Kinder in der Corona-Krise

Homeschooling und Isolation

Was sind die psychischen und gesundheitlichen Folgen für eure Kinder in der Corona-Krise? Die Coronavirus-Pandemie hat für Eltern und Kinder alles auf den Kopf gestellt und den Alltag von Familien mit Kindern stark eingeschränkt. Krippen, Kindergärten und Schulen können nur noch für die Notbetreuung besucht werden.

Persönliche Kontakte zu den Großeltern und Freunden sind in der Corona-Krise kaum noch möglich. Freizeitaktivitäten wie Sport finden nicht mehr statt und Bezugspersonen aus Kita und Schule kann man nicht mehr sehen.

Hinzu kommt, dass Eltern und Kinder durch den Unterricht zu Hause oftmals überfordert sind, da die Eltern parallel zum Unterricht ihre Arbeit im Homeoffice betreiben müssen. Das Ganze istmeist sehr nervenaufreibend.

Wie geht es Kindern, die ihre Freunde nicht mehr treffen können oder aus sozial benachteiligten Familien kommen, in beengten Wohnverhältnissen, womöglich noch mit vielen Geschwistern leben? Manche Kinder haben außerhalb der Familie schon seit Wochen und Monaten keinen Kontakt zur Außenwelt mehr.

Und das könnten die Folgen der Corona-Krise sein: Verhaltensauffälligkeiten, psychosomatische Erkrankungen, Entwicklungsstörungen und Schlafstörungen bei unseren Kindern. Eine weitere große Sorge von Experten, so kann man immer häufiger lesen, ist die Zunahme von Gewalt an Kindern in der Corona-Krise.

Pathologische Mediennutzung

Die Computersucht ist bei Kindern und Jugendlichen stark angestiegen. Kürzlich erschien auf „Welt-Online“ ein Artikel, in dem ein Siebenjähriger auf dem Smartphone seiner Mutter 2.700 Euro verzockt hat. In der Pandemie hat auch der Medienkonsum überhandgenommen.

Kinder und Jugendliche sitzen im Fernunterricht nur noch am Tablet oder Monitor, und nach dem Unterricht geht es gleich weiter mit Computerspielen, weil ja ansonsten nichts los ist. Die Krankenkasse DAK hat die Präventionsoffensive „Mediensucht 2020“ gestartet und festgestellt, dass die Gaming-Zeit durchschnittlich um 75 Prozent zugenommen hat.

Werktags stieg die durchschnittliche Zeit, die mit Computerspielen verbracht wird, von 79 auf 139 Minuten, und an den Wochenenden auf 193 Minuten am Tag. Tendenz steigend. Die Gefahr ist groß, dass Kinder und Jugendliche in der aufregenden, bunten Welt der Online-Spiele abdriften und sich darin verlieren, meint Professor Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Suchtzentrums am UKE.

Es ist auch so einfach, der Klick zu einem Videospiel ist direkt auf derselben Tastatur, auf der die Kinder ihre Schulaufgaben machen. Und wie bitte sollen die Eltern das verhindern oder überprüfen? Zudem können die Kinder im Online-Unterricht auch noch alles andere nebenher machen, was im normalen Unterricht nicht gehen würde.

Schwere Zeiten für junge Erwachsene

Und wie sieht das bei unserer Jugend aus? In den letzten Wochen und Monaten haben die Medien, aber auch Politiker, eine ganze Generation verurteilt. Jugendliche wurden als feierwütige „Superspreader“ bezeichnet. Da hieß es sogar, sie sollten doch lieber mal auf eine Party verzichten. Dabei haben unsere Jugendlichen alles andere als Feiern im Sinn, denn sie stehen vor gewaltigen Problemen.

Eine aktuelle Jugendstudie zeichnet folgendes Bild. Alle vier Jahre untersucht das Heidelberger Sinus-Institut die Lebenswelt 14- bis 17-jähriger Teenager in Deutschland. Von einer Spaßgesellschaft kann man nicht annähernd sprechen, zeigt die Jugendstudie: „Die Jugend von heute ist deutlich ernster als ihre Vorgänger. Teenager machen sich Sorgen ums Klima und fehlenden gesellschaftlichen Zusammenhalt“, heißt es da.

Jugendliche und junge Erwachsene stehen vor großen Herausforderungen in dieser Corona-Krise. Sie haben Zukunftsängste, Konflikte in der Familie, Liebeskummer bis hin zu Depressionen, und sie fühlen sich einsam. Ihre Sorgen drehen sich um: „Schaffe ich das Schulpensum“, oder „wann sehe ich meine Freunde wieder“. Die junge Generation ist derzeit einfach verunsichert. Wir sollten in diesen Zeiten alle mehr Verständnis für unsere Jugend haben.

