Reisen in Corona-Zeiten
Wohin können wir im Sommer reisen?
Der Sommer steht vor der Tür und viele Menschen in Deutschland fragen sich, ob sie nach dem ausgefallenen Osterurlaub wenigstens in den Sommerurlaub fahren können. Die Coronakrise hat bei vielen zu ungewöhnlichen Stresssituationen geführt. Homeoffice, ein überbelastetes Familienleben, „Home Schooling“ und Kurzarbeit haben an den Nerven gezerrt und tun es teilweise noch immer.
Die Deutschen sind so urlaubsreif wie nie zuvor. Der Sommerurlaub dürfte für sehr viele nach diesen Wochen ein Lichtblick sein. Aber wann dürfen wir wieder reisen und wohin überhaupt?
Die Reisebranche ist einer der am härtesten von der Coronakrise betroffenen Wirtschaftszweige in Europa. Veranstalter und Hotelbetriebe sorgen sich massiv um ihre Existenz. Die Bundesregierung hat die weltweite Reisewarnung für Touristen wegen des Coronavirus bis mindestens 14. Juni verlängert.
Aber bis zum Sommerurlaub fließt noch viel Wasser den Rhein runter, denn die Hauptferienzeit im Sommer und die Schulferien beginnen ja erst am 22. Juni. Zudem heißt es nun, dass Reisen ab dem 15. Juni wieder möglich sein werden.
Die Ostsee-Küste und das Voralpenland sind die klassischen Lieblinge der Deutschen
Die Entscheidung über den Sommerurlaub soll kurz vor den Ferien fallen. Mecklenburg-Vorpommern will aber schon zu Pfingsten (31. Mai) auch Auswärtigen wieder Urlaub an der Ostsee erlauben.
Erste Bundesländer lockern ihre Tourismus–Auflagen, aber das Coronavirus stellt die Urlaubspläne für ganz Europa auf den Kopf. Vor der Corona-Pandemie seien für den Sommer nach Angaben des Deutschen Tourismusverbandes bereits etwa 70 Prozent der Buchungen für beliebte Regionen wie Nord- und Ostsee oder Bayern eingegangen.
In NRW öffneten nach der Corona-Zwangspause sogar schon am 11. Mai die Campingplätze, Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Seit dem 18. Mai dürfe man in NRW wieder in Hotels übernachten, wie NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart mitteilte.
Auch gastronomische Angebote solle es dann wieder in Hotels geben. Ab dem 30. Mai sind laut Pinkwart zudem wieder touristische Führungen sowie kleine Gruppen- und Busreisen möglich. Für all das würden jedoch strenge Hygiene-Konzepte gelten.
Auch Schleswig-Holstein plant nun Lockerungen der Corona-Beschränkungen in Gastronomie und Tourismus ab Mitte Mai. Zum 25. Mai ist Urlaub an der Ostsee oder an der Mecklenburgischen Seenplatte wieder für alle Bundesbürger möglich.
Urlaub im Ausland
„Es tut mir in der Seele weh, wenn ich sehe, dass die Schlagbäume in Europa wieder unten sind“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet der Süddeutschen Zeitung. „Deshalb sollten wir in dieser Woche die Grenzschließung beenden und Europa wiederherstellen“.
Österreich
In Österreich dürfen Hotels und Unterkünfte am 29. Mai wieder für Urlauber öffnen. Personen aus Nachbarländern dürfen schon wieder einreisen, müssen aber ein ärztliches Attest über einen negativen Test auf COVID-19, der nicht älter als vier Tage sein darf, vorlegen.
Nach Überzeugung von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz rückt eine Öffnung der Grenze zudem näher. Derzeit seien die Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus in Österreich geringer als in Deutschland. „Daher gehe ich auch davon aus, dass es zum Öffnen der Grenze zu Deutschland noch vor dem Sommer kommen wird“, sagte Kurz.
Die Regierung sei in dieser Frage in einem fast täglichen Kontakt zu den deutschen Partnern. Österreich wirbt weiter beharrlich um deutsche Touristen für den Sommerurlaub – trotz oder gerade wegen der Coronakrise. In unserem Nachbarland machen die Deutschen den Großteil der Urlauber aus. Der Sommerurlaub am Wörthersee, am Neusiedler See, in den Tiroler Alpen oder an der Donau dürfte wohl wieder möglich sein.
