Heuschnupfenzeit

Starke Pollenbelastung für 2022 prognostiziert

Alle Jahre wieder das gleiche Spiel: Die einen freuen sich auf die ersten warmen Tage und die Blütenpracht, andere wollen sich am liebsten im Keller bei geschlossenen Fenstern verschließen. Denn mit dem Frühling kommen die Pollen – und für Millionen Menschen beginnt das Niesen und Jucken. Heuschnupfen ist längst zu einer Volkskrankheit geworden. Millionen Menschen sind betroffen und es werden immer mehr.

Fast 20 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter einer Pollenallergie. Die Symptome umfassen meist juckende sowie tränende Augen und eine triefende Nase, weshalb sie auch den Namen Heuschnupfen trägt. Jeder Allergiker reagiert aber auf andere Pollen, manchmal nur auf eine Pflanze oder gleich auf mehrere.

Der Heuschnupfen hält meist mehrere Wochen an. Wer unter Symptomen leidet, sollte sich dringend von einem Arzt auf eine entsprechende Pollenallergie testen lassen, denn viele Menschen wissen nicht, dass sie unter Heuschnupfen leiden und auch nicht, welche Pollen oder Gräser die Auslöser sind.

2022 soll ein Jahr mit besonders hoher Pollenbelastung werden. Wir befinden uns nämlich in einem Mastjahr, in dem die Bäume besonders viele Samen bilden. Laut «Meteo Schweiz» sind sechs Pollenarten verantwortlich für rund 90 Prozent der Pollenallergien, dazu gehören: Gräser-, Eschen-, Birken-, Hasel-, Erlen und Beifuß-Pollen. Ein Problem ist, dass sich die Blühzeiten der Pollenarten von Jahr zu Jahr verschieben können. Je nach Wetter und Temperaturverlauf setzt der Pollenflug früher oder später ein, dabei wird er von warmem und trocknem Wetter begünstigt.

 

Wie aus einer Datenerhebung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) hervorgeht, hat die Zahl der Allergiegeplagten stark zugenommen. Besonders betroffen: Menschen in Großstädten und Bundesländern mit vielen Ballungsräumen, wie Nordrhein-Westfalen und Hessen. Doch auch die Zahlen Betroffener in ländlichen Gebieten nimmt laut KKH überraschend stark zu.

Für Menschen mit Atemwegsallergien beginnt mit dem Pollenflug eine harte Zeit. Nun läuft die Nase richtig und die Augen beginnen, zu tränen und zu jucken.

Pollenflug 2022

Ab Mitte April haben Esche und Birke Hochsaison haben. Zudem ist die Pollenflugbelastung durch Pappel, Weide, Hainbuche und Buche recht hoch. Auch die Gräser beginnen langsam, Pollen zu bilden. Gräser blühen allgemein von Ende April bis August mit einem Höhepunkt von Mai bis Mitte Juli.

Bei den Gräsern lösen die hochwachsenden Gräser der Futterwiesen die stärksten allergischen Beschwerden aus. Dazu gehören das Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense), der Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und das Gemeine Knäuelgras (Dactylis glomerata). Allergiker sollten generell Wiesen und Weiden meiden.

Eine Gräserpollenallergie äußert sich durch Hautausschläge mit kleinen Quaddeln, juckender und geröteter Haut, geschwollenen Augen, Fließschnupfen, geschwollenen und geröteten Schleimhäuten und Niesreiz bis hin zu Atemnot. Zu den Gräserpollen gehören die Süßgräser, Rauchgras, Knäuelgras, Wiesenrispengras, Getreide, Wiesenlieschgras und das Lolchgras.

Der Heuschnupfen gehört zu den saisonalen Allergien. Die Hauptsaison ist von April bis August, aber auch in den Monaten davor und danach können die Pollen je nach Wetterlage aktiv sein. Da die meisten Pollenallergiker aber auf mehrere verschiedenen Blütenpflanzen reagieren, können sich die Symptome aufgrund der unterschiedlichen Blütezeiten im schlimmsten Fall auch von Februar bis Oktober hinziehen.

Ein weiteres Problem für Allergiker ist, dass die lauen Temperaturen im Winter in den letzten Jahren dafür sorgen, dass die Pollen der Frühblüher schon im Dezember, Januar und Februar in der Luft sind. Man kann also davon ausgehen, dass wir in Zukunft das ganze Jahr Pollenflug haben werden. Günstige Winde befördern die Pollen und fliegen manchmal mehrere hundert Kilometer weit – und das in großen Mengen.

„Die wesentlichste Voraussetzung für den Pollenflug ist das Wetter“, sagt Jörg Kleine-Tebbe von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinischen Immunologie: „Bei warmen Temperaturen geben beispielsweise Haselsträucher früh ihre Pollen ab“, meint er in einem Gespräch mit RP-Online.

