Macht Zucker krank?
Es sind ganz schön schwere Vorwürfe, die gegen Zucker erhoben werden. Fest steht, dass wir alle zu viel Zucker essen. Und es ist eine Binsenweisheit, dass zu viel von allem, ob Alkohol, Rauchen, Fleisch etc., ungesund ist.
Sollte man deshalb den Zucker gleich verteufeln? Viele Forscher sind sich einig, dass ein zu hoher Zuckerkonsum zu Übergewicht und in der Folge zu verschiedenen Krankheiten wie Diabetes, Herzkreislaufstörungen, Herzinfarkt, Gefäß-, Nieren- und Nervenschäden sowie Schlaganfall führen kann.
Der Zuckerberg
Statistisch gesehen verzehrt jeder Deutsche 34 Kilogramm Haushaltszucker pro Jahr. Dazu kommen noch Honig und Zuckerzusätze in Form von Sirup, Glukose und Fruktose in Säften und Obstkonserven. Das sind dann noch mal zehn Kilo. Also insgesamt gute 44 Kilogramm Zucker – ein ganz schöner Berg! Nur mal zum Vergleich: zwei volle Kisten Wasser oder Bier wiegen 34 Kilo.
100 Gramm Zucker enthalten 387 Kilokalorien und ansonsten keinerlei Nährstoffe oder Vitamine. Das sind also rund vier Kilokalorien pro Gramm. Ein Erwachsener, der 2.000 Kilokalorien pro Tag zu sich nimmt, sollte im Schnitt nicht mehr als 50 Gramm Zucker am Tag verzehren. Doch das ist gar nicht so leicht einzuhalten.
DieEmpfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt sogar noch darunter, nämlich bei maximal 25 Gramm Zucker am Tag. Allerdings beziehen sich die Empfehlungen von Institutionen wie der WHO oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nur auf die maximale Zufuhr von Zucker. Für Zucker, der natürlicherweise in Obst oder Gemüse enthalten ist, geben WHO oder DGE keine empfohlene Obergrenze für den täglichen Verzehr an.
Wann wird Zucker ungesund?
Nur mal als Beispiel: Ein 250-ml-Glas Cola enthält 27 Gramm Zucker. Ein 0,5-Liter-Glas Fanta oder Sprite enthält in Deutschland 45,5 Gramm Zucker. Der Energydrink von Marktführer Coca–Cola kommt auf 83 Gramm Zucker. Damit ist er laut einer neuen Studie der Verbraucherinitiative Foodwatch das zuckerhaltigste Getränk, das der deutsche Markt zu bieten hat.
Limonaden sind regelrechte Zuckerbomben. Die Politik lehnt eine Steuer für zuckerhaltige Limonaden, wie es sie in einigen Ländern bereits gibt, bisher ab. Ihre Argumente: Das Thema Fehlernährung könne man damit nicht in den Griff bekommen. Außerdem sei die Besteuerung eines einzigen Lebensmittels nicht zielführend. Das Bundesgesundheitsministerium setzt stattdessen auf die Freiwilligkeit der Industrie und Bildungsangebote zum Thema gesunde Ernährung.
Sondersteuern auf zuckerhaltige Getränke gibt es seit ein paar Jahren bereits in Irland, Portugal, Estland, Belgien, Norwegen, Mexiko, Südafrika und Frankreich und seit 2018 auch in Großbritannien. Die Zuckersteuer hat in Großbritannien dazu geführt, dass der Zuckergehalt in britischen Getränken um 30 Prozent gesenkt wurde, berichtete der NDR.
Auch darauf macht der Sender aufmerksam: Viele Menschen unterschätzen besonders den Zuckergehalt von Fruchtsäften und Smoothies. Manche Smoothies enthalten, je nach Fruchtart, sogar mehr Zucker als in Cola enthalten ist.
Lieber ungesund, aber dafür glücklich?
Eine 100-Gramm-Tafel Schokolade enthält ca. 56 Gramm Zucker. Das entspricht 22,5 Zuckerwürfeln und damit 546 Kilokalorien. Allerdings wissen wir: Schokolade macht glücklich. Wenn es nur die Schokolade wäre, könnte man die Zuckerzufuhr noch gut kontrollieren.
Aber machen wir uns nichts vor: Die Supermarkt-Regale quellen über vor lauter süßen Leckereien.
Der Zucker der Lebensmittel-Industrie
Dazu kommt, dass die Lebensmittel-Industrie in ihren Produkten viel Zucker einsetzt. Dem Zucker im Alltag aus dem Weg zu gehen, ist daher keine leichte Sache. In zahlreichen verarbeiteten Produkten der Lebensmittel-Industrie wird Zucker als Zutat eingesetzt. Zudem dient Zucker als Geschmacksverstärker, weshalb er in den meisten Fertigprodukten und in Fast Food enthalten ist.
