Kaffee-Genuss oder Kaffee-Verdruss?

Wie gesund ist Kaffee?

Lange bevor George Clooney Werbung für Nespresso machte, war Kaffee schon das Lieblingsgetränk – nicht nur der Deutschen. Die Kaffeehauskultur wird heute weltweit zelebriert, und kaum einer will morgens nach dem Aufstehen auf seinen Kaffee verzichten. Für viele ist Kaffee geradewegs der Start in den neuen Tag. 

In Europa ist Luxemburg der Spitzenreiter unter den Kaffeetrinkern (Pro-Kopf-Verbrauch von Kaffee in Europa laut Statista 2019), dicht gefolgt von den Niederlanden, Skandinavien und Österreich. Dann erst kommen die Deutschen. Der Deutsche Kaffeeverband berichtete, dass jeder Deutsche pro Kopf nahezu 150 Liter im Jahr konsumiert. Damit ist Kaffee das am meisten konsumierte Getränk in Deutschland, noch vor Wasser, Bier oder Wein.

Deutschland war lange Zeit das Filterkaffeeland

Kein Wunder, dass sich viele Kaffee-Marken um den riesigen Markt streiten und schon in den 60er Jahren viel Geld in die Kaffee-Werbung investierten, vor allem in TV-Werbung. Jacobs Krönung warb mit dem Spruch „Jacobs Kaffee. Da schmeckt man das ganze Aroma. Wunderbar“ und „Die Krönung der schönsten Stunden“. Melitta Kaffee warb mit Melitta-Filtertüte („… macht Kaffee zum Genuss“). Des Weiteren buhlten Dallmayr Kaffee, Tchibo Kaffee, Onko Kaffee, Eduscho Kaffee und Kaffee Hag um den Markt und den Verbraucher.

Dabei darf man nicht vergessen, dass Bohnenkaffee noch vor etwa 60 Jahren ein Luxusprodukt und für die meisten Menschen unerschwinglich war. Ein Pfund Kaffeebohnen kostete damals 30 DM – dreimal so teuer wie heute.

Wohlstand in Tassen

Für ein Pfund Kaffeebohnen musste man damals fast 20 Stunden arbeiten, also eine halbe Arbeitswoche. 1960 verdiente ein Arbeiter knapp 500 Mark brutto im Monat. 1950 lag der Brutto-Stundenlohn bei etwa drei DM. Der „Spiegel“ schrieb einmal: „Kaffee – das war nach 1945 Wohlstand in Tassen, ein Nationalgetränk und ein deutsches Heiligtum des Alltags“.

Der Kaffee galt als Wirtschaftswunder-Getränk und war für die Menschen etwas ganz Besonderes. Das hat sich bis heute nicht geändert, wie man an den Zahlen sieht. 2021 wird der Umsatz mit Kaffee in Deutschland auf 18,5 Milliarden Euro geschätzt, und laut Statista wird er bis 2025 auf fast 21 Milliarden Euro ansteigen. Wenn wir das auf die Bevölkerungszahl umlegen, vom Säugling bis zum Greis, gibt jeder Bürger 2021 pro Kopf 220,14 Euro für Kaffee aus.

Stellt sich nur die Frage, ist Kaffee gesund oder ungesund?

Um diese Frage ranken sich viele Mythen. Bekannt ist zumindest, dass Koffein stark den Kreislauf und Blutdruck anregt. Deshalb bringt uns der Kaffee morgens in Schwung – abgesehen von einigen wenigen Menschen, bei denen Kaffee keinerlei Einfluss auf den Kreislauf hat.

Woher kommt nun dieser Effekt? Koffein verdrängt im Körper Adenosin aus den Zellen, den Stoff, der uns müde macht. Die Entdeckung des Koffeins ist übrigens Johann Wolfgang von Goethe zu verdanken. Er riet dem befreundeten Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge, Kaffeebohnen zu destillieren – eigentlich, weil er darin ein Gegengift zu Atropin vermutete. Bei diesem Prozess entdeckte Runge das Koffein.

Eine vielfach gestellte Frage ist, wie viel Koffein ist eigentlich gesund?  Das hat sogar die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit untersucht. Die gute Nachricht lieferte das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE): „Wer vier Tassen Kaffee am Tag trinkt, reduziert das Risiko an Leberkrebs zu erkranken um 75 Prozent.