Die Belastung in der Stadt ist am Abend am stärksten – auf dem Land hingegen morgens. Von daher sollte man in der Stadt immer morgens lüften und auf dem Land abends bis Mitternacht. Der Hustenreiz tritt bei Pollenallergikern meistens in der Nacht und frühmorgens auf, wenn die Pollenbelastung äußerst hoch ist. Hat es einen erst mal erwischt, geht der Hustenreiz meistens mit erschwertem Atem oder Heuschnupfen einher. Das Ganze kann dann über mehrere Stunden so weitergehen, wie wir schon im letzten Jahr berichtet hatten.

An Tagen mit starkem Allergierisiko sollte man sich möglichst wenig im Freien aufhalten. Einige Punkte gilt es zu beachten:

  • Tägliches Staubwischen und häufige, möglichst feuchte Bodenreinigung
  • Gründliches Durchlüften nach Regen
  • Keine getragene Kleidung im Schlafzimmer aufbewahren, weil Pollen an ihr haften
  • Wäsche nur in Innenräumen trocknen
  • Eventuell Luftfilter im Schlafzimmer einbauen
  • Offene Fenster sind die wichtigste Einfallsquelle für Pollen, mit der Luft gelangt auch der Blütenstaub durchs Fenster in Wohn- und Schlafzimmer
  • Pollenschutzgitter anbringen – Sie sorgen dafür, dass sich die Pollenbelastung in Innenräumen selbst bei offenem Fenster um rund 90 Prozent verringert.
  • Staubsauger mit HEPA-Filtern ausstatten
  • Kleidung drinnen trocknen und nicht nach draußen hängen
  • Fahren Sie zur Pollenflug-Saison nur mit geschlossenen Fenstern und geschlossenem Dach
  • Lassen Sie die Pollenschutzfilter im Auto regelmäßig in der Werkstatt reinigen oder austauschen
  • Saugen Sie Fußmatten und Sitze regelmäßig ab und befreien Sie die Oberflächen von Staub
  • Verstauen Sie vor der Fahrt Ihre Jacke im Kofferraum

Sinnvolle Pollenflug-Apps

Pollenflug-Vorhersage: Diese von der Hexal AG betriebene App zeigt an, welche Pollen tagesaktuell und ortsgenau unterwegs sind. Pollenradar: Die Pollenflug-App des Pharmaunternehmens ratiopharm ist sehr übersichtlich gegliedert. Der User kann auf den ersten Blick Wetter, Windstärke und Regenwahrscheinlichkeit überblicken.

Die Techniker Krankenkasse bietet nicht nur ihren Mitgliedern über ihre App Husteblume eine kompakte Vorhersage zum aktuellen Pollenvorkommen. Zudem kann man eigene Symptome eingeben. Pollenflug-Gefahrenindex: Etwas dürftig ist die App des Deutschen Wetterdienstes aufgebaut.

Seine Basisinformationen sind da: Welche Pollen fliegen, wann, wo und in welcher Konzentration. Pollen-Warner: Anders als beim Pollenradar finden sich in der Pollen App vom Deutschen Verlag für Gesundheit & Ernährung die höchsten Pollenkonzentrationen.

Was hilft bei starkem Heuschnupfen?

Nasensprays oder Augentropfen mit Wirkstoffen wie Azelastin und Levocabastin sind bei akuten Beschwerden wie Fließschnupfen, Juckreiz oder tränenden Augen sinnvoll. Antihistaminika hemmen H1-Rezeptoren an den Schleimhautzellen und verhindern so, dass der entzündungsfördernde Botenstoff Histamin dort andockt. Medikamente gegen Heuschnupfen sind, Loratadin, Cetirizin, Adhatoda vasica D2, Cardiospermum halicacabum D3, Luffa operculata D4 und Clemastin.

Diese Pollen fliegen zu diesen Jahreszeiten

Erle: Dezember bis April
Hasel: Dezember bis April
Esche: Februar bis Juni
Pappel: Februar bis Juni
Weide: Februar bis Juni
Ulme: Februar bis Juni
Birke: März bis Juni
Buche: März bis Juni
Eiche: April bis Juni
Ampfer: April bis August
Roggen: April bis Juli
Gräser: April bis Oktober
Wegerich: April bis Oktober
Beifuß: Juni bis Oktober
Ambrosia: Juli bis Oktober

Nur so viel: Bleibt die Erkrankung unbehandelt, drohen ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen. Der Charité-Mediziner und Allergologie-Professor Torsten Zuberbier erklärt im Interview mit WELT, wie man Pollenallergien effektiv behandelt, warum Allergiker eigentlich von der Evolution gesegnet sind und vor welchen unseriösen Methoden man sich hüten sollte.

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