Nebel im Kopf

Das Phänomen "Brain Fog"

Wer kennt das nicht? Nach einem langen Abend mit Freunden oder einer wundervollen, durchtanzten Nacht – „In Nächten wie diesen“ fühlt man sich am nächsten Tag mitunter wie erschlagen und es fällt schwer, klare Gedanken zu fassen. Doch schnell hat man sich wieder erholt.

Nicht so beim Brain Fog. Der Gehirnnebel umhüllt dauerhaft wie eine undurchdringliche Wolke deine Gedanken. Ein Zustand, in dem vor allem die mentale Klarheit und Konzentration beeinträchtigt sind. Stell dir vor, du bist der Kapitän deines Denkschiffs und du kannst nicht mehr sehen, wohin du steuerst! Es ist, als ob die kleinen Gedankenwolken in deinem Kopf beschließen, eine Blockade zu bilden.

Diverse Symptome von Brain Fog:

  • Schwierigkeiten bei der Konzentration
  • Gedächtnisprobleme
  • Verlangsamte Denkprozesse
  • Mentale Erschöpfung
  • Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Verwirrung
  • Reizbarkeit
  • Orientierungsschwierigkeiten
  • Wortfindungsstörungen

Brain Fog – die neblige Achterbahnfahrt in Zeitlupe für dein Gehirn – fühlt sich an, als würdest du versuchen, durch einen Gedanken-Supernova-Nebel zu navigieren. Man merkt, dass man nicht hundertprozentig funktioniert, weiß aber keine Erklärung. Betroffene beschreiben das Gefühl auch so, als würde man ungewollt mit angezogener Handbremse leben. Selbst Routineaufgaben wie Einkaufen oder Putzen fallen schwer. Das Erinnerungsvermögen arbeitet unzuverlässig. Das Bewusstsein ist gestört und die Lebensqualität eingeschränkt. Durch den Leidensdruck entstehen nicht selten auch schwere seelische Belastungen.

Wie lässt sich Brain Fog diagnostizieren?

Eine Diagnose ist trotz der oben beschriebenen Symptome nicht ganz so einfach, da viele Brain Fog-Merkmale auch charakteristisch für andere Krankheiten sind.

Zudem ist die exakte Ursache von Brain Fog derzeit noch Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen und Diskussion. Mögliche Gründe können u.a. Entzündungen im Gehirn sein wie auch verengte Blutgefäße und die damit einhergehende Unterversorgung der betroffenen Gehirnareale mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die Bewusstseinstrübung tritt mitunter auch im Rahmen oder als Folge einer Erkrankung – zum Beispiel nach einer COVID-19-Infektion auf.

Weitere mögliche Ursachen von Brain Fog:

  • Schlafmangel: Unzureichender oder unruhiger Schlaf beeinträchtigt die kognitiven Funktionen und kann zu Gedächtnisproblemen, vermindertem Denkvermögen und schlechter Konzentration führen.
  • Auch eine unausgewogene Ernährung, insbesondere der Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren, kann zu Gehirnnebel führen. Eine gesunde Ernährung ist entscheidend für die optimale Funktion des Gehirns.
  • Eine weitere mögliche Ursache ist chronischer Stress. Er kann das Gehirn überlasten und kognitive Beeinträchtigungen auslösen. Stresshormone wie Cortisol können die Hirnaktivität beeinflussen und Brain Fog verursachen.
  • Zudem: Schon eine leichte Dehydration kann die Gehirntätigkeiten hemmen. Wasser ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Zellfunktion im Gehirn, und ein Mangel kann zu Problemen führen.

Außer einer ungesunden Lebensweise können aber auch Virusinfektionen, hormonelle Veränderungen wie z. B. Schwangerschaft oder Wechseljahre, sowie Alkohol- oder Drogenmissbrauch Bewusstseinstrübungen auslösen; aber auch Diabetes, Alzheimer oder Depressionen können Brain Fog verursachen.

Ein Facharzt kann eine Diagnose stellen

In einer Studie, die vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases, dem National Heart, Lung, and Blood Institute und dem National Cancer Institute unterstützt wurde, fand man heraus, (Quelle: U.S.Department of Health and Human Serviceshttps://covid19.nih.gov/news-and-stories/shining-light-long-covid-brain-fog) dass bei Brain Fog die Produktion von Serotonin, einem Botenstoff, bekannt als Glückshormon, vermindert ist. Serotonin hilft, Nachrichten an Nervenverbindungen im Gehirn weiterzuleiten und unterstützt unter anderem die Gedächtnisspeicherung. Forscher ermittelten, dass diejenigen, die sich von einer SARS-CoV-2-Infektion erholt hatten, aber unter Brain Fog litten, einen viel niedrigeren Serotoninspiegel aufwiesen als andere Menschen nach der Erkrankung. Sie kamen zu dem Schluss, dass COVID-19 offenbar die Serotoninproduktion angreift, was zu Brain Fog führen kann. Diese Erkenntnis könnte Ärzten möglicherweise helfen, durch das Testen wichtiger Biomarker die Erkrankung besser zu erkennen und zu behandeln.

