Histamin-Intoleranz

Eine weitere Geißel der Menschheit

In einem unserer letzten Beiträge haben wir uns ausführlich mit den gesundheitlichen Folgen einer Fruktoseintoleranz beschäftigt, und dabei einiges erfahren. Wir haben erfahren, dass etwa 20 bis 30 % der europäischen Bevölkerung nicht die Fähigkeit besitzen, Zucker wie Fruktose, Sorbit oder Laktose zu verdauen.

Das Traurige daran ist, dass diese Krankheit nicht medikamentös behandelt werden kann. Betroffene haben es nicht leicht, bis zur Feststellung einer Fruktoseintoleranz haben sie oftmals einen langen Weg mit jahrelangen Beschwerden und einem Ärztemarathon hinter sich.

Die typischen Beschwerden und Symptomen sind: Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Kopfschmerzen, aufgeblähter Bauch, Übelkeit, Bauchschmerzen und Krämpfe. Die Betroffenen müssen lebenslang auf sehr viele Lebensmittel verzichten.

Was ist Histamin?

Histamin ist ein Eiweißstoff, der in bestimmten Nahrungsmitteln vorkommt, aber auch von unserem Körper selbst produziert wird.

Es bildet sich durch den bakteriellen Abbau der Aminosäure Histidin in Lebensmitteln. Spinat und Tomaten sowie tierische Lebensmittel, wie Fisch, die mit entsprechenden Mikroorganismen belastet sind, enthalten natürlicherweise Histamin. Aber auch Lebensmitteln, bei deren Produktion Fermentation unverzichtbar ist, wie bei Käse, Wurst, Sauerkraut, Hefeextrakt, Wein und Bier enthalten Histamin.

Es wurde erstmals 1910 als Substanz, die der Körper selbst produziert, pharmakologisch beschrieben und 1932 als Mediator allergischer Reaktionen identifiziert. Die Histaminintoleranz (Histaminose) gibt es als angeborene Störung, aber auch als erworbene Folge von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, infolge von Medikamentenunverträglichkeit oder durch die Einlagerung von Giftstoffen.

Nach Aufnahme histaminreicher Nahrung kommt es zu verschiedenen, oft unspezifischen Symptomen, die häufig Ähnlichkeit mit allergischen Reaktionen haben. Betroffen davon sind 80 Prozent Frauen mittleren Alters. Ein Überschreiten der individuellen Histamintoleranzschwelle löst bei diesen Personen konzentrationsabhängige histaminvermittelte Symptome aus.

Nach Ansicht einiger Autoren ist die Histaminintoleranz nicht angeboren, sondern ein erworbenes Krankheitsbild, von dem knapp ein bis drei Prozent der europäischen Bevölkerung betroffen seien. Durch die Anhäufung von Histaminim Körper kommt es zu Beschwerden, die zumeist aus den natürlichen Wirkungen des Histamins auf Blutgefäße zu erklären sind.

Schlechte Nachrichten für Betroffene

Vorweg die schlechten Nachrichten: Eine Histaminintoleranz lässt sich nicht heilen, genauso wenig wie die angeborene Fruktoseintoleranz.

Es gibt aktuell nur die Möglichkeit diese Intoleranz über eine Darmprobe oder einen Bluttest nachzuweisen. Eine Unverträglichkeit gegenüber Histaminen (Histaminintoleranz, HIT) wird oft als Allergie angesehen, doch es könnte auch eine Stoffwechselstörung sein.

Die einzige Behandlungsmöglichkeit besteht darin, die Ernährung umzustellen.

Symptome für eine Histamin-Unverträglichkeit

Die Liste ist lang: Hautrötung, Nesselsucht, Ekzeme, Juckreiz, Kopfschmerzen, Hitzegefühl, Migräne, Schwindel, verengte oder rinnende Nase, Atembeschwerden, Bronchialasthma, Halsschmerzen, Blähungen (Flatulenz), Durchfall, Verstopfung, Übelkeit/Erbrechen, Bauchschmerzen, Magenstechen, Sodbrennen, Bluthochdruck, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck, Menstruationsbeschwerden, Blasenentzündung, Harnröhrenentzündung und Schleimhautreizungen der weiblichen Geschlechtsteile, Wassereinlagerung, Knochenmarködem, Gelenkschmerzen, Erschöpfungszustände, Müdigkeit, Schlafstörungen, Verwirrtheit, Nervosität und depressive Verstimmungen.

Eine Histaminintoleranz lässt sich schwer eingrenzen

Das Problem ist, dass diese Symptome auch bei vielen anderen Unverträglichkeiten auftauchen und daher auch auf andere Krankheitsbilder hinweisen könnten. Das Institut für Mikroökologie weist auf folgendes hin: Falls die Diaminoxidase-Konzentration im Blut unter drei „Units“ pro Milliliter liegt, gehen Ärzte von einer Histaminintoleranz aus.

