explizite arzneiliche Auslobung.

In ihrem Gutachten kommen sie zu der Auffassung, dass Vitalpilze als sogenannte Präsentationsarzneimittel anzusehen sind, die unabhängig von ihrer tatsächlichen Wirkung den Regelungen des Arzneimittelrechts unterliegen.

Als Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel unterliegen die Pilze den Regelungen des Lebensmittelgesetzbuchs (LFGB, § 11, Verbot der Irreführung) und der Health-Claims-Verordnung.

Selbsttherapien mit Pilzextrakten sind nicht zu empfehlen, besonders dann nicht, wenn ihr Medikamente nehmt oder eine Chemotherapie durchgeführt wird. Gewünschte Wirkungen können ins Gegenteil umschlagen. Keinesfalls solltet ihr wegen der Pilztherapie notwendige schulmedizinische Behandlungen verzögern oder gar ganz unterlassen.

 

Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch.

 

Quellen und weitere Informationen über Heil- und Vitalpilze:

Die Broschüre «Vitalpilze für Ihre Gesundheit» ist bei der Schweizer Gesellschaft für Vitalpilzkunde über das Internetportal www.gfvs.ch erhältlich (CHF 3.50 + Versand).

Das Buch «Vitalpilze. Naturheilkraft mit Tradition – neu entdeckt» hat die deutsche Gesellschaft für Vitalpilzkunde 2009 herausgegeben (208 S., ISBN: 978-3-00-028870-8, Euro 19.80/CHF 32.- plus Versand). Erhältlich im Buchhandel und über die Internetportale www.gfvs.ch und www.vitalpilze.de.

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/vitalpilze-fuer-die-krebstherapie-21060

https://www.dgfm-ev.de/pilzesammeln-und-vergiftungen/heilpilze

avogel.ch/de/gesundheits-nachrichten/

ndr-ratgeber-gesundheit

 

 

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