Sommer, Sonne, Urlaub

Zeckenalarm in ganz Europa

Halb Europa ist seit Wochen unterwegs. Viele zieht es in die Natur: Beliebt sind Wandertouren in den Bergen oder das Badevergnügen am Meer. Manch einer verbringt seine Freizeit auch im heimischen Garten. Doch überall dort, wo es besonders grün ist, sind auch Zecken – ein oft unterschätztes Risiko.

Die grünsten Länder Europas sind die Schweiz mit 31,80 % Waldfläche, Frankreich mit 31,6 %, Dänemark mit 14,20 %, Schweden mit 68,95 %, Österreich mit 47,20 % und Luxemburg mit 33,64 %.

Auch Deutschland gehört zu den waldreichsten Ländern der Europäischen Union. Mit 11,4 Millionen Hektar ist knapp ein Drittel (etwa 32 %) der Gesamtfläche mit Wald bedeckt, und dazu kommen noch unzählige Grünflächen.

In der Corona-Krise haben nicht nur die Deutschen ihre Liebe zur Natur entdeckt, dieser Trend hat ganz Europa erfasst. In der abwechslungsreichen Landschaft Europas lässt sich hervorragend Urlaub machen. Dazu kommt, dass Urlaub im Camper besonders angesagt ist. Urlaub im Wohnmobil wird immer beliebter, auch weil man immer mitten in der schönen Natur ist.

Vorsicht Zecken

Die Natur hat aber auch ihre Tücken. Was viele unterschätzen: Neben Mücken sind Zecken weltweit die größten Verbreiter von Krankheiten – innerhalb Europas noch vor den ungeliebten Mücken. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen an den Folgen eines Zeckenstichs, und in Europa kann es jeden treffen.

Zecken gehören zur Gruppe der Spinnentiere. Weltweit gibt es ungefähr 900 verschiedene Zeckenarten, die sich nur von Blut von Menschen und Wirbeltieren ernähren. Menschen werden am häufigsten von den Schildzecken befallen. Am weitesten verbreitet ist in Deutschland der gemeine Holzbock, xodes ricinus. 

Die Parasiten warten oftan Grashalmen, niedrigen Sträuchern oder Büschensitzend auf einen vorbeilaufenden Wirt, Mensch oder Tier, um sich an ihm festzusaugen, oder sie suchen sogar aktiv nach ihrem nächsten Opfer.„Dass Zecken sich von Bäumen fallen lassen oder gar springen, gehört ins Reich der Mythen“, sagt die Professorin Ute Mackenstedt, Zeckenforscherin an der Uni Hohenheim.

Zecken übertragen auf den Menschen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder die Borreliose.

FSME-Viren können eine Hirnhautentzündung auslösen 

Unbehandelt kann sich die Hirnhautentzündung innerhalb weniger Stunden zu einer schweren, lebensbedrohlichen Krankheit entwickeln: Die Bakterien vermehren sich so stark, dass das Gehirn anschwillt, Nervenzellen und Hirngefäße absterben und schließlich die inneren Organe versagen.

Hirnhautentzündung: die Symptome 

Ein bis zwei (maximal vier) Wochen nach dem Zeckenstich treten grippeähnliche, unspezifische Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, starke Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und leichtes Fieber auf. Die Symptome erinnern oft an eine Erkältung, mit der die FSME verwechselt werden kann.

Bei einem Teil der Erkrankten kommt das Fieber nach einer vorübergehenden Besserung zurück. Hirnhäute und Gehirn können sich entzünden, in manchen Fällen ist auchdas Rückenmarkbetroffen, und es können Nackenschmerzen, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle oder Lähmungen auftretenschreibt die Apotheken-Umschau.

Schutz bietet eine Impfung gegen FSME-Viren. Für den vollständigen Impfschutz sind in der Regel drei Impfungen notwendig, dann hält er laut Ständiger Impfkommission mindestens drei Jahre. 99 Prozent der Geimpften können mit einem vollständigen Schutz vor FSME rechnen.

Im Gegensatz zur Borreliose kann FSME nicht geheilt werden, lediglich die Symptome können mit Medikamenten behandelt werden. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen heilt die FSME ohne Komplikationen und Folgeschäden aus.

FSME-Endemiegebiete in ganz Europa

FSME-Endemiegebiete (Frühsommer-Meningoenzephalitis oder Hirnhautentzündung) befinden sich laut RKI in Mitteleuropa in Österreich, Polen, Italien, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Albanien, Griechenland und der Slowakei. In Nord-Europa steigt dasFSME-Risikoin den baltischen Ländern, Süd- und Mittelschweden, an der Südküste Norwegens und Finnlands sowie in Teilen Dänemarks. In Frankreich liegen die Zeckengebiete im Elsass und in Lothringen.

AuchSüdtirol ist ein FSME-Gebiet, die drei Hauptherde für FSME liegen in der Region Trentino-Südtirol, in den Belluneser Alpen in Venetien sowie in der nordöstlichen Region Friaul-Julisch Venetien. Auch in der Schweiz sind Zeckenweit verbreitet, und selbst in Spanien ist man vor diesen Tieren nicht mehr sicher, denn auch dort sind sie eine große Plage geworden.

