TCM und Schulmedizin

Muss kein Widerspruch sein

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden viele historisch unterschiedliche chinesische Behandlungsformen sowie einige diagnostische Modalitäten zusammengefasst. Sie beruht auf Annahmen, die der taoistischen Philosophie entstammen. Die TCM ist die traditionelle Heilkunde mit dem größten Verbreitungsgebiet, besonders die Akupunktur wird heute weltweit praktiziert. Die TCM verbreitete sich insbesondere in Vietnam, Korea und Japan. Auf dieser Grundlage entwickelten sich spezielle Varianten in diesen Ländern, wie zum Beispiel die japanische Kanpō-Medizin.

Die ältesten medizinischen Grundlagenwerke, die noch heute im Gebrauch sind, werden Kaisern zugeschrieben, die mehrere Jahrtausende v. Chr. gelebt haben sollen. Als legendärer Verfasser einer (Heil-)Pflanzenkunde um 3700 v. Chr. gilt der Kaiser Shennong. Um 2600 v. Chr., zur Zeit des Kaisers Huangdi, wurde eine nach Huangdi benannte Heilkunde geschaffen. Das historische Quellenmaterial erstreckt sich über mehr als drei Jahrtausende.

Die fünf Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin

Die TCM stützt sich auf viele Säulen, die zusammen ein komplexes Heilsystem ergeben, darunter die Akupunktur und das daran angelehnte Verfahren der Moxibustion (Wärmebehandlung der Akupunkturpunkte), Arzneimittelkunde, Ernährungslehre, meditative Übungstechniken wie Tai Chi und Qigong sowie die Tuina-Massage. Grundlage der TCM ist eine philosophische Betrachtungsweise. Grundlegend für Tai-Chi und Qigong ist das Prinzip des Yin und Yang. Sie verbinden Übungen zur entspannten Konzentration mit Körper- und Atemübungen.

Säule 1: Akupunktur und Moxibustion
Säule 2: Die Arzneimittel (CAT)
Säule 3: Die Koordinationsübungen (Qigong und Taiji)
Säule 4: Die Massage (Tuina)
Säule 5: Die Ernährung

In Europa reicht die älteste Beschäftigung mit chinesischer Medizin – mit Akupunktur und Moxibustion – in die Zeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts zurück. Neues Interesse kam im Westen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf, und mit der Öffnung der Volksrepublik China in den 1970er Jahren begann der Transfer der Methoden nach Nordamerika und Europa unter dem Begriff der TCM.

Ab den 1950er-Jahren fand die TCM zunehmendes Interesse in den westlichen Kulturkreisen. In Deutschland hatten naturheilkundlich ausgerichtete Ärzte und Heilpraktiker sich erstmals mit TCM beschäftigt. Zur Verbreitung der TCM haben unter anderem die Werke von Manfred Porkert beigetragen. Seine „Klinische Chinesische Pharmakologie“ von 1978 zum Beispiel bot zum ersten Mal eine umfassende Beschreibung von chinesischen Arzneien in einer westlichen Sprache.

Mit der politischen Öffnung Chinas und den damit einhergehenden Reiseerleichterungen erlebte vor allem die Akupunktur seit den 1970er-Jahren einen regelrechten Boom. Einer der großen Protagonisten der TCM unter den damaligen China-Reisenden war der Nordamerikaner Ted J. Kaptchuk, dessen 1983 erschienenes Buch „The Web That Has No Weaver“ (dt.: Das große Buch der chinesischen Medizin 1988) wesentlich zur Popularität der TCM beigetragen hat.

Von wissenschaftlicher Seite wird eine therapeutische Wirksamkeit vieler Behandlungsmethoden der TCM bestritten und etliche Behandlungsmethoden als pseudowissenschaftlich betrachtet.

Zudem lasse sich der ganzheitliche Ansatz von TCM eben nicht empirisch belegen. Die arbeitet mit Organ- und Funktionskreisen, die deutlich von der naturwissenschaftlichen Anatomie abweichen. Während die TCM traditionell vor allem vorbeugend, bei chronischen Krankheiten und bei Schmerzzuständen eingesetzt wird, versucht die Schulmedizin vor allem die Krankheitsursache zu finden.

Kann sie die Ursache nicht abstellen, behandelt sie die Symptome. Man sagt „Die Schulmedizin behandelt Krankheiten, die TCM behandelt kranke Menschen“. Ein Beispiel: Oft werden Schmerzen in der westlichen Medizin bloß mit Schmerzmitteln unterdrückt. In der chinesischen Medizin wird die weitergehende Ursache herausgefunden und nicht nur das Symptom behandelt. Anhänger der Traditionellen Chinesischen Medizin kritisieren, dass die Schulmedizin wenig zielgerichtet und die „evidenzbasierte Medizin“ oftmals wirkungslos sei bzw. den Menschen nicht als Ganzes im Blick habe. Letztendlich dürfte es wie immer eine Glaubensfrage sein. Tatsache bleibt, dass sich beide Lager immer wieder in die Haare kriegen.

In China können sich die Bürger aussuchen, in welche Klinik sie gehen wollen. So gibt es etwa 4.000 Kliniken für traditionelle chinesische Medizin, und 36.795 Krankenhäuser westlicher Prägung. Die TCM ist ein vollständig institutionalisierter Teil des chinesischen Gesundheitswesens.

