Die Geschichte des Impfstoffes

Was bedeutet er für die Menschheit?

Das große Thema unserer Zeit, das weltweit derzeit Gesprächsstoff Nummer eins ist, dürfte das Impfen gegen Corona sein. Dieses Thema wird uns, so wie es aussieht, die kommenden zwei Jahre ständig begleiten. Die einen reden vom Fluch, die anderen vom Segen des Impfens.

Bevor wir uns mit dem Corona-Impfstoff beschäftigen, schauen wir erst einmal in die Geschichte der medizinischen Impfung. Und es wird euch erstaunen, denn so lange wie man annehmen könnte, gibt es die Impfstoffe noch nicht.

Das Zeitalter der Wissenschaftler

Früh hatte man erkannt, dass Menschen, die die Pest und die Pocken überlebt hatten, bei späteren Ausbrüchen der Epidemien gegen die todbringenden Erkrankungen anscheinend geschützt waren. Das führte dazu, dass die Forscher damit begannen, Menschen durch eine absichtliche Ansteckung immun gegen Infektionskrankheiten zu machen.

Die Entwicklung von wichtigen Impfstoffen verdanken wir Forschern wie Louis Pasteur (1822 – 1895), Robert Koch (1843 – 1910), Emil von Behring (1854 – 1917) und Paul Ehrlich (1854 – 1915).

Bis zur Geburtsstunde der modernen Impfung war es noch ein langer Weg

Erst vor gut zweihundert Jahren, im Jahr 1796, wurde erstmals ein Vakzin gegen Pocken hergestellt, deren Bezeichnung bis heute mit „Impfstoff“ gleichgesetzt wird. Impfstoffe gegen andere Infektionskrankheiten, wie Masern, Mumps und Röteln, Windpocken, Hepatitis A und B, Lungenentzündung, Grippe, Gehirnhautentzündung und Meningokokken wurden erst im späten 19. und im 20. Jahrhundert entwickelt. Trotz intensiver Forschungen gibt es bis heute noch längst nicht gegen alle Infektionskrankheiten einen Impfstoff, wie zum Beispiel gegen AIDS.

Der Pockentod

In Europa starben 60 Millionen Menschen vor allem im 17. und 18. Jahrhundert an den Pocken. In 40 Prozent führte die Krankheit zum Tod.

Eng verbunden mit der Geschichte von Schutzimpfungen ist der Name des Landarztes und englischen Chirurgen Edward Jenner, der von 1749 bis 1823 lebte. Dieser ging einen ganz neuen Weg. Er war ein Schüler des experimentierfreudigen Chirurgen John Hunter. Er beobachtete, dass Personen, die sich mit einem bestimmten Bläschenausschlag am Euter von Kühen („Kuhpocken“) infiziert hatten, niemals an Pocken erkrankten.

Pocken waren in Europa und Asien weit verbreitet, und fast jeder siebte Erkrankte starb damals an den Pocken.

Noch 1870/71 hatte eine Pockenepidemie in Deutschland 125.000 Todesopfer gefordertEdward Jenner nahm 1796, um einen kausalen Zusammenhang zu beweisen, ein entscheidendes Experiment vor. Er impfte einen achtjährigen Jungen, mit dem Nahmen James Phipps, der bisher von den Pocken verschont geblieben war, mit dem Pustelsekret einer an Kuhpocken erkrankten Magd, worauf dieser erkrankte. Sechs Wochen später inokulierte er dem Jungen Pockensekret, und erwartungsgemäß erkrankte das Kind nicht. Nach dieser Impfung trat allerdings eine Gehirnschädigung ein und er starb mit 21 Jahren.

„Trotzdem gilt Jenner als Glückspilz der Medizingeschichte. Er hat Kinder mit Pocken infiziert und die Kinder blieben von dieser lebensgefährlichen Krankheit verschont. Jenner wusste auch, dass es der große Wurf war, denn er war überzeugt, mit seiner Methode die Pocken auszurotten. Und er hatte Recht, aber es dauerte noch 200 Jahre“, erläuterte Prof. Karl-Heinz Leven Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin in Erlangen.

Obwohl die Pockenimpfung als Durchbruch in der modernen Impfung galt, blieb diese jahrzehntelang umstritten. Edward Jenners Haus ist heute ein Museum und wird von der „British Society for Immunology“ (BSI) für Symposien genutzt. Heute gelten die Pocken für ausgestorben, nur ist man sich nicht sicher, ob das so bleibt. Niemand weiß, ob nicht irgendwo auf der Welt noch vergessene Proben des Erregers gelagert sind.

Für die Wissenschaft gilt die Rückkehr des Erregers als der schlimmste denkbare Seuchenalarm, den man sich vorstellen kann. Da große Teile der Weltbevölkerung niemals geimpft, noch jemals mit dem Erreger in Verbindung kamen stellen die Pocken ein Risiko dar, da sie um ein Vielfaches ansteckender sind als die Grippe.

Bei einer globalen Verbreitung würden nach Schätzungen der Wissenschaft bis zu ein Drittel der Infizierten sterben. Dazu: Vorsicht Pocken – Mumien aus dem Eis und uralter Schorf könnten DNA von einem der schlimmsten Serienkiller enthalten.Von Sara Reardon. Erst im Jahr 1979 hatte die WHO die Welt für pockenfrei erklärt.