Die für manchen Kaffee-Liebhaber schlechte Nachricht lautet: Viel mehr sollte es dann auch nicht sein. Der Grund: Kaffee enthält viel Koffein. So schreibt die Behörde: „Wird Koffein in zu hohen Mengen konsumiert, kann dies gesundheitliche Folgen haben. Diese reichen von erhöhter Nervosität und Erregbarkeit über Schlaflosigkeit, Schweißausbrüchen bis hin zu Herzrasen. Wird dauerhaft zu viel Koffein zugeführt, kann dies zu Herzkreislaufproblemen führen“.

Für einen gesunden Erwachsenen gilt eine Aufnahmemenge von 200 Milligramm als Einzeldosis (etwa zwei Tassen Kaffee) und 400 Milligramm über den Tag verteilt (etwa vier Tassen Kaffee) als unbedenklich. Als Faustregel wird von der EFSA angegeben, dass über den Tag verteilt etwa 5,7 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht unbedenklich sind.

Bei einer Einzeldosis sollten es nicht mehr als drei Milligramm pro Kilogramm sein. Minderjährige sollten auch über den Tag verteilt generell nicht mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht konsumieren. Für schwangere oder stillende Frauen gilt die Hälfte des Wertes als gesundheitlich unbedenklich für den Fötus beziehungsweise das gestillte Kind.

Die von der EFSA als unbedenklich ermittelten Koffeinmengengelten allerdings nicht für jeden. Sie stellen auch keine Empfehlungen dar, sondern Mengenangaben, die bei der gesunden Allgemeinbevölkerung als gesundheitlich unbedenklich angesehen werden. Sie gelten nicht für Personen, die an Krankheiten leiden oder größere Mengen Alkohol konsumieren.

Früher glaubte man sogar, dass Kaffee entwässert, was sich jedoch als Mythos herausgestellt hat. Festgestellt hat man lediglich, dass Kaffee eine leicht harntreibende Wirkung hat. Das trifft aber nur auf Filterkaffee zu, da der Wasseranteil hier viel höher ist als beispielsweise beim Espresso. Auch die Reifung der Bohnen spielt eine Rolle.

Allerdings sollten Menschen, die einen schlecht funktionierenden Stoffwechsel haben, nur in Maßen Kaffee trinken. Auch bei hohem Blutdruck oder Magenproblemen sollte man Koffein besser meiden. Menschen mit einem gut funktionierenden Stoffwechsel hingegen, die sich gut ernähren und viel bewegen, dürfen auch eine Tasse Kaffee mehr trinken.

Woher kommt der Kaffee und wie kam er zu uns?

Die wichtigsten Kaffee-Sorten sind der Coffea arabica (Arabica-Kaffee) und der Coffea canephora (Robusta-Kaffee) mit vielen Untersorten und Varietäten. Ursprünglich stammt die Kaffee-Pflanze aus Afrika. Heute geht man davon aus, dass die Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens das Ursprungsgebiet des Kaffees ist. Über die Türkei gelangte der Kaffee nach Europa, zuerst nach Italien, von dort nach Frankreich, England und in die Niederlande und schließlich auch nach Deutschland.

Die ersten Kaffeehäuser entstanden um 1511 in Mekka, von wo sie ihren Siegeszug durch ganz Europa antraten. Von da an ging es Schlag auf Schlag, der Kaffee eroberte die Welt. 1645 gab es das erste Kaffeehaus in Venedig, 1650 folgte Oxford und 1652 London. Frankreich zog 1659 in Marseille nach, 1669 servierte angeblich der türkische Gesandte Soliman Aga der vornehmen Gesellschaft in Versailles erstmals Kaffee, und 1672 erreichte der Kaffee Paris.

Das erste Wiener Kaffeehaus wurde 1685 eröffnete, doch schon vorher, 1673, wurde in Bremen ein Kaffeehaus eröffnet. In Hamburg eröffnete ein Engländer 1677 ein Kaffee- und Teehaus, 1694 gab es in Hamburg bereits vier Kaffeehäuser. 1686 folgte Regensburg und 1694 Leipzig. In Berlin wurde das erste Kaffeehaus erst 1721 eröffnet. Heute wird es wohl tausende und abertausende Kaffee-Buden geben.

Mittlerweile wird Kaffee in über 50 Ländern angebaut. Die größten Kaffee-Produzenten sind Brasilien, Vietnam, Kolumbien und Indonesien. Fazit: Kaffee ist immer eine gute Idee. Viel Spaß beim Genießen!

healthy air
2024 new year resolutions
erkältungszeit