Laktoseintoleranz

Was steckt dahinter?

In unseren letzten Beitrag haben wir uns ausführlich mit den gesundheitlichen Folgen einer Fruktoseintoleranz beschäftigt. Sehr viele Menschen leiden unter Nahrungsmittelintoleranzen und haben erhebliche Beschwerden, die das Leben der Betroffenen nicht einfacher machen.

Laktose-, Fruktose- und Histamin-Unverträglichkeiten sind weit verbreitet und verursachen die häufigsten Beschwerden.

Was steckt hinter der Laktoseintoleranz?

Milch galt viele Jahrzehnte als eine Art Wundersaft. „Milch macht müde Männer munter“ war vor Jahrzehnten ein legendärer Werbespot im TV. Doch: Milch kann schlimme Beschwerden hervorrufen, nicht nur im Magen-Darm-Trakt, sondern auch auf der Haut und in den Blutgefäßen. Etwa 15 Prozent der Europäer sind von einer Laktoseintoleranz betroffen, bei der es sich um eine Unverträglichkeit des menschlichen Magen-Darm-Trakts auf Muttermilch und tierische Milch handelt.

Nordeuropäer am wenigsten betroffen

Nordeuropäer vertragen mit 90 Prozent noch am besten Milch. Je mehr es in Richtung Süden geht, desto schlechter sieht es mit der Verträglichkeit aus. Mehr als zwei Drittel der Südeuropäer haben eine Laktoseintoleranz, aber auch in Asien vertragen nur etwa sechs Prozent der Bevölkerung Milch.

Mit anderen Worten: Ein Großteil der Weltbevölkerung verträgt Milch nicht. Rund drei Viertel aller Menschen weltweit sind laktoseintolerant. In Afrika und China verträgt nahezu die gesamte Bevölkerung keine Milch. In Schweden sind dagegen nur zwei Prozent der Bevölkerung von einer Laktoseintoleranz betroffen und in Dänemark sind es auch nur gerade mal fünf Prozent.

Über die Ursachen der Laktoseintoleranz gibt u.a. die Webseite www.gesundheitsinformation.de Aufschluss: „Im Säuglingsalter ist der Körper darauf eingestellt, nur von Muttermilch zu leben. Um sie zu verarbeiten, produzieren Säuglinge das Enzym Laktase. Es spaltet den Milchzucker im Darm so auf, dass der Körper ihn weiterverwenden kann.

Wenn ein Kind von der Milch entwöhnt wird, stellt sich das Verdauungssystem allmählich auf die Verarbeitung anderer Nahrungsmittel um. Der Körper produziert dann deutlich weniger Laktase – und kann deshalb nur noch geringere Mengen Milchzucker spalten.

Nimmt ein Erwachsener mehr Milchzucker auf, als die Laktase spalten kann, bleibt Milchzucker im Darm übrig. Er gelangt in den Dickdarm, wo er von Darmbakterien zersetzt wird (sogenannte Vergärung). Dabei entstehen vermehrt Gas und andere Abbauprodukte im Darm, die zu den Beschwerden führen.“ Zu den Beschwerden gehören unter anderem Völlegefühl, Unterbauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit mit Erbrechen und Ausbrüchen von kaltem Schweiß.

Ähnliche Symptome kommen bei Menschen mit einer Intoleranz für Fruchtzucker (Fruktose), der sogenannten Fruktosemalabsorption vor. Aber auch das Reizdarmsyndrom löst diese Beschwerden aus. Weitere Symptome bei einer Laktoseintoleranz sind Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, juckende Haut und nächtliches Schwitzen.

Wie kann eine Unverträglichkeit diagnostiziert werden? Es gibt verschiedene Test, mit denen man auf eine Laktoseintoleranz hin untersucht werden kann. Als zuverlässigste Methode gelten dabei der H2-Atemtest und eine Blutprobe. Man sollte sich an einen Gastroenterologen, einem Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen wenden. Auch ein Diättest kann den Verdacht auf eine Laktoseintoleranz bestätigen.

Die drei Formen der Laktoseintoleranz

Auf einen wichtigen Punkt weist die Techniker-Krankenkasse hin: Man unterscheidet drei Formen der Laktoseintoleranz:

Erstens: Die Primäre Laktoseintoleranz: Diese Form ist meist erblich bedingt und besteht bereits von Geburt an oder bildet sich langsam aus. Hier wird genetisch bedingt das Enzym Laktase unzureichend produziert, was zu einer ausgeprägten Laktoseintoleranz führen kann. Diese Form ist weltweit verbreitet.

Zweitens: Die Sekundäre Laktoseintoleranz: Hier ist die Laktoseintoleranz Folge einer anderen Erkrankung. Bei einer Glutenunverträglichkeit beispielsweise wird die Schleimhaut des Dünndarms, in der das wichtige Enzym Laktase gebildet wird, angegriffen. Weitere Erkrankungen, die dazu führen können, sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Magen-Darm-Infektionen.

