Schlafstörungen

Nicht nur Deutschland schläft schlecht

Manchmal hat man den Eindruck, man lebt in einer merkwürdigen Welt. Wir versuchen uns gesund zu ernähren, machen Sport, wir sind achtsam und achten heute mehr denn je auf unsere Gesundheit: Und doch schlafen wir schlecht, sogar immer schlechter. Schlechter Schlaf bleibt nicht folgenlos. Schlafmangel begünstigt Schlaganfälle und Herzinfarkte und kann zu Krankheiten wie Bluthochdruck, Depressionen, Krebs, Diabetes und Fettleibigkeit führen. Im Ergebnis erhöht der Schlafmangel das Sterblichkeitsrisiko. 

Auch die Resultate einer aktuellen Schlafstudie von Forschern des spanischen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung legen nahe, dass Menschen, die weniger als sechs Stunden pro Nacht schlafen, ein 27 Prozent höheres Arteriosklerose-Risiko haben, was zur Verstopfung der Venen und sogar zu Herzversagen und Schlaganfällen führen kann.

Die Welt schläft schlecht

Es ist doch erstaunlich, dass allein in Deutschland etwa 34 Millionen Menschen unter permanenten Schlafstörungen leiden. Die DAK titelte einmal „Müdes Deutschland“. Unter der besonders schweren Schlafstörung, der Insomnie, leiden in den westlichen Industrienationen etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Betroffen sind doppelt so viele Frauen wie Männer. Dabei sind Schlafstörungen nicht nur ein deutsches Problem.

In Polen berichten 31,2 Prozent von häufigen Schlafproblemen, und in Italien und Dänemark sind es 16,6 Prozent der Bevölkerung. Im Euro-Durchschnitt liegt die Rate bei 20 Prozent. Mithin sind also über 100 Millionen Europäer betroffen. Nun hat die erste panafrikanische und asiatische Schlafstudie ergeben, dass Schlafprobleme jetzt auch in der Dritten Welt ein Niveau erreichen, das jenes der Industrienationen widerspiegelt. Der Grund dafür soll in der Zunahme von Problemen wie Depressionen und Angstzuständen liegen.

Ein- und Durchschlafstörungen, schlechte Schlafqualität, Tagesmüdigkeit und Erschöpfung

Tatsache ist, Schlafstörungen sind definitiv eine Zivilisationskrankheit. Der aktuelle DAK-Gesundheitsreport „Deutschland schläft schlecht, ein unterschätztes Problem“ ist alarmierend. Immer mehr Menschen haben Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Seit 2010 sind die Schlafstörungen bei Berufstätigen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren um 66 Prozent angestiegen, und steigen weiter an. Nach der repräsentativen Studie der DAK fühlen sich derzeit 80 Prozent der Arbeitnehmer betroffen. Bei der besonders schwerenSchlafstörung, der Insomnie, unter der mittlerweile jeder zehnte Arbeitnehmer leidet, gab es seit 2010 einen Anstieg von 60 Prozent.

Erschöpft und ausgelaugt

Das bleibt nicht ohne Folgen, sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen ist bei der Arbeit müde (43 Prozent). Müde heißt, die Betroffenen sind oft unkonzentriert und fühlen sich ausgelaugt, und etwa ein Drittel (31 Prozent) ist regelmäßig erschöpft. Laut DAK lassen sich nur wenige Betroffene ärztlich behandeln. Und nur eine Minderheit meldet sich beim Arbeitgeber krank. Selbst Erwerbstätige mit der schweren Schlafstörung Insomnie gehen meist nicht zum Arzt: 70 Prozent von ihnen lassen sich nicht behandeln.

Frisch, ausgeruht und fit kommen nur ca. 50 Prozent der Menschen zur Arbeit. Dabei wissen doch alle, dass ein guter Schlaf sehr wichtig für die Gesundheit ist. Neben sportlicher Aktivität und ausgewogener Ernährung ist eingesunder Schlafeiner der Grundpfeiler unserer Gesundheit, nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist.