Zu den FSME-Risikogebieten in Deutschland gehören große Teile Bayerns und Baden-Württembergs sowie Teile Hessens, Thüringens und Sachsens. Einzelne FSME-Risikogebiete befinden sich zudem in Sachsen-Anhalt, im Saarland und in Rheinland-Pfalz.

Darüber hinaus können FSME-Erreger in Mittel- und Norddeutschland auftreten. Insgesamt gibt es laut RKI aktuell 169 Kreise in Deutschland, die alsFSME-Risikogebietedefiniert wurden. „Es wurden auch in Bundesländern ohne FSME-Risikogebiete vereinzelt FSME-Erkrankungen beobachtet, sodass besonders während der Zeckensaison bei entsprechender Symptomatik überall in Deutschland differenzialdiagnostisch an FSME gedacht werden sollte”, empfiehlt das RKI.

Durch die wärmeren Sommer und milderen Winter sind Zecken jedoch inzwischenganzjährig in Europa und Deutschland aktiv. Eine zeckenfreie Jahreszeitgibt es nicht mehr.

Erkrankung durch die Lyme-Borreliose

Die häufigste durch einen Zeckenstich übertragene Erkrankung in Europa ist die Lyme-Borreliose. Beim Blutsaugen geben die winzigen Parasiten die Erreger Borrelia burgdorferi (Borrelien) an ihre "Opfer" weiter. Als Frühzeichen einer Erkrankung zeigt sicheinige Tage bis hin zu Wochen nach dem Zeckenstich die sogenannte „Wanderröte“, eine kreisrunde Hautrötung, die sich kreisförmig um die Einstichstelle ausbreitet. Spätfolgen der Borreliose können noch Monate oder sogar Jahre nach dem Zeckenstich auftreten. Je länger die Zecke saugt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung.

Die Symptome

Zu den Krankheitserscheinungen gehören Abgeschlagenheit, leichtes Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Konjunktivitis und Lymphknotenschwellungen. Bei drei bis fünfzehn von hundert Erkrankten befallen die Borrelien das Nervensystem. Zu den Spätfolgen einer Borreliose gehören chronisch entzündete, schmerzende und geschwollene Gelenke(Lyme-Arthritis). Unbehandelt kann die Borreliosezu bleibenden körperlichen Schäden und sogar zum Tode führen.

Menschen fangen sich einen Zeckenstich häufig bei Aktivitäten wie Joggen, Wandern, Reiten oder Camping ein. Aber auch imheimischen Garten oder im Park mitten in der Stadt sind Zecken auf Beutezug. Beim Menschen stechen Zecken am Kopf (Haaransatz, Ohren), am Hals, den Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder der Kniekehle.

Auch unsere Hunde sind in Gefahr

Kommen wir nun zum besten Freund des Menschen: Jeder Hundehalter weiß, dass die geliebten Vierbeiner ihr Glück kaum fassen können, wenn sie durch Wald und Wiesen laufen dürfen. Nur leider werden Hunde deutlich häufiger von Zecken befallen als Menschen.

Daher müsst ihr auf eure geliebten Streuner besonders aufpassen, denn nach einem Zeckenstich kann euer Hund schwer krank werden. Zu den häufigsten durch Zeckenübertragenen Infektionskrankheiten gehört auch beim Hund die Lyme-Borreliose. Jährlich sind etwa 80.000 Hunde von der Erkrankung betroffen.

Wie könnt ihr bei eurem Hund eine Borreliose erkennen? Die Symptome sind leichtes bis hohes Fieber, Mattigkeit, Lymphknotenschwellungen, Gelenkschwellung und Lahmheit infolge von Gelenkentzündungen, Appetitlosigkeit oder blutiger Urin. Wenn euer Hund diese Symptome aufweist, solltet ihr schnellstens einen Tierarzt aufsuchen, denn der Verlauf der Erkrankung kann fatal enden. Das gilt im Übrigen auch für eure Katzen, auch die werden gerne von Zecken gestochen.

Natürlich könnt ihr dem Ganzen vorbeugen. Nach jedem Streifzug mit eurem Hund in der Natur müsst ihr nicht nur euch, sondern auch euren Hund gründlich nach Zecken absuchen. Eine Zecke sollte unbedingt umgehend und schnell entfernt werden. Die Tierschutz-Organisation VIER PFOTEN gibt dazu gute Tipps. Noch ein paar weitere Regeln zur Orientierung: Vorteilhaft ist helle Kleidung, da ihr Zecken so besser erkennen könnt, bevor sie euch stechen können. Geeignete insektenabweisende Mittel, sogenannten Repellentien, solltet ihr auch dabeihaben.

Solltet ihr gestochen worden sein, könnt ihr die Zecke mit einer speziellen Zeckenzange aus der Apotheke oder mit einer spitzen Pinzetteentfernen. Beim Ziehen der Zecke gilt: nicht ruckartig, sondern vorsichtig und behutsam herausziehen. Nach Entfernung der Zecke solltet ihr die Einstichstelle gründlich desinfizieren.

Habt noch einen schönen Rest-Sommer und passt auf euch auf.

Dieser Artikel darf nicht zur Selbstdiagnose oder Behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

Quelle: RKI, Apotheken Rundschau, Vier Pfoten

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