Dazu kommt, dass Ärzte feststellten, dass die junge Generation schon deutlich übergewichtig ist. In einer Stellungnahme des BVKJ Hamburg nach einem Gespräch mit Schulsenator Ties Rabe (SPD) wurde die Entwicklung jüngst bündig zusammengefasst: „Es wird eine alarmierende Zunahme von Adipositas (Fettleibigkeit) wahrgenommen, die sich aus den Schließungen der Sportvereine, dem Ausfall des Schulsports und den fehlenden Schulwegen ergibt.“

Spätfolgen der Corona-Krise

Möglicherweise würde man in einigen Jahren auf die aktuelle Zeit zurückblicken und von Covid 19 und der Corona-Krise wäre dann gar keine Rede mehr. Stattdessen könnte es heißen: „Das ist die Zeit, wo sich bei Kindern ein Lockdown-Syndrom entwickelt hat, das bis heute unsere Gesellschaft beeinflusst und bis heute dafür sorgt, dass Kinder sich nicht normal entwickelt haben“,so derLandrat des Kreises Heinsberg, Stephan Pusch, am 4. Februar in der Sendung bei Maybrit Illner.

Auch Familienministerin Franziska Giffeysieht bei Schülern „depressive Verstimmungen und Vereinsamung“, weil die jetzige Belastung im Corona-Lockdown in manchen Familien in Richtung Kindeswohlgefährdung gehe. Kinderärztinnen und Kinderärzte warnen. „Kinder haben aufgehört zu sprechen, haben psychische und physische Probleme durch den Corona-Lockdown„, sagt Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses in Berlin, im Interview mit WELT-Redakteurin Laura Fritsch.

Wie es unseren Kinder in der Corona-Krise ergeht, hat eine Untersuchung der Betriebskrankenkasse Pronova aus dem August 2020 schon aufgezeigt. 150 Kinderärzte wurden darin befragt, wie sie die Auswirkungen der Corona-Krise bei Kindern und Jugendlichen einschätzen.

40 Prozent der Ärzte gaben an, dass sie bei ihren Patienten vermehrt körperliche Beschwerden beobachteten. Weitaus besorgniserregender sind allerdings die Ergebnisse zu psychischen Belastungen: Neun von zehn Kinderärzten sehen hier eine Verschlechterung der Lage. Man kann sich ja vorstellen, wie die Situation heute, sechs Monate später, aussieht.

Tipps von der UNICEF zur Corona-Krise

Sinnvolle Beschäftigung im Corona-Lockdown: Tipps gegen Langeweile in der Corona-Krise hat die UNICEF zusammengestellt, damit eure Kinder nicht vor den Bildschirmen, den Tablets und Handys versinken.

Corona-Krise: Was man jetzt mit Kids Sinnvolles zu Hause machen kann – der WWF gibt Tipps, wie Kinder und Erwachsene die Zeit zu Hause sinnvoll verbringen können. Von Bastelanleitungen und Hörgeschichten für die Kleinen bis zu Videos und Online-Seminaren für die Großen.

Die Caritas Limburg hat hier eine gute Tagesstruktur für eure Kinder zusammengestellt

Gestaltet gemeinsam mit euren Kindern einen Plan und arbeitet je nach Alter der Kinder mit Symbolen. Hängt den Plan für alle gut sichtbar in der Wohnung auf. Reflektiert am Abend gemeinsam, was gut funktioniert hat und was man vielleicht noch anders machen könnte. Und ganz wichtig – belohnt euch und eure Familie jeden Abend ganz bewusst mit einer gemeinsamen Aktion/Aktivität für einen weiteren (gut) miteinander verbrachten Tag! Seid kreativ und bleibt (trotz Zeitplan) flexibel in der Ausgestaltung bzw. Umsetzung! Vielleicht fallen euch ja auch gemeinsame Familienprojekte (im Garten arbeiten, Fahrräder herrichten, Keller aufräumen) ein, die ihr gerne einplanen und umsetzen würden? Hier könnt ihr den Plan herunterladen.

Was könntet ihr noch machen?

Wichtig ist, für eure Kinder und Jugendlichen eine feste Tagesstruktur einzurichten. Legt also Zeiten fest, an die sie sich halten können. Das beginnt beim Aufstehen und sollte auch fürs Spielen, Lernen, Essen und Schlafengehen gelten. Den Medienkonsum solltet ihr begrenzen.

Bleibt gesund und passt auf eure Kinder (und auch Haustiere) auf.

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