Drittens: Der Kongenitale Laktasemangel: Hierbei handelt es sich um einen angeborenen, kompletten Gendefekt, bei dem gar keine Laktase gebildet werden kann. In diesem Fall ist eine strikte laktosefreie Diät essenziell. Diese Form ist jedoch sehr selten.

Auf folgende Produkte sollten Betroffene verzichten: Milcheiweiß ist in der Trinkmilch, Buttermilch, Sauermilch, Joghurt und Kefir, Milchpulver, Kaffeeweißer, Käse, Trockenmilch, Trinkkakao, Kondensmilch, Sahne, Dickmilch, Molke, Joghurt, Quark, Hüttenkäse, und Schmelzkäse enthalten.

Es gibt allerdings auch Milchprodukte, die wenig Laktose enthalten. Zum Beispiel länger gereifter Käse, hier wird der Milchzucker mit der fortschreitenden Reife abgebaut und in Milchsäure umgewandelt. Mit anderen Worten, je länger der Käse reift und je älter er wird, desto weniger Laktose enthält er. Alle Käsesorten mit langer Reifedauer wie Emmentaler, Appenzeller, Brie, Camembert oder Schafskäse weisen kaum noch Laktose auf, da der Milchzucker beim Reifungsprozess abgebaut wird.

Es gilt die Regel, je frischer Milchprodukte sind, desto höher ist der Laktose-Anteil. Wer jedoch ganz auf Milchprodukte verzichtet, kann sehr schnell an Kalziummangel leiden. Daher empfehlen Experten zum Ausgleich kalziumreiche Lebensmittel wie Fleisch, Brokkoli, Grünkohl, Tomaten, Tofu und Sojaprodukte.

Auch sollte man wissen, dass Milchzucker in vielen Nahrungsprodukten zugesetzt wird. Er findet sich zum Beispiel in Fertiggerichten, Getreideriegeln, mariniertem Fleisch, Wurstwaren, Broten, Speiseeis, Schokolade, Instantprodukten, Teigen und sogar in Gewürzmischungen. Zu verdanken haben wir das den Food-Designern, die ein gewünschtes Mundgefühl erzeugen wollen, um den Geschmack positiv zu beeinflussen. Zum Glück vertragen die meisten Menschen kleinere Laktosemengen und bleiben beschwerdefrei.

Vorsicht bei Backwaren. Die Brotkultur gerade in Deutschland bereitet Menschen mit Laktoseintoleranz die meisten Probleme. Viele Brotsorten, Brötchen und Kuchen enthalten Milch, Milchpulver oder Sahne. Verbraucher sollten sich beim Bäcker daher Listen mit Inhaltsstoffen geben lassen. Die wichtigste Therapiemaßnahme bei einer Laktoseunverträglichkeit ist eine Anpassung der Ernährung. Der Arzt kann euch zu einer Ernährungstherapie oder Beratung überweisen. Zudem gibt es Medikamente, die das fehlende Enzym Laktase enthalten, die eure Beschwerden deutlich verbessern können.

Alternativen zu Milch boomen

Die pflanzlichen Alternativen zu Milch sind heute Soja, Hafer und Mandelmilch, und es kommen immer weitere hinzu. Eine Berliner Firma produziert sogar eine Milch-Alternative aus Erbsen. Einige der Produkte werden mit Vitaminen und Calcium angereichert, und auch mit dem lebenswichtigen Vitamin B12, das vor allem Veganer dringend brauchen, weil es in rein pflanzlicher Ernährung nicht vorkommt.

Dabei sollte man wissen: Laktosefreie Alternativen sind nicht gesünder als normale Milch und Milchprodukte. Sie verbessern jedoch die Lebensqualität von Menschen mit Laktoseintoleranz und lindern deren Symptome. Für Nicht-Betroffene haben sie keine gesundheitlichen Vorteile.

Laut Datenanalysten der Marktforschungsinstitute GfK und Nielsen IQ sind sowohl der Umsatz als auch die Absatzmenge im deutschen Einzelhandel 2020 für pflanzliche Milchalternativen um weit über 40 Prozent gewachsen. „Insbesondere pflanzliche Drinks boomen.“

Mehr als jeder dritte Haushalt in Deutschland kaufe bereits pflanzliche Milchalternativen, berichtet Steven Brechelmacher von der GfK. Allein im vergangenen Jahr seien zwei Millionen Haushalte hinzugekommen. Gerade junge Verbraucher und Verbraucherinnen fühlten sich sehr von Hafer- oder Soja-Alternativen angesprochen, was darauf zurückzuführen ist, das sie ein gestiegenes Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit haben.

Bleibt gesund!

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