Der US-amerikanische Psychotherapeut und New York Times Bestseller-Autor Dr. Mike Dow hat aber schon lange vor der Corona-Pandemie über Brain Fog und mögliche Behandlungen geschrieben. Schon 2015 sprach er vom Streuhirn oder Gehirnnebel und nannte Brain Fog sogar eine neue Epidemie. Er sieht ursächlich, dass unser Gehirn durch falschen Lebensstil nicht die Unterstützung bekommt, die es benötigt, um die essentiellen Gehirnchemikalien – Serotonin, Dopamin und Cortisol – zu produzieren, die uns energiegeladen und konzentriert halten. Seinem Erachten nach könnte das Gleichgewicht auf natürliche Weise ohne Medikamente wiederhergestellt werden, damit die Chemie des Gehirns wieder ein optimales Niveau erreicht.

Strategien zur Bewältigung und Vorbeugung

In jedem Fall ist es wichtig herauszufinden, ob es sich um psychische Belastungen oder körperliche Erkrankungen handelt. Dabei helfen Brain Checks oder Gefäßchecks mit verschiedenen Bildgebungsverfahren, um eine eventuelle Minderdurchblutung des Gehirns oder einen reduzierten Hirnstoffwechsel festzustellen; außer den Hirnfunktionsprüfungen können auch neurologische Untersuchungen mit kognitiven Funktionsprüfungen und Labordiagnostik die Diagnose unterstützen.

Geforscht wird im wahrsten Sinne des Wortes aber bislang noch oft im Nebel. Die positive Nachricht: Brain Fog ist in den meisten Fällen reversibel und hat keine strukturellen dauerhaften Hirnschädigungen oder schwerwiegende Entzündungen des Gehirns zur Folge. Ein Medikament für die direkte schnelle Beseitigung des nebulösen Zustands gibt es aber noch nicht.

Um den Nebel zu lichten und wieder zu Klarheit, Energie und Lebensfreude zu gelangen, empfiehlt es sich die Symptome mit verschiedenen Maßnahmen zu lindern. Diese zielen vor allem auf den Lebensstil ab. Dazu zählen eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und moderate körperliche Bewegung, die an den aktuellen Leistungszustand des Körpers angepasst ist.

Veränderungen geschehen nicht über Nacht. Manchmal hilft es, sich die neuen Verhaltensweisen in einen Kalender einzutragen: Wieviel Schlaf hatte ich heute? Wie viele Schritte oder wie viele Minuten habe ich mich bewegt? Wieviel habe ich getrunken? Wie ging es mir nach mehr Schlaf, mehr Bewegung, genügend Flüssigkeitszufuhr? Um dann nach ein paar Wochen wie in einer selbst durchgeführten Studie zu lesen, ob die Veränderungen zu einer Verbesserung geführt haben.

Außer vitaminreicher Ernährung, Bewegung, guter Schlafroutine, wenig Alkohol (denn der kann Auswirkungen auf Gehirnfunktion und Denkvermögen haben), sollte bei Medikamenteneinnahme auch deren Nebenwirkungen überprüft werden.

Brain Fog ist ein vielschichtiges Phänomen. Bei anhaltenden oder starken Symptomen ist es immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um mögliche zugrunde liegende psychische oder körperliche Erkrankungen auszuschließen oder zu ermitteln.

 

 

Wichtiger Hinweis:

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch.

Quellen:

U.S.Department of Health and Human Services:

https://covid19.nih.gov/news-and-stories/shining-light-long-covid-brain-fog

WHO (World Health Organization): Brain Fog and cognitive impairment

https://cdn.who.int/media/docs/default-source/health-care-readiness—post-covid-19-condition/3.-kameshwar-prasad.pdf?sfvrsn=3b9a6bd6_1

  • Overcoming Stress-Induced Brain Fog: 10 Simple Ways – (Januar 2024) – Jill Weber
  • Brain Fog – der Nebel im Gehirn (November 2022) – Dr. Sabina Brennan

https://praxistipps.focus.de/brain-fog-symptome-und-ursachen-von-nebel-im-kopf_165000

https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/brain-fog/

https://www.gesundheit.de/medizin/laborwerte/cortisol-id215289/

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