Auch sehr schön, sollte man auch bei uns machen: In der Coronakrise spendiert die Stadt Wien allen 950.000 Haushalten einen Gutschein für Restaurantbesuche in Höhe von bis zu 50 Euro. Das kündigte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) an: „Ein-Personen-Haushalte erhalte einen Bon von 25 Euro.“ Dieser könne in allen teilnehmenden Restaurants und Kaffeehäusern bis Ende September eingelöst werden. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Alkoholische Getränke können hiermit nicht bezahlt werden.
Griechenland
Auch Griechenland, das bisher weitgehend glimpflich durch die Coronakrise gekommen ist, will bald wieder Touristen ins Land lassen. „Wir werden am 1. Juli den Tourismus für das Ausland öffnen“, sagte der griechische Staatsminister Giorgos Gerapetritis. Hierzu muss man wissen, dass mehr als ein Viertel der Bevölkerung von Griechenland im Tourismus beschäftigt ist. Kein anderes Land in Europa braucht die Urlauber so sehr wie die Griechen.
Kroatien
Auch Kroatien will den Sommerurlaub noch in diesem Jahr ermöglichen. Dem Vernehmen nach ist das Land mit Österreich, Slowenien und Tschechien im Gespräch über Urlaubsreisen mit dem Auto. Das schließe auch die Öffnung entsprechender Autobahn-Korridore für die Anreise ein.
Zudem gibt es den Plan einer stufenweisen Inbetriebnahme von Fremdenverkehrseinrichtungen: zuerst Campingplätze, dann Privatzimmer und Ferienhäuser, dann nautischer Tourismus, wie die Vermietung von Segelbooten und Jachten.
Schweden
Für alle EU-Bürger sind die Grenzen Schwedens weiterhin geöffnet. Schweden hat in der Coronakrise ja von Anfang an einen anderen Weg bestritten als Deutschland. Es gibt aber Einreisekontrollen und Einschränkungen im Reiseverkehr, warnt das Auswärtige Amt. Die schwedische Regierung rät daher von touristischen Reisen nach und in Schweden aus Sorge vor einer Überlastung des Gesundheitswesens ab. Das kann sich aber bis zum Juli nochmals ändern.
Dänemark
In Dänemark sieht es zumindest zurzeit noch anders aus. Zwar dürfen dort Einzelhandel und Gastronomie, wie bei uns, wieder öffnen. An den Einreisebeschränkungen halten die Dänen aber vorerst fest. Die Grenzen bleiben erst einmal noch dicht. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen betonte, man befinde sich im Dialog mit den Nachbarländern. Bis zum 1. Juni will die Regierung neue Informationen veröffentlichen. Es ist also gut möglich, dass man schon im Juni oder spätestens im Juli Urlaub in Dänemark machen kann.
Niederlande
Die Niederlande sind für Deutsche ein sehr beliebtes Urlaubsziel und auch hier gibt es einiges zu beachten. Als eines der ersten Länder haben die Niederlande einen Plan für Urlauber vorgelegt. Ab dem 1. Juli dürfen die dortigen Campingplätze und Ferienparks wieder öffnen.
Für die Niederlande galt nie ein Einreiseverbot, so können auch deutsche Urlauber dort Unterkünfte, Hotelzimmer und Ferienwohnungen mieten. Restaurants, Cafés und Kneipen dürfen wieder Gäste empfangen. Allerdings vorerst mit maximal 30 Gästen, diese Obergrenze wird aber ab dem 1. Juli auf 100 Personen ausgedehnt.
Der Aufenthalt von Gruppen in der Öffentlichkeit bleibt weiter verboten und ein Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern ist einzuhalten. Zudem gilt ab Juni eine Maskenpflicht in Bussen und Bahnen.
Und wie sieht es im Süden von Europa aus?
Spanien
Schlechte Nachrichten kommen aus Spanien. Der Tourismus werde wohl nicht vor Jahresende in Gang kommen, hieß es von Seiten der Regierung. Hotels sind zwar ab Mitte Mai wieder geöffnet, aber nur für Einheimische unter strengen Auflagen und maximal 30 Prozent Belegung.