Kommen wir nun zu den Masern

Die ersten Masernimpfstoffe wurden von Thomas Chalmers Peebles und dem Nobelpreisträger John Franklin Enders entwickelt. Der MMR-Impfstoff wurde von Maurice Hilleman entwickelt. Die Erstzulassung des Masernimpfstoffs erfolgte 1963 in den USA und ist unter Medizinern unumstritten, auch wenn es heute noch Gegner gegen diese Impfung gibt.

Es war die DDR, die 1970 als erster Staat eine Impfpflicht zur Masernimpfung anordnete. In der Bundesrepublik wurden 1966 Totimpfstoffe (inaktivierte Impfstoffe) gegen Masern zugelassen, ohne dass es zu einer Impfpflicht kam. Im Jahr 2013 hatten circa 85 % der Kinder weltweit einen Masernimpfstoff erhalten.

Im Jahr 2012 waren in Deutschland 92,4 Prozent der neu eingeschulten Kinder zweifach gegen Masern geimpft. Noch heute infizieren sich 365.000 Menschen mit Masern. Die Zahl der Toten liegt weltweit, bei immer noch 140.000. In den 1980-Jahren waren es noch rund 2.5 Millionen Maserntote, was an der extrem hohen Ansteckungsrate liegt, von der hauptsächlich Kinder betroffen sind.

Für Menschen in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen gilt ab 1. März 2020 in Deutschland eine Impfpflicht gegen Masern. Ein entsprechendes Gesetz hat der Bundestag beschlossen. Das Masernschutzgesetz wurde beschlossen, weil Masern hoch ansteckend sind, sie können zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen.

Im Einzelnen heißt es: Eltern müssen bei Eintritt in eine Kita oder Schule für ihre Kinder einen Nachweis erbringen, dass ein ausreichender Impfschutz gegen Masern oder eine Immunität gegen Masern besteht. Eine Immunität gegen Masern wird über ein ärztliches Attest dokumentiert.

Eventuelle Kontraindikationen (z. B. Allergie gegen Bestandteile der Impfseren) müssen ebenfalls vom Arzt attestiert werden. Ein solches Attest ist dann an Stelle des Impfnachweises vorzulegen. Die Nachweispflicht besteht auch für Erzieher, Lehrer, Tagesmütter und andere Beschäftigte in (medizinischen) Gemeinschaftseinrichtungen sowie für Bewohner in Ferienlagern oder auch Asyl- und Flüchtlingsunterkünften.

Die Grippe: Schüttelfrost, hohes Fieber, Gliederschmerzen

Gefährliche Viren: Die Influenza ist eine der tödlichsten und gefährlichsten Virusinfektionen, die wir zurzeit kennen. Betroffen davon sind jährlich etwa 10 bis 20 Prozent der Weltbevölkerung. Noch bis zum heutigen Tag sterben daran durchschnittlich, sage und schreibe bis zu 500.000 Menschen.

Bei einer aggressiven Variante, wie sie regelmäßig vorkommt, kann diese Zahl auch deutlich höher ausfallen. Insbesondere sind Ältere mit Vorerkrankten stark gefährdet. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt von daher vor allem älteren Menschen, sich gegen Influenza-Viren impfen zu lassen.

Schon 1942 erfolgte die erste Impfung der allgemeinen Bevölkerung gegen Grippevieren. Die Impfung soll vor Beginn der Influenza-Saison erfolgen, also auf der Nordhalbkugel vorzugsweise in den Monaten Oktober und November. Oftmals wird eine Grippe leider unterschätzt, sie ist keine normale Erkältung, sondern eine ernst zu nehmende Erkrankung, die bei einem schweren Verlauf tödlich enden kann.

Bei Wikipedia wird aber angemerkt: „Die Wirksamkeit der bisher zugelassenen Influenzaimpfstoffe liegt unter starken Schwankungen bei ca. 50 % und damit seit Jahrzehnten deutlich unterhalb derjenigen von Impfstoffen gegen andere Erreger. Es gibt aber bisher keinen besseren medizinischen Schutz gegen Influenza. Die bisherigen Influenzaimpfstoffe müssen jährlich neu an die gerade zirkulierenden Influenza-Viren angepasst werden, daher wird empfohlen, sich jedes Jahr neu zu impfen.“

Der Hochdosis-Grippeimpfstoff „Fluzone High-Dose Quadrivalent“ wurde nun Ende 2020 zugelassen. Dieser ist für die Impfung von Erwachsenen ab 65 Jahren zugelassen und soll nach einer Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums vorrangig in Alten- und Pflegeheimen eingesetzt werden.

Im Vergleich zu „normalen“ Influenzaimpfstoffen enthält dieser bislang in Deutschland noch nicht verfügbare Impfstoff die vierfache Antigenmenge. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) konnte 500.000 Dosen des in den USA zugelassenen Impfstoffs beschaffen.

Und 2021 heißt es zur nächsten Grippesaison: Impfstoff anpassen!

Folgende Impfstoffe wurden bisher erfolgreich entwickelt: Pocken (1798), Tollwut (1885), Pest (1897), Diphtherie (1925),Tuberkulose (1927), Wundstarrkrampf (1927) und Gelbfieber (1937).

Nach dem Zweiten Weltkrieg machte die Wissenschaft weitere Fortschritte und konnte weitere Impfstoffe entwickeln: Kinderlähmung (1955), Masern (1964), Mumps (1967), Röteln (1970) und Hepatitis B (1981). Alle stehen auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation.

Bleibt gesund und munter!

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