Sommerzeit – Lesezeit
Für Bücherenthusiasten sind die Sommerferien hervorragend geeignet, sich ihrer Passion hinzugeben. Was gibt es Schöneres, als sich auf einem Liegestuhl mit einem Kaltgetränk und einem Buch in eine andere Welt zu begeben – einfach abtauchen. Bevor wir aber ein paar Lesetipps äußern, möchten wir Euch einige Gedanken zur Faszination „Lesen“ mitgeben.
Warum lesen?
Lesen öffnet Türen zu faszinierenden Welten und geht weit über die bloße Informationsaufnahme hinaus. Bücher beflügeln unsere Fantasie und unterhalten uns. Sie sind eine Quelle der Freude, der Inspiration – auch für eigene kreative Ausdrucksformen – und eine Hilfe bei der persönlichen Entwicklung. Philippe Djian, der Autor des Kultbuchs Betty Blue drückte es so aus: „Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler.“
- Intellektuelle Stimulation: Lesen fördert die geistige Aktivität und das Denkvermögen: Es trägt zur Entwicklung von kognitiven Fähigkeiten wie Analyse, Kritik und Reflexion bei.
- Kulturelle Bereicherung:Literatur ermöglicht es, verschiedene Kulturen, Perspektiven und Lebensweisen zu verstehen. Durch das Lesen von Büchern aus unterschiedlichen Epochen und Regionen können Leser ihre Horizonte erweitern und Empathie für vielfältige Lebenserfahrungen entwickeln.
- Entspannung und Stressabbau: Das Eintauchen in eine fesselnde Geschichte oder das Lesen von Texten kann Stress abbauen und als Form der Entspannung dienen. Es ermöglicht einen mentalen Rückzug und eine Auszeit vom Alltag. Das belegt auch eine Studie der University of Sussex. Ihr zufolge kann das Lesen von Büchern den aktuellen Stresspegel um bis zu 68 Prozent senken.
- Wissenserweiterung:Lesen ermöglicht den Zugang zu einer Fülle von Informationen. Bücher, Artikel und andere schriftliche Werke bieten die Möglichkeit, sein Wissen in nahezu jedem Bereich zu erweitern.
- Sprachentwicklung: Bei Kindern fördert regelmäßiges Lesen die Sprachentwicklung. Es hilft beim Aufbau eines umfassenden Wortschatzes, verbessert die Grammatik und fördert das Verständnis für die Struktur von Sprache.
- Demenz-Prävention „Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmäßiges Bücherlesen wahrscheinlich dazu beitragen kann, das Risiko für eine Demenz zu senken. Forschende stellten fest, dass die Erkrankungsrate bei intellektuell aktiven Menschen geringer war. Und nicht nur das: Normalerweise nimmt die Leistung des Gehirns im Alter ab. Es kann Informationen schlechter aufnehmen, der aktive Wortschatz sinkt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben jedoch nachgewiesen, dass es möglich ist, durch häufiges Lesen von Zeitschriften und Büchern zumindest einen Teil dieser Alterserscheinungen bei den verbalen Fähigkeiten zu kompensieren.
- Soziale Verbindung: Das Teilen von Leseerlebnissen schafft eine Grundlage für Gespräche und soziale Interaktion. Diskussionen über Literatur ermöglichen es Menschen, ihre Gedanken und Perspektiven zu teilen.
- Lebenslanges Lernen: Lesen ist ein Mittel des lebenslangen Lernens. Es ermöglicht Menschen, sich kontinuierlich weiterzubilden, auch über formale Bildungswege hinaus.
- Und das Beste zum Schluss – Lesen steigert die Lebenserwartung: Eine US-amerikanischen Studie mit 3.635 Teilnehmenden über 12 Jahre hinweg ermittelt, dass eifrige Leser und Leserinnen von Büchern im Durchschnitt 23 Monate länger leben als Personen, die keine Bücher lesen.
Also: lesen, lesen. lesen – hier einige Buchtipps:
Roman
Wir sehen uns im August – Gabriel García Márquez
»Die grandiose Abschiedsvorstellung des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers» (Südwest Presse)
„Der wirklich letzte Marquéz“, titelte Deutschlandfunk Kultur. Zehn Jahre nach dem Tod des Großmeisters des magischen Realismus erschien in diesem Jahr im Verlag Kiepenheuer & Witsch posthum sein letzter – unvollendeter – Roman. Den Leser erwartet eine Geschichte über die Liebe, wie nur Gabriel García Márquez sie schreiben konnte. Eine glücklich verheiratete Frau fährt, wie jedes Jahr, am 15. August auf eine Insel, um dort Blumen aufs Grab ihrer Mutter zu legen. Beim anschließenden Essen in einem Hotel begegnet sie einem Mann und gibt – ganz gegen ihre Erziehung und Vorstellungen von Ehe – seinen Avancen nach. Ein Ereignis, das ihr Leben verändert. Eine wundbar-poetische Liebesgeschichte des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers.
„Wir Leser können dankbar sein für diesen späten Gruß des Verfassers von Meisterwerken wie ›Hundert Jahre Einsamkeit‹ und ›Liebe in den Zeiten der Cholera‹.“ („Berliner Zeitung“)
Krimi/Thriller
Die Einladung – Sebastian Fitzek
Als erster deutscher Autor wurde Sebastian Fitzek mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Mit 13 Millionen verkauften Büchern, übersetzt in 24 Sprachen, ist er der meistverkaufte Autor Deutschlands. In seinem aktuellen Psychotriller „Die Einladung“ geht um eine Frau, die sich auf einem Klassentreffen den Dämonen der Vergangenheit stellt. In den kurzen Kapiteln, die oft mit einem unvorhersehbaren Cliffhanger enden, sorgen subtile Horror-Elemente für Gänsehaut. Nichts ist, wie es zunächst scheint. Mehr sei nicht verraten über den alptraumhaften Trip. Nur so viel: Wir wünschen wohliges Gruseln!