Die Grenzen für Ausländer bleiben weiter zu, und selbst die Spanier können nicht in andere Regionen ihres Landes reisen, da es ihnen verboten ist, es sei denn, sie haben einen besonderen Grund. Allerdings gilt das auch nur vorerst und kann sich jederzeit noch ändern. Spanien ist der Deutschen liebstes Urlaubsland. 11,2 Millionen Deutsche haben 2019 Spanien als Urlaubsziel gewählt.
Für Mallorca gelten offensichtlich andere Regeln
TUI-Chef Friedrich Joussen will zumindest so bald wie möglich wieder Urlaubsreisen in den Mittelmeerraum anbieten. „Wir haben einen Gesundheitscheck für alle Urlaubsziele ausgearbeitet und werden Urlaub nur dort anbieten, wo er auch sicher ist. An erster Stelle steht dann sicherlich Mallorca. Die Hotels dort haben einen Probelauf gemacht, können sofort starten und Gäste aufnehmen“, sagte er der Bild am Sonntag.
Auf den Balearen-Inseln wurde aber darüber kaum gejubelt. Zwar dürfen Hotels erstmals seit zwei Monaten wieder öffnen und Restaurants und Bars im Außenbereich wieder Gäste bewirten. Doch das Wochenblatt „Mallorca Zeitung“ prophezeite: „So gut wie alle Häuser werden geschlossen bleiben.“ Der Grund ist, dass ja zurzeit nicht geflogen werden darf, aber das wird sich bis zum Beginn der Sommerferien ganz bestimmt ändern.
Italien – Gute Nachrichten kommen aus Südtirol
Italien war von der Coronakrise besonders schwer betroffen, ist aber gerade auf dem Weg der Erholung und das macht Hoffnung auf einen Sommerurlaub in Italien. „Wir werden definitiv im Sommer eine Touristensaison haben, allerdings mit Sicherheitsmaßnahmen und Einschränkungen“, sagte der italienische Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni der „Süddeutschen Zeitung“.
Die Strände sind derweil schon wieder geöffnet. Doch beim Sonnen und Baden soll soziale Distanz gelten. Italien will seine Grenzen ab dem 3. Juni wieder für Touristen öffnen.
Südtirol prescht vor. Die Provinz Südtirol geht hingegen eigene Wege. Die Landesregierung des bei Touristen beliebten Südtirols berief sich auf ihre Kompetenzen als autonome Provinz. Bars, Restaurants, Friseure, Museen und vieles mehr wurden schon wieder geöffnet.Ab dem 25. Mai könnten Hotels und Seilbahnanlagen loslegen. Aber auch hier gilt für uns, erst ab dem 15. Juni darf man wieder einreisen.
Türkei bereitet sich auf Touristen vor
Auch die Türkei bereitet sich nach Angaben des Tourismusministers Mehmet Nuri Ersoy auf die Urlaubssaison vor. Es sollen dabei strenge Auflagen für Hotels und Gastronomie gelten. Sobald die Flugreisen wieder aufgenommen werden können, plant das Land, Touristen bei der Einreise am Flughafen auf das Coronavirus zu.
Frankreich
Hier sind die Aussichten für die Ferienzeit im Sommer noch unsicher. Er hoffe, dass die Franzosen im Juli und August in Frankreich Urlaub machen könnten, sagte der Ministerpräsident Edouard Philippe. Aber es ist noch nicht ganz sicher, ab wann wir Deutsche wieder im schönen Frankreich Urlaub machen können.
Belgien
Belgien will seine Corona-Auflagen weiter lockern, doch bleibt jede Art kultureller, sportlicher oder touristischer Veranstaltungen bis 30. Juni verboten. Dies teilte Regierungschefin Sophie Wilmès nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats mit. Auch hier gilt: Bis zur Hauptreisezeit im Juli und August kann sich noch viel ändern.
Wichtig bleibt: Die Sicherheitskriterien gelten in ganz Europa auch während der Urlaubszeit – Sicherheitsabstände, regelmäßige Desinfektion oder auch Tests für Personal und Mitarbeiter. Reisen mit Einschränkungen werden aber, so wie es aussieht, in fast ganz Europa möglich sein.
Ein Tipp von unserer Seite: Denken Sie daran, vor jedem Urlaub Ihre Reiseapotheke aufzustocken. Diese sollte auch immer ein Fieberthermometer sowie ein Blutdruckmessgerät beinhalten.
Wir wünschen allen eine gute Erholung in diesem Sommer!