Die gute Nachricht für Betroffene ist, dass Vitamin C Histamin im Körper senkt. Es kann den Histaminspiegel deutlich senken und die Beschwerdesymptome verbessern. Frisches Obst, vor allem Aprikosen*, sollten Menschen mit Histaminintoleranzkeine Probleme bereiten. Auch Äpfel zählen zu den histaminarmen Obstsorten. Die Ausnahme bilden laut Institut für Ernährungsmedizin der TU München Ananas, Bananen, Grapefruit, Orangen, Papaya, Zitrusfrüchte, Kiwi, Himbeeren und Erdbeeren.

Histaminarme Lebensmittel

Histaminarme Gemüsesorten sind zum Beispiel Kohlsorten wie Brokkoli, Grünkohl, Rotkohl und Blumenkohl,aber auch Gurke, Zucchini, Kartoffeln, Grüner Salat, frische rote Beete, Zwiebeln und Knoblauch, Radieschen und Rettich. Auch Wurzelgemüse ist zum Teil histaminarm, dazu gehört Fenchel, Karotte, Knollensellerie, Pastinake, Radieschen, Rote Bete und die Schwarzwurzel. Neben den genannten Gemüsesorten sind die folgenden Lebensmittel ebenfalls histaminarm: Kurz gereifte Käsesorten wie Frisch-, Butter-, Hütten oder Topfenkäse, Mozzarella oder Ricotta, sowie die Getreidesorten Reis, Mais, Quinoa, Dinkel, Hafer, Amaranth und Hirse. Histaminarm sind auch Kochwurstsorten wie Kochschinken oder Fleischwurst und fangfrischer Weißfisch.

Lebensmittel, die man bei einer Histaminintoleranz meiden sollte

Für Betroffene ist es nicht leicht, wenn man nicht essen kann, worauf man Lust hat. Dazu gehören zum Beispiel länger gereifte Käsesorten wie Camembert, Gouda, Parmesan, Emmentaler oder Cheddar. Auch Räucherwaren wie Salami, gepökelter Schinken und Räucherfisch sowie eingelegter Fisch gehören zu den histaminreichen Lebensmitteln. Meiden sollte man auch Wild- und Schweinefleisch, Innereien, besonders Leber.

Wer unter einerHistaminintoleranzleidet, muss allen Produkten, die aus Tomaten hergestellt werden, aus dem Weg gehen. Dazu gehören Tomatenmark, pürierte Tomaten, Tomatenketchup, getrocknete Tomaten. Hingegen dürfen frische Tomaten in geringen Mengen weiter auf dem Speiseplan stehen. Auch andere Gemüsesorten enthalten hohe Mengen an Histamin, dazu gehören Sauerkraut, Aubergine, Spinat und die geliebte Avocado.

Alkohol und Histaminintoleranz sind keine guten Freunde 

Bierliebhaber sollten aufpassen, denn Bier ist sehr histaminreich. Dazu gehören Altbier, Kölsch, Berliner Weiße, Weizenbier, Hefeweizen, Zwickel, Kellerbier. Auch alkoholfreies Bier ist nicht histaminfrei. Einen hohen Histamingehalt haben von Natur aus auch Rotwein, Weißwein (histaminreiche Sorten), Champagner und Sekt. Liköre und Weinbrand gilt es ebenfalls zu meiden.

Eine gute Nachricht für alle, die nicht ganz auf alkoholische Getränke verzichten wollen, gibt es aber auch. Einen Gin oder Wodka-Tonic kann man genießen. Bei der Destillierung von Gin und Wodka entsteht beim Herstellungsprozess wenig bis gar kein Histamin. Was könnt ihr bei einer Histaminintoleranz noch trinken? Wasser, Säfte und Limonaden aus histaminarmen Früchten, Kräutertees, Mandelmilch, Kokosmilch und Kokoswasser.

Vorsicht bei Schmerzmitteln

Menschen mit einem Mangel des Enzyms Diaminooxidase, das für Histaminintoleranz ursächlich ist, können lebensbedrohliche Reaktionen auf bestimmte Medikamente entwickeln. Einige Schmerzmittel können eine Histaminfreisetzung auslösen.

Kleine Sünden bestraft das Leben

Auch wenn Weißwein und Sekt deutlich weniger Histamin als Rotwein enthält – im Durchschnitt weniger als 1 mg Histamin, Rotwein hingegen enthält ca. drei- bis viermal so viel Histamin – heißt das noch gar nichts. Uns sind Fälle bekannt, bei denen schon nach einem halben Glas Weißwein am Abend Betroffene am nächsten Tag ganz schlimme Migräneattacken haben. Diese gehen so weit, dass man für einen ganzen Tag flach liegt und kaum arbeitsfähig ist. Frauen sind davon besonders betroffen.

Wir hoffen, dass ihr nicht zu den Betroffenen zählt!

Bleibt gesund!

Quellen:

Netdoktor https://www.netdoktor.de/krankheiten/histaminintoleranz/

Deutsches Ärzteblatt: Die verschiedenen Gesichter der Histaminintoleranz. Konsequenzen für die Praxis.

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