Und doch fühlen sich viele Menschen beim Aufwachen selten oder nie erholt. Durchschnittlich schlafen die Deutschen laut RKI sieben Stunden und 14 Minuten pro Nacht, wobei der tägliche Bedarf von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann. Kinder benötigen den meisten Schlaf, und die weit verbreitete Meinung, ältere Menschen bräuchten weniger, ist ein Ammenmärchen. Der Unterschied ist nur, dass Ältere weniger Tiefschlafphasen durchlaufen.

Dem Problem auf die Spur kommen

Für schlechten Schlaf gibt es viele Ursachen: Stress und private Probleme, psychiatrische Erkrankungen, nächtliche Atmungsstörungen, psychosoziale Probleme, Gehirn- und andere Erkrankungen oder auch Medikamente. Aber auch die Schlafumgebung und Schlafgewohnheiten spielen eine Rolle. Betroffene müssen daher zunächst dem individuellen Problem auf die Spur kommen, um ihr Schlafproblemzu lösen. Dabei kann auch ein ärztlicher Rat hilfreich sein.

Stundenlanges Schäfchenzählen wird euch nicht helfen. Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender von DAK-Gesundheit meint: „Viele Menschen kümmern sich nachts um volle Akkus bei ihren Smartphones, aber sie können ihre eigenen Batterien nicht mehr aufladen.“ Auch würde das Risiko für Depressionen und Angststörungen bei Schlafstörungen steigen.

Man muss sich fragen, wie es sein kann, dass sich innerhalb von zehn Jahren die Schlafstörungen der Bevölkerung um 66 Prozent erhöhthaben. Termin- und Leistungsdruck, Überstunden, Nachtschichten und ständige Erreichbarkeit nach Feierabend sind zwar Risikofaktoren, erklären aber nicht diesen Zuwachs. Wir können uns nur vorstellen, dass diehäufige Handy- und Computernutzung bis in die späten Abendstunden damit zusammenhängen könnte. Nach der Studie von DAK-Gesundheiterledigen 68 Prozent der Befragten abends private Angelegenheiten am Laptop oder Smartphone, und ein Großteil erledigt auch noch dienstliche Dinge und beantwortet beispielsweise E-Mails.

Medienkonsum und Strahlenbelastung im Schlafzimmer

Viele nehmen ihr Handy und sogar ihr Tablet mit ins Bett und schauen bis spät in die Nacht Filme und Serien. Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zeigen Studien, dass 45 Prozent der 11- bis 18-Jährigen ihr Smartphone auch noch im Bett checken, 23 Prozent davon mehr als zehnmal pro Nacht. Nur, all diese Geräte haben im Schlafzimmer nichts zu suchen, denn der Elektrosmog hemmt die Melatonin-Ausschüttungund stört so den Schlaf. Und das blau leuchtende Licht eines Displays unterdrückt die Melatonin-Produktion zusätzlich. Kurz gesagt: Strom ist ein regelrechterSchlafkiller. Auch im Standby-Modus können elektrische Geräte eine schädigende Wirkung haben. Daher gilt, elektrische Geräte sollten abends ausgeschaltet werden, auch das WLAN.

Unser Tipp  

Der Kneippkurort Füssen beschäftigt sich schon seit Langem mit dem Thema Schlaf. Gemeinsam mit dem von Prof. Dr. Dr. Angela Schuh geleiteten „Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) – Medizinische Klimatologie, Kurortmedizin und Prävention“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat Füssen Tourismus und Marketing das kneippbasierte Präventionsprogramm „Gesunder Schlaf durch Innere Ordnung“entwickelt. Es soll dabei helfen, nicht organisch bedingte, nächtliche Unruhe zu überwinden. Herzstück der Kompaktkur ist die Kneipp-Säule „Innere Ordnung“.

Die daraus entwickelte, kneippbasierte Kompaktkur „Gesunder Schlaf durch Innere Ordnung“ wird ab sofort von allen gesetzlichen Krankenkassen unterstützt. Betroffene können das dreiwöchige Programm ab Herbst 2021 in Füssenin Anspruch nehmen.