Im Jahr 2006 versorgte der TCM-Sektor über 200 Millionen ambulante und etwa 7 Millionen stationäre Patienten, was 10 % bis 20 % der Gesundheitsversorgung in China ausgemacht hat. Seit 2005 bietet die Chinesische Naturheilkunde Akademie (CNA) e. V. in Zusammenarbeit mit der staatlichen TCM-Universität Guangxi erfolgreich Masterstudiengänge auf dem Gebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) an.

Krankenkassen zahlen TCM-Behandlungen nur teilweise

Die TCM wird in 100 Mitgliedsstaaten der WHO als die am häufigsten genutzte alternative Therapieform angegeben. In 13 Mitgliedsstaaten der WHO wird die TCM von der staatlichen Krankenversicherung bezahlt. In Deutschland müssen TCM-Behandlungen von den Patienten in der Regel selbst bezahlt werden, lediglich die Akupunktur wird bei entsprechender Indikation von den Krankenkassen übernommen. Private Kranken- oder Zusatzversicherungen übernehmen die Kosten normalerweise ganz oder teilweise. Am besten, ihr erkundigt euch bei eurer Krankenkasse.

Die Kosten einer Behandlung liegen in einem überschaubaren Rahmen von 40 bis 120 Euro pro Termin, je nachdem, ob es sich um eine TCM-Rezepterstellung, eine Akupunkturbehandlung, eine Erstanamnese oder Wiedervorstellung handelt.

Kein eindeutiges Urteil zur chinesischen Phytotherapie

Die chinesische Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) wurde in wissenschaftlichen Studien untersucht. Eine Metaanalyse der Universität Bern von 2007 untersuchte zahlreichen Studien zur chinesischen Phytotherapie im Vergleich zu solchen der herkömmlichen Medizin. Die Autoren ziehen den Schluss, dass die Voreingenommenheit bei den chinesischen Studien stärker ausgeprägt sei und es aufgrund der sehr geringen Zahl hochwertiger Veröffentlichungen nicht möglich sei, über die Wirksamkeit der chinesischen Phytotherapie verbindlich zu urteilen.

Eingesetzt werden TCM-Neurologie/Vegetativum Behandlungen bei Altersbeschwerden, Ängsten, Angststörungen, Burnout, Depressionen, Epilepsie, Erschöpfung/Energiemangel, Fazialisparese (Gesichtslähmung), Kopfschmerzen, Lähmungen und Empfindungsstörungen, Migräne, Müdigkeit, Multipler Sklerose, Nervenschmerz (Neuropathie, Neuralgie), Panikattacken, Schlafstörungen, Schwindel, seelischen Problemen, Stress und Unruhe.

Nur ein Arzt kann entscheiden

Über die tatsächliche Indikation kann immer nur der Arzt nach einer entsprechenden Diagnose entscheiden. Möglich ist die Behandlung mit der Chinesischen Medizin/TCM auch bei folgenden Erkrankungen: Achillessehnenschmerz (Achillodynie), Arthrose, Arthritis, Bandscheibenschaden, Carpaltunnel-Syndrom, Fibromyalgie, Gelenkschmerz, Gicht, Ischias/Ischialgie/Hexenschuss, Kniebeschwerden, Muskel/Weichteilschmerz, Osteoporose, rheumatische Erkrankungen, Rückenbeschwerden (HWS, BWS, LWS), Schulter-Arm-Syndrom, Tennis-Ellbogen und Verletzungen.

Weitere Behandlungen ergeben sich bei Herz-Kreislauf, Atemwege/HNO, Augen, Urologie, der Frauenheilkunde, der Haut, Magen-Darm, Antriebslosigkeit, Blasenentzündungen, Bluthochdruck, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Leistungsabfall und Stoffwechsel / Hormone. Das sind aber noch längst nicht alle Felder von möglichen Behandlungen mit der traditionellen chinesischen Medizin.

Wenn ihr mehr erfahren wollt, sprecht mit eurem Arzt.

 

Quellen:

apotheken.de

World Health Organization: Legal Status of Traditional Medicine and Complementary/ Alternative Medicine: A Worldwide Review. 2001, S. 2

Wikipedia

Ute Engelhardt, Carl Hermann Hempen: Chinesische Diätetik. 3. Auflage. Urban&Fischer / Elsevier, München 2006,

Richard Stone: Lifting the Veil on Traditional Chinese Medicine. In: Science. Vol. 319, Issue 5864, 8. Februar 2008, S. 709–710

Hard to swallow. In: Nature. Band 448, Nr. 7150, 2007, S. 105–106

Traditional Chinese medicine. In: who.int. 20. Oktober 2008

  1. Shang, K. Huwiler, L. Nartey, P. Jüni, M. Egger: Placebo-controlled trials of Chinese herbal medicine and conventional medicine comparative study. In: International journal of epidemiology. Band 36, Nummer 5, Oktober 2007

WHO global report on traditional and complementary medicine 2019. WHO

  1. Shang, K. Huwiler, L. Nartey, P. Jüni, M. Egger: Placebo-controlled trials of Chinese herbal medicine and conventional medicine comparative study. In: International journal of epidemiology. Band 36, Nummer 5, Oktober 2007

dw.com/de/quacksalberei oder alternative was ist traditionelle chinesische-medizin

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