Was viele gar nicht wissen: Sechs Stück Würfelzucker stecken sogar in einer Tiefkühl-Salami-Pizza. Bei den Fitness-Müslis sind in der 500-Gramm-Packung 39 Stück Würfelzucker enthalten.
Auch Rotkohl aus dem Glas ist eine Zuckerbombe. In einem 700-Gramm-Glas finden sich 25 Zuckerwürfel. Und wer glaubt, Fruchtjoghurt sei besonders gesund, irrt: Hier stecken auf 200 Gramm acht Zuckerwürfel. Das hat zuletzt der NDR ermittelt. Die Liste ließe sich unendlich fortführen. 75 Prozent aller verpackten Lebensmittel in den USA sollen versteckten Zucker enthalten, und in Deutschland sieht es nicht viel besser aus.
Fruktose – der Fruchtzucker
Fruchtzucker hört sich harmlos an, schädigt aber die Leber und auch andere Organe. In Deutschland leiden bereits 30 Prozent der Erwachsenen an einer Fettleber. Inzwischen sind auch übergewichtige Kinder betroffen, wie die Veröffentlichung einer aktuellen Studie ergab.
Fruchtzucker in Obst, Gemüse, Trockenobst, Honig, Sirup und Dicksäften schädigen dem Menschen nicht, dafür müsste man Unmengen verzehren.
Das Zentrum der Gesundheit titelte „Fructose – die gefährlichste Form aller Zuckerarten“. Die isolierte und hochkonzentrierte industriell hergestellte Fruktose ist ausgesprochen gesundheitsgefährdend. Wieungesund die Fructose ist, hat das Zentrum der Gesundheit ausführlich beschrieben.
Die meisten Menschen denken bei Fructose an „Frucht“ und wissen nicht, dass die industriell hergestellte Fructose nichts mit Früchten zu tun hat. Fructose hat von allen Zuckern die höchste Süßkraft.
Fructose schadet Herz, Nieren und Knochen führt zu Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, übersäuert den Körper, macht dick, überlastet den Darm und blockiert das Sättigungsgefühl. Hinzu kommt, dass Fructose das Risiko für Gicht und Nierensteine erhöht.
Dennoch werden immer mehr Produkte mit Fruchtzucker gesüßt – Ketchup, Fertiggerichte, Soßen oder Müslis, Pizza, vorgegarte Nudelgerichte, Limonaden, Puddings und Säfte. Leider existiert keine spezielle Kennzeichnungspflicht für Fruchtzucker.
Die Lebensmittelindustrie versteckt in ihren Zutatenlisten Zucker gern hinter vielen Namen:
- Glukose
- Fruktose
- Zucker (Haushaltszucker enthält je zur Hälfte Glukose und Fruktose)
- Saccharose / Sucrose (andere Bezeichnungen für Haushaltszucker)
- Ahornsirup
- Molkepulver
- Maissirup
- Isoglukose (kann bis zu 90 Prozent Fruchtzucker enthalten)
- Glukose-Fruktose-Sirup (Fruktoseanteil unter 50 Prozent)
- Fruktose-Glukose-Sirup (Fruktoseanteil zwischen 50 und 90 Prozent)
- Laktose
- Maltose
- Malzextrakt
Auch „alternative Süßungsmittel“ wie Ahornsirup, Agaven- oder Birnen-Dicksaft und Apfelsüße bestehen größtenteils aus Zucker, sie enthalten oft große Mengen Fructose.
Bleibt die Frage, wie man sich vor zu viel Zucker schützen kann. Die einfachste Möglichkeit: so oft wie möglich verarbeitete Lebensmittel meiden und häufiger selbst und frisch kochen.
Auf dem Buchmarkt gibt es jede Menge Literatur zum Thema „Zucker“. Wer sich intensiver über das Thema informieren möchte, dem legen wir die Bücher und den Blog „Projekt Gesund leben“ von Hannah Frey ans Herz. Hannah Frey ist Gesundheitswissenschaftlerin, Ernährungsexpertin und Bestseller-Autorin. In ihrem Buch und Bestseller „Zuckerfrei“ erklärt sie, weshalb wir überhaupt so gerne Zucker essen, was in unserem Körper passiert, wenn wir zu viel Zucker essen und wie man den „Teufelskreis Zucker“ endlich dauerhaft durchbrechen kann.
Bleibt gesund!