Wirksamkeit wissenschaftlich bestätigt

Die Erkenntnisse aus einer wissenschaftlichen Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München mit knapp 100 Probanden hat die Strategie der Allgäuer Spezialisten bestätigt: Die gezielten Anwendungen nach Kneipp führten bei gut 70 Prozent der unfreiwilligen Nachteulen zur Verbesserung der Schlafqualität.

Endlich wieder gut schlafen

Entsprechend der fünf Kneipp’schen Säulen kommen bei der kassenärztlich anerkannten Kompaktkur folgende Behandlungen zum Einsatz: Im Rahmen der Hydrotherapie etwa werden die gesunden Eigenschaften des Wassers in Form von Güssen, Waschungen und Tretübungen genutzt. Die Bewegungstherapie geht mithilfe von sanften Aktivitäten wie Nordic Walking gegen Schlafstörungen vor.

Begleitend informieren die Therapeuten über gesunde Ernährung sowie Heilkräuterfürs körperliche und seelische Gleichgewicht. Entspannungstechniken wie Hatha Yoga schließlich bringen wieder Ruhe in das Leben von Betroffenen. Außerdem finden zweimal wöchentlich kurärztliche Konsultationen sowie informative Vorträge und Gruppengespräche als Hilfe zur Selbsthilfe statt.

Wer nicht nach Füssen reisen kann oder will, dem helfen diese sieben Tipps – empfohlen von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin:

1)  Eine gute Schlafumgebung: Ein abgedunkelter und ruhiger Raum sorgt dafür, dass wir schneller einschlafen und besser durchschlafen können. Alternative: Verwenden Sie geräuschisolierende Ohrstöpsel und eine Schlafbrille.

2) Zimmertemperatur: Achten Sie darauf, dass es im Schlafzimmer kühl ist (etwa zwischen 16 und 20 Grad Celsius).

3) Ernährung: Am Abend ist es sinnvoll, keine schweren Mahlzeiten zu sich zu nehmen, damit der Körper weniger Energie aufwenden muss, um diese zu verarbeiten.

4) Genussmittel weglassen: Weniger Koffein, Alkohol und Nikotin verbessert die Schlafqualität.

5) Regelmäßiger Sport: Bewegung fördert guten Schlaf, weil der Körper dann richtig ausgelastet ist und schneller in seinen Ruhezustand findet. Aber: Nicht unmittelbar vor dem Zubettgehen. Es sollten mindestens drei Stunden zwischen Sport und Nachtruhe liegen.

6) Sorgen von der Seele schreiben: Oft werden private oder berufliche Probleme „mit ins Bett genommen“. Um sich davon zu befreien, hilft es, die Sorgen vor dem Schlafengehen auf einen Zettel zu schreiben und diesen über Nacht in eine Schublade zu legen. Erst am nächsten Tag darf der Zettel wieder herausgeholt werden.

7) Mittagsschlaf kürzen: Je länger der Körper tagsüber ruht, desto weniger Schlaf benötigt er nachts. Deswegen ist es ratsam, den Mittagsschlaf zu kürzen oder sogar ganz wegzulassen, um den normalen Schlafrhythmus wiederherzustellen.

Wenn das alles nicht helfen sollte, kann man es vor dem Zubettgehen mit einem Tee versuchen. Baldriantee entspannt die Muskeln, Melissentee wirkt beruhigend auf die Nerven, Kamillentee sorgt für ein inneres Gleichgewicht, Lavendeltee soll die Ängste beruhigen und Johanniskrauttee gut für die Seele sein.

Schlaft gut!

Quellen:

Schlafen Sie gut? Immer mehr Schlafprobleme in Entwicklungsländern

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin

Robert Koch Institut: Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung

European Society of Cardiology: Sleeping 5 hours or less a night associated with doubled risk of cardiovascular disease

www.fuessen.de

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