Sachbuch (Kunst / Biografie / Geschichte)
Zauber der Stille – Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten – Florian Illies
Historisches Epochenporträt. „So elegant und mühelos erzählt. Dieses neue Buch von Florian Illies zu lesen, ist wie einen Billy-Wilder-Film zu schauen – einfach großartig.“ Ferdinand von Schirach
Am Beispiel von Caspar David Friedrich werden in diesem Buch 250 Jahre deutscher Geschichte sichtbar. Der Autor, Journalist und Kunstkritiker Florian Illies beschreibt das Leben des Künstlers bildhaft, aber (fast) ohne Abbildungen seiner Gemälde. Das Buch ist mehr eine Zeitreise als eine Biografie. Friedrich sah die Natur als Spiegel menschlicher Empfindungen. In seinen Bildern drückte sich Tiefgründigkeit, teils Schwermut und das abgründige Nachdenken aus – die oft als typisch deutsch beschriebenen Eigenschaften, die Illies aber nicht als negativ empfindet. Er bewundert vielmehr, dass der Maler vorweggenommen hat, was wir heute an Zerstörung so schmerzlich erleben: „Er schaute auf die Natur als etwas sehr Kostbares.“
Gedichte (Neue Klassiker der Weltliteratur – Band 6)
Du musst das Leben nicht verstehen (Gedichtsammlung) – Rainer Maria Rilke
Ob Rainer Maria Rilke sich von Caspar David Friedrichs Gemälden inspirieren ließ? Ja, er verehrte ihn. Und wir verehren Rilke – der Meister der Tiefgründigkeit hat wunderbare und zeitlose Gedichte geschaffen. Eine Sammlung findet sich in dem Buch „Du musst das Leben nicht verstehen“.
Rilke wurde mit seinen Betrachtungen und Gedanken zum Dasein und dem Tod zu einem der bedeutendsten Dichter deutscher Sprache und ein Wegbereiter der literarischen Moderne. Wie großartig ist das Fazit seiner Nachdenklichkeit: „Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest.“
Und hättet ihr es gewusst: Sogar Pop-Ikone Lady Gaga ist Rilke-Fan und hat sich einen Auszug aus Rilkes „Briefe an einen jungen Dichter“ in den linken Oberarm tätowieren lassen: „Prüfen Sie, ob er in der tiefsten Stelle Ihres Herzens seine Wurzeln ausstreckt, gestehen Sie sich ein, ob Sie sterben müssten, wenn es Ihnen versagt würde zu schreiben. Dieses vor allem: Fragen Sie sich in der stillsten Stunde Ihrer Nacht: Muss ich schreiben?“.
Ein großer Rilke-Verehrer ist übrigens auch der Künstler und Kabarettist Dieter Nuhr. Seine Wanderausstellung, die 2022 und 2023 Station in Hagen, Venedig, Rom und Dakar im Senegal machte, trug den Titel „Von Fernen umgeben,“ aus der Gedichtzeile „Ich bin wie eine Fahne von Fernen umgeben“ aus Rilkes Gedicht „Vorgefühl“ – eine Verneigung vor dem großen Dichter.
Also: Rilke lesen!
Kinderbuch
Großer Panda und Kleiner Drache – James Norbury
Wer ein poetisches, liebevoll illustriertes (Kinder-)Buch sucht, wird hier fündig. Erzählt wird eine berührende Geschichte voller Weisheiten über die Freundschaft und das Leben: Zwei unzertrennliche Freunde reisen durch die vier Jahreszeiten. Auf ihrem Weg und in der Natur lernen sie gemeinsam, mit den Schwierigkeiten des Lebens umzugehen und aus Irrwegen herauszufinden.
Der Autor James Norbury fand durch eine Lebenskrise zum Buddhismus und schöpft seither Kraft daraus für sein kreatives Schaffen. Mit kurzen, intensiven Texten schenkt er den Lesern kleine Weisheiten für jeden Tag und viele Situationen; mitunter tiefgründig ohne Kitsch und Sentimentalität. „Großer Panda und Kleiner Drache“ ist ein Wohlfühlbuch – lebensklug und warmherzig – und für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet. Auch ein schönes Geschenk als Trost oder Mutmacher für Freunde in schwierigen Phasen.
„Was ist wichtiger“, fragt Großer Panda, „der Weg oder das Ziel?“ „Die Gefährten“ sagt Kleiner Drache.
Ob mit oder ohne Gefährten: Sommerzeit ist Lesezeit. Also schnappt euch ein Buch und macht es euch gemütlich! Wir wünschen euch spannende, lehrreiche und beglückende Lesetage und -nächte – draußen, zu Hause, auf dem Balkon, am Strand oder wo auch immer.
Quellen:
https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/motivation/wie-gesund-ist-lesen-wirklich/
https://www.kunstforum.de/nachrichten/dieter-nuhr-im-museum-maxxi-in-rom/
https://www.sueddeutsche.de/leben/stilkritik-lady-gaga-rilkes-groesster-fan-1.37372
https://www.blueprints.de/lernen-wissen/warum-lesen-